Die Zeit der Salier


 

Raum 14:Die Auseinandersetzung um das Königtum während des Investiturstreits

Im Kampf zwischen Kaiser und Papst um das Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Macht suchten beide Parteien nach Verbündeten. "Natürlicher" Verbündeter des Papstes war dabei der hohe Adel, der Frontstellung gegen die zentralistischen Bestrebungen des Königtums bezog. Die Auseinandersetzung um die Investitur und den Rang von Kaiser und Papst war daher auch ein Kampf um die Stellung des Königtums an sich.
Ausdruck dieser Zweigleisigkeit ist die Wahl Rudolfs von Rheinfelden, des Herzogs von Schwaben, 1077 zum Gegenkönig gegen den abgesetzten Heinrich IV. gewählt. Diese Wahl erscheint als eine Rückkehr zu alten germanischfränkischen Prinzipien: Sie wird in Forchheim, "auf fränkischer Erde", vollzogen, wie einstmals 911 die Wahl Konrads I. beim Erlöschen des Karolingerstammes; sie betont weiterhin zwar einerseits das Geblütsrecht, indem die familiäre Herkunft Rudolfs ihn als den geeigneten Kandidaten erscheinen läßt (Rudolf von Rheinfelden ist der - einzige einheimische - Schwiegersohn Heinrichs III. und damit Schwager des abgesetzten Königs), andererseits aber muß Rudolf bei seiner Wahl auf das Recht zur Vererbung des Königtums verzichten.
Die Vererbung des Königtums unter den Saliern hatte das Wahlrecht der Fürsten, das unter den geeigneten Kandidaten "von Geblüt" auswählte, zurückgedrängt. Dieses Geblütsrecht wird jetzt nicht etwa ausgeschaltet, es wird vielmehr in seine alte fränkische Form "restauriert". Diesem "Wahlrecht unter Geblüt" entspricht dann auch die Königswahl nach dem Tod Heinrichs V. 1125, als sowohl der Enkel Heinrichs IV., der Staufer Friedrich von Schwaben, der Schwiegersohn Heinrichs IV, der Babenberger Markgraf Leopold von Österreich, als auch der Sachsenherzog Lothar von Süpplinburg, in dem wohl ottonisches Geblüt floß, ihre Kandidatur erklärten.
Diese Auseinandersetzung ist Thema des ersten Teils der Ausstellungsstücke.

Vitrine l zeigt mit der Chronik des Ekkehard von Aura (um 1125) eine Darstellung, die die Kontinuität der salischen Herrschaft innerhalb der Familie demonstriert: Kaiser Konrad II. (sitzend mit Krone und Reichsapfel) übergibt als Stammvater der salischen Dynastie die Herrschaft an seine Nachkommen Heinrich III., Heinrich IV. (dargestellt mit seiner Frau Adel-heid/Praxedis, obwohl sie nicht die Mutter seiner Kinder war), Heinrich V. und Konrad. Die beiden letzteren sind nacheinander als Gegner gegen den Vater angetreten, Konrad 1093 (abgesetzt 1098), Heinrich 1104 - Ereignisse, die In keiner der Darstellungen erwähnt werden. In der Darstellung, wie Heinrich V. die Throninslgnlen von seinem Vater Heinrich IV. empfängt, wird derselbe friedliche Obergang des Throns suggeriert wie im Evangeliar Heinrichs V. aus Regensburg (Raum 8,
Vitrine 11).

Vitrine 2 gibt den Kontrapunkt mit einem zur Zeit des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden und wohl auch für diesen kurz nach 1080 in Schaffhausen entstandenen Pontifikale mit Krönungsordo, d.h. mit einer Instruktion für den ordnungsgemäßen Verlauf einer Königskrönung. Die ausgestellte Seite der Handschrift zeigt einen König, der die Insigrjien seiner Macht von zwei Erzbischöfen, von Vertretern der Kirche also, erhält. Da die Salier, besonders Heinrich IV., die entgegengesetzte Auffassung vertraten, kann die Handschrift nur auf der kirchlichen Seite entstanden sein (vgl. die Darstellung der Krönung Heinrichs III. durch Christus selbst, Raum 7, Vitrine 5)
Daneben liegt die bronzene Grabplatte des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden aus dem Merseburger Dom. Sie zeigt ihn mit Reichsapfel, Lilienszepter und Bügelkrone und ist das erste Grabmal eines weltlichen Fürsten mit der Darstellung des Verstorbenen im Bild. Offenbar sollte damit der Status des Gegenkönigs erhöht werden.

  Bitte beachten Sie:
Die Präsentation enthält im Projektstadium nur den unbearbeiteten Text des Kurzführers mit den auf die damalige Ausstellung bezogenen Vitrinen-Verweisen. Eine Umarbeitung wird nach und nach veröffentlicht, sobald die Genehmigung der Museen zur Reproduktion der Bilder vorliegt. (5.9.03)
   

im Detail:

weiter:

Fortsetzung "Investiturstreit"
Bischofspfalzen
(Modelle)
Ministeriale und Bürger

siehe auch:

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