3.12.09
Die Badische Landesbibliothek präsentiert
mit dem "Nibelungenlied" das in Karlsruhe verwahrte
UNESCO-Weltkulturerbe
Im Juli 2009 hat das Internationale Komitee des Programms "Memory
of the World" den Entschluss gefasst, das "Nibelungenlied" zum
UNESCO-Weltdokumentenerbe zu ernennen (wir berichteten). Mit
dem Titel ausgezeichnet werden die drei vollständigen Handschriften
des 13. Jahrhunderts, die in der Bayerischen Staatsbibliothek
in München, in der
Stiftsbibliothek St. Gallen und in der Badischen Landesbibliothek
Karlsruhe aufbewahrt werden.
Die "Nibelungenlied"-Handschrift C in der Badischen
Landesbibliothek ist die älteste und für die Überlieferungsgeschichte
des "Nibelungenlieds" bedeutendste Handschrift.
Mit der Entscheidung des UNESCO-Kommitees fanden die erfolgreichen
Bemühungen aus dem Jahr 2001, die "Nibelungenlied"-Handschrift
C in ihrem Sammlungszusammenhang für Baden-Württemberg
zu erhalten, Anerkennung.

Nibelungenlied, Handschrift C, 13. Jh.,
Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Seit dem Jahre 2001 befindet sich der Codex als Eigentum der
Landesbank Baden-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland
in der Badischen Landesbibliothek. Die aus der Fürstlich
Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen stammende
Handschrift kam am 15. Juni 2001 nach Karlsruhe. Die Badische
Landesbibliothek wurde als endgültiger Standort bestimmt.
Sie hatte bereits 1994 die deutschsprachigen mittelalterlichen
Handschriften der Donaueschinger Bibliothek erhalten.
Die Auszeichnung der UNESCO wird in einem offiziellen Festakt
am 25. Januar 2010 in München vergeben werden.
Die Badische Landesbibliothek präsentiert die Handschrift
aus diesem Anlass an vier Tagen der Öffentlichkeit.
Von Donnerstag, dem 28. Januar, bis zum Sonntag, dem
31. Januar 2010, wird sie zwischen 10 und 22 Uhr in einer Sonderausstellung
zu sehen sein.
Neben der "Nibelungenlied"-Handschrift werden weitere
mittelalterliche Kostbarkeiten aus der Handschriftensammlung
der Badischen Landesbibliothek gezeigt. Zu sehen sind u.a. die
reich illuminierte "Weltchronik" des Rudolf von Ems
und eine berühmte "Parzival"-Handschrift. Es werden
rund um die Uhr Führungen angeboten. Am Freitag, dem 22.
Januar 2010, berichtet die Leiterin der Abteilung Sammlungen
der Badischen Landesbibliothek, Dr. Ute Obhof, in einem einführenden
Vortrag über die "Nibelungenlied"-Handschrift
C und die Schätze der Karlsruher Handschriftensammlung.
Das "Nibelungenlied" gilt als herausragendes Beispiel
der europäischen Heldenepik. Es beruht auf älteren
mündlichen Traditionen und wurde um oder kurz nach dem Jahr
1200 von einem unbekannten Dichter am Hof des Passauer Bischofs
Wolfger von Erla niedergeschrieben. In zwei Teilen wird zunächst
die Geschichte von Siegfrieds Tod, dann die vom Untergang der
Burgunden erzählt. Die strophische Dichtung in 39 Aventiuren
bildet einen gewichtigen Bestandteil der deutschsprachigen Literatur
der Jahrzehnte vor 1200, der so genannten klassischen Zeit des
Mittelhochdeutschen. Es handelt sich um ein Kulturdenkmal höchster
Güte. In Karlsruhe ist es das einzige von der UNESCO als
Weltkulturerbe ausgezeichnete Kulturzeugnis.
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