Räume
9-13: Denkmäler der Kirche
Die kirchlichen
Schätze sind fast durchweg von liturgischen Notwendigkelten bestimmt
und dienen zum einen dem Gottsdienst, zum anderen der Zur-Schau-Stellung
verehrter Reliquien. Ausgestellt sind daher vor allem Meßgewänder
und Bischofsstäbe (Raum 9,
Vitrine 1), Reliquienbehälter (Raum 10) sowie Altar- und Vortragekreuze
(Raum 11).
Die Glasfenster aus dem Augsburger Dom (Raum 9, Kopien nach dem
Original) wurden um 1100 gefertigt und zeigen die Propheten Daniel
und Jonas sowie König David. Vor allem Jonas gilt dabei als Vorausdeutung
auf Christus, weil er vom Wal (= Höllenrachen) verschlungen, aber
wieder ausgespien wurde. Daniel deutete den Traum Nebukadnezars
als Ankunft des ewigen Reiches Gottes, und David ist der Vorfahr
Christi. Alle drei tragen die Adelstracht des Hochmittelalters,
die Propheten tragen den mittelalterlichen Judenhut, David trägt
Krone und Szepter. Die Spruchbänder lauten: bei Daniel OSTENDE
D(omi)NE FACIE(m) TVA(m) (Sieh gnädig an [Dein Heilig-tum], Daniel
9,17), bei David BEATI Q(u)I HAB(itant) I(n) DOMO TVA D(oml)NE
(Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, Psalm 84 (83),5, bei
Jonas RVRSVM VIDEBO TE(m)PLV(m) S(an)C(t)V(m) D(e)I M(e)I ([Ich
dachte,] ich werde Deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen, Jonas
2,5).
Reliquien sind Überreste besonders verehrter Heiliger oder Gegenstände,
die mit ihrem Martyrium im Zusammenhang stehen. Sie werden entweder
im Hochaltar (vgl. das Reliquienkästchen im sog. Krodo-Altar)
oder, wenn sie der gläubigen Menge zur Schau gestellt werden sollen,
in eigens dafür gefertigten Rellquienkästchen oder Reliquiaren
aufbewahrt. Die Form der Reliquiare entspricht dabei oft den In
ihnen aufbewahrten Reliquien.
Drei typische Formen von Reliquiaren zeigt bereits Raum 10 in
den Vitrinen 3, 4 und 5. In Vitrine 3 ist ein Reliquiar in Form
eines Kirchengebäudes mit Apsis und Dachreiter aus der Mitte des
11. Jahrhunderts ausgestellt. Die Inschrift an der Seite erwähnt
nur den Stifter, wohl den Grafen Heinrich von Laach, und ein von
ihm gestiftetes Bauwerk, wohl die älteste Limburger Stiftskirche.
In dieser Form entspricht das Reliquiar den Modellen von Kirchengebäuden
auf Stifterreliefs des 12. Jahrhunderts.
Vitrine 4 zeigt einen kostbar verzierten Reliquienschrein ohne
bildlichen Bezug zum Inhalt, während der sog. Schlüssel des heiligen
Hubertus (Vitrine 5) schon durch seine Form die darin aufbewahrte
Petrusreliquie (Schlüssel = Symbol des Petrus) verrät. Nicht der
Schlüsselbart ist das entscheidende Element dieses Stücks, sondern
der hohle Griff, in dem Stücke der Ketten aufbewahrt wurden, mit
denen Petrus In Rom gefesselt war.
Vitrine 6
enthält Glas- und Bergkristallreliquiare, von denen die letzteren
(Nr. 1-4) durchweg aus dem Orient, d.h. aus Ägypten und Syrien
stammen und dort vermutlich z.T. als Parfumflacons dienten. In
Mitteleuropa stellten diese Gebrauchsstücke einen solchen Wert
dar, daß man sie zur Aufbewahrung des kostbarsten, was man hatte,
eben der Reliquien, verwendete. Erst in der 1. Hälfte des 12.
Jahrhunderts setzte in Mitteleuropa die Produktion von Glasbehältern
ein, die allerdings das orientalische Vorbild nicht erreichten
(Nr. 5).
Die wertvollsten Reliquien waren diejenigen von der Passion Christi,
also Splitter vom Kreuz (von denen es allerdings im Lauf d"er
Zeit eine unglaubliche Menge gab) und Kreuznägel (Kreuznagel-Reliquiar
in Vitrine 8)
Im anschließenden Raum werden drei Elfenbein-Schnitzarbeiten gezeigt,
die das Weiterblühen der Elfenbeinkunst der karolingischen und
ottonischen Periode dokumentieren.
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