Die Zitadelle von Besançon in der Franche-Comté ist
eine der schönsten befestigten Zitadellen Vaubans
in Frankreich. Sie befindet sich in ausgezeichnetem Zustand
und verleiht der Stadt Besançon viel von ihrem unvergleichlichem
Charakter.

Zitadelle von Besançon © Société 0927
Die Zitadelle von Besançon – mit fast 300
000 Besuchern pro Jahr touristischer Höhepunkt der
Franche-Comté – kann zusätzlich zum Rahmen
ihrer historischen Architektur und ihrer topographischen
Lage mit Ausstellungen zu Vauban, mit einem Museum der
Résistance und Deportation, einem volkskundlichen
Museum der Franche-Comté , einem regionalen archäologischen
Service und mit vielen anderen naturkundlich und ökologisch
orientierten Sammlungen aufwarten. Sie ist zusammen mit
der Stadtbefestigung und dem Fort Griffon seit dem 7. Juli
2008 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die Zitadelle umfasst eine Fläche
von elf Hektar wurde auf dem Hügel Saint-Etienne errichtet,
einem der sieben Hügel, die den natürlichen Schutz
der Hauptstadt der Franche-Comté mit Bregille, Griffon,
Planoise, Chaudanne etc. bilden. Dessen strategische
Bedeutung nutzte schon Julius Cäsar 58 v. Chr.. Die
Anlage erhebt sich 100 m über die Stadt und bietet
einen herrlichen Blick über Besançon und Umgebung.
Die Stadt selbst liegt in einer natürlichen Flussschlinge
des Doubs, der Felsen, der die Zitadelle trägt, ist
die schmalste Stelle dieser Schlinge.
Mit den Befestigungsarbeiten auf dem Mont Saint-Etienne
wurde unter Leitung des Festungsbaumeisters Vauban im März
1668, unmittelbar nach einer ersten französischen
Eroberung der Stadt, begonnen. Der Friede von Aachen gab
zwar im Mai desselben Jahres, nach drei Monaten, die Stadt
wieder an Spanien zurück, doch setzten die spanischen
Herren in den folgenden sechs Jahren die Arbeiten unter
der Leitung von Ambrose Precipiano fort. Als 1674 die französischen
Truppen erneut vor Besançon standen, kommandierte
Ludwig XIV. sie persönlich, Vauban leitete die Belagerung.
Die Stadt hielt zwanzig Tage aus, für die Eroberung
der Zitadelle wurden noch einmal sieben Tage benötigt.
Nach der Einnahme – definitiv geregelt im Vertrag
von Nimwegen 1678 – nahm Vauban die Arbeiten wieder
auf und führte sie in den folgenden dreißig
Jahren zu Ende. Der Bau verschlang so viel Geld, dass einer
Anekdote zufolge Ludwig XIV. Vauban fragte, ob die Mauern
aus Gold seien.
Vauban führte die von den Spaniern begonnenen Arbeiten
fort. Er entwarf Bastionstürme zur Verteidigung der
Stadt gegen von den umliegenden Höhen ausgehende Gefährdungen
sowie das Fort Griffon als zweite Festung auf dem rechten
Ufer des Doubs, wenig vom Scheitelpunkt der Schleife entfernt.
Beide Festungen waren so angelegt, dass sie gemeinsam das
Schussfeld mit ihren Geschützen bestreichen und so
die Stadt verteidigen und kontrollieren konnten. Der Pont
Battant, strategisch wichtiges Verbindungsglied zwischen
den beiden Festungen, konnte im Fall des Falls der einen
Festung zerstört werden, um die andere zu schützen.

Bastionsturm Chamars. © Ville de Besançon
Da sich auf der Flussschlinge, die die Stadt einschließt,
bereits weitgehend die Stadt selbst erstreckte, jenseits
des Flusses sich aber die Hügel erheben, hatte Vauban
wenig Raum für die Anlage von traditionellen Festungsmauern.
Er ließ daher die Geschütztürme direkt
am Fluss errichten, vor den Hügeln, die die Stadt
beherrschten. Er schloss in dieser Umfassung auch die mittelalterlichen
und unter Karl V. im 16. Jahrhundert erneuerten und erweiterten
Verteidigungsanlagen ein.
Auf diese Weise entstanden Geschütztürme, die
wenig Platz beanspruchten, aber auf zwei Stockwerken Patz
für die Geschütze boten und wirksamen Schutz
vor feindlichem Artilleriefeuer boten. So wurde auch der
mittelalterliche Turm der Burg modernisiert. Besançon
wurde so zu einem Experimentierfeld, um praktische Erfahrungen
mit Geschütztürmen zu sammeln, die Vauban dann
an anderen Stellen, wie Belfort oder Landau, anwenden konnte.

Modell der Stadtmit den Befestigungsanlagen. © Ville
de Besançon
Vauban nutzte mit der Zitadelle, dem Herzstück der
Verteidigung an der engsten und höchsten Stelle, die
besten Eigenschaften der natürlichen Lage, die Besançon
bot, ebenso wie mit den Festungswällen von Battant
mit Bastionen, Demi-Lunen und dem Fort Griffon und ebenso
wie mit der innovativen Ummauerung der Flussschleife. Dieses
System berücksichtigt, dass die umliegenden Höhen,
die dem Angreifer vorteilhafte Positionen hätten bieten
können, höher sind als die Zitadelle.
Die Festung wurde als Gefängnis oder als Unterkunft
für Truppen genutzt. Fortschritte in der Artillerietechnik
ließen die Anlage schnell ungenügend werden.
Dennoch behielt sie im Krieg gegen Österreich 1814
und gegen Preußen 1871 militärisches Gewicht,
erlitt aber wenig Schaden. Die Veränderungen, die
in dieser Zeit, im 19. und 20. Jahrhundert, vorgenommen
wurden, lassen dennoch an zahlreichen Orten den Glanz des
alten strategischen Orts, der nach Vaubans Plänen
ausgebaut wurde, erkennen.
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