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Alchemie in Schloss Weikersheim

Eine Dauerausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten

Unter dem Titel "Alchemie in Schloss Weikersheim" wird in den Räumen der einstigen Schlossküche das untergegangene alchemistische Laboratorium des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe aus dem 16. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Diesem Laboratorium und der Vorliebe des Grafen für die Alchemie ist die neue Dauerausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten gewidmet. Ermöglicht wurde diese Ausstellung durch die Unterstützung der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Stuttgart.

Porträt des Grafen Wolfgang II.

Graf Wolfgang II. war ein leidenschaftlicher Alchemist. Wissbegierig sammelte er in seiner Bibliothek die wichtigen wissenschaftlichen Werke seiner Zeit. Wie viele seiner Zeitgenossen, war auch Graf Wolfgang auf der Suche nach dem Stein der Weisen, der unedle Metalle in Silber, ja sogar in Gold umwandeln und Krankheiten heilen sollte.

Modell des LaboratoriumsgebäudesDer Graf ließ sich sofort, nachdem er 1586 Weikersheim zur Residenz gemacht hatte, ein alchemistisches Laboratorium errichten, in dem er selbst Versuche unternahm. In seiner Bibliothek standen die wichtigeren wissenschaftlichen Werke seiner Zeit, mit denen er sich intensiv befasste. Ganz offensichtlich: seine Experimente hatten eine fundierte Grundlage. Auch der wissenschaftliche Austausch war damals schon übliche Praxis; er stand er in brieflichem Kontakt mit Fürsten seiner Zeit, die sich ebenfalls für Alchemie interessierten, so Kaiser Rudolf II. von Habsburg und Landgraf Moritz von Hessen-Kassel.

Eine fürstliche Hofhaltung, der Schlossbau — wie alle Fürsten war Graf Wolfgang in Geldnot und damit eine interessante Adresse für einen betrügerischen Goldmacher. So auch in Weikersheim: 1595 kam Michael Polhaimer an den Weikersheimer Hof und wollte den Grafen einen Transmutationsprozess lehren. Bevor Graf Wolfgang sein Fachwissen auf die Probe stellen konnte, verschwand Polhaimer bei Nacht und Nebel ins Würzburgische — nicht, ohne einen Vorschuss eingesackt zu haben. Der Glücklose war aber bald verhaftet und büßte seine Schuld im Weikersheimer Gefängnis. Nach seiner Entlassung sollte er seine Schulden als Kanzleischreiber abarbeiten. Tragischerweise wurde er jedoch kurz darauf bei einem Streit erstochen.

Neben den Versuchen Gold herzustellen, führte Graf Wolfgang auch Experimente durch, die praktischen Zwecken galten. Er hatte im Schloss ein Destillatorium einrichten lassen, in dem zu gewerblichen Zwecken Branntwein hergestellt wurde. In der Schlossapotheke bereitete seine Frau, Gräfin Magdalena, Medikamente zu. Wie wichtig Graf Wolfgang die Alchemie war, zeigt sich daran, dass er 1602, als das Schloss Weikersheim noch im Bau war, ein neues Laboratoriumsgebäude im Schlosszwinger errichten ließ (Bild oben, Modell des Laboratoriums).

Keines seiner Laboratorien hat sich erhalten. Doch ist das Quellenmaterial zu Graf Wolfgang und seinen alchemistischen Versuchen sehr reich. So ist es gelungen anhand dieser Unterlagen ein Modell des ehemaligen Laboratoriums im Zwinger anzufertigen.

Zusammengetragen hat die zahlreichen Dokumente über Graf Wolfgang und sein Laboratorium Jost Weyer, Professor für die Geschichte der Naturwissenschaften in Hamburg. Jahrelang verfolgte er die Spuren des Grafen in den Archiven und Bibliotheken von Baden-Württemberg, v.a. in Hohenlohe. Dank seiner Ergebnisse konnte für die Ausstellung ein detailgetreues Modell des Laboratoriums nachgebaut werden. Was in der umfangreichen Bibliothek des Grafen stand, längst in alle Winde zerstreut, lässt sich in der Ausstellung wieder entdecken: Reproduktionen der alten Titel und Erläuterungen dazu füllen ein nachempfundenes Bibliotheksregal.

Bl,ick in die ehemalige Schlossküche, in der die Ausstellung zur Alchemie im Sc hloss untergebracht ist

In der alten Schlossküche im Erdgeschoss es Küchenflügels wird das alchimistische Laboratorium des Grafen Wolfgang thematisiert. Neben verschiedenen zeitgenössischen Schriften zur Alchemie vermitteln Nachbildungen zweier Destillationsöfen ein lebendiges Bild von den wissenschaftlichen Bestrebungen des Grafen Wolfgang.

Im Bereich des ehemaligen Laboratoriums des Grafen Wolfgang ist heute ein kleiner Hexengarten eingerichtet.

Im Bereich des ehemaligen Laboratoriums des Grafen Wolfgang ist heute ein kleiner Hexengarten eingerichtet.

Text: ssg
Foto Gf. Wolfgang: Schuler, Weikersheim

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