Dora - Chronik - Einrichtung des KZ Dora
Geschichte des Kohnsteins bei Nordhausen/Thüringen Das Höhlensystem im Kohnstein (siehe Bild 4) zwischen Nordhausen und Niedersachswerfen (siehe Bild 1) gab es bereits seit 1917. Die BASF ließ dort bis 1935 13 Mio. Tonnen Anhydrit zur chemischen Verarbeitung in den Leunawerken Merseburg abbauen. 1935 führte die Wifo (Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft), ein Teil des Reichswirtschafts-ministeriums, den Auftrag zum Ausbau des Stollensystems aus. Es sollte als strategisches Tanklager zur Aufbewahrung von z.B. Benzin oder Giftgas dienen. Das Anhydritgestein eignete sich für diesen Zweck besonders, da es, zum Erbauungszeitpunkt, mitten in Deutschland lag und somit für feindliche Flugzeuge praktisch unerreichbar war. Die Stabilität des Gesteins ersparte eine bergmännische Absicherung der Stollen, und das abgebaute Material konnte direkt zur Produktion abtranspotiert werden und ließ so keine Rückschlüsse auf unterirdische Hohlräume zu. Bis August 1943 wurden 46 Kammern auf 120´000 m² fertiggestellt. (siehe Bild 2) Verlegung der A4/V2-Produktion in den Kohnstein Im Juli/August 1943 wurden die deutschen Industriegebiete, darunter auch wesentliche Fabrikationsstätten des A4/V2-Programmes wie u.a. Wiener Neustadt und Friedrichshafen, durch Luftangriffe stark beschädigt. Unter Häftlingseinsatz montierte Raketenteile hätten nach Peenemünde zur Endfertigung geliefert werden sollen. Als schließlich Mitte August 43 die Heeresversuchsanstalt Peenemünde selbst von den Engländern bombardiert wurde, entschied Adolf Hitler noch in der gleichen Nacht, dass die Fertigung der V2 zukünftig unterirdisch stattfinden sollte. Das im Kohnstein bereits vorhandene unterirdische Tanklager eignete sich dafür auch wegen seiner zentralen Lage hervorragend und wurde deshalb zur Serienproduktionstätte ausgebaut. (siehe Bild 3) Einrichtung des Konzentrationslagers Dora Der Name Dora stellte einen Codenamen dar, der jeglichen Verweis auf die Lage der Produktionsstätte verhindern sollte. Das Lager im Südharz war die letzte KZ-Gründung in NS-Deutschland und bedurfte strengster Abschirmung und Geheimhaltung. Häftlingseinsatz in der Produktion Die ersten Raketen verlassen das KZ Dora am 1. Januar 1944. Bis Ende Januar werden noch 52 weitere V2 produziert. Zusätzlich begann im August 1944 noch die Herstellung der V1. Im Mittelbau wurden jedoch nicht nur Vergeltungswaffen, sondern auch Triebwerke für Düsenflugzeuge und Flugabwehrraketen vom Typ Taifun fertiggestellt. Da die Arbeitskräfte nicht mehr so leicht zu ersetzen waren, wie zu Beginn der Arbeiten im Mittelbau, wurden Arbeitskräfte ausgewählt, die jung, widerstandsfähig und fähig waren. Am 5. Januar wurden 1000 Häftlinge, die nicht mehr arbeitsfähig waren, in die Vernichtungslager gebracht. Ihnen sollten noch 2000 weitere folgen. Um die von der NS-Führung vorgeschriebene Zahl von 3000 invaliden Häftlingen zu erreichen, wurden auch Leichen in die Waggons der Transporte geworfen. |
Verbesserung der Lebensbedingungen Da immer noch zu viele Häftlinge starben, die schon eingearbeitet waren, wurden die Lebensbedingungen der Häftlinge ab Sommer 1944 verbessert. So wurde beispielsweise, um die Leistungsfähigkeit der Arbeiter zu steigern, beschlossen, ein überirdisches Lager zu errichten und die Zeit, die den Häftlingen zum Schlafen zur Verfügung stand, zu verlängern. Das KZ Mittelbau-Dora wird eigenständig Das KZ Mittlelbau-Dora, das ursprünglich ein Außenlager des KZ Buchenwald war, wurde am 1.Oktober 44 eigenständig. Es bekam somit auch einige für ein KZ damals übliche Einrichtungen, wie z.B. eine Krankenstation, ein Bordell, ein Lagergefängnis und eine Häftlingsmusikkapelle, die die SS als besonders wichtig erachtete. Im April und Mai 1944 wurden die Außenlager Hans und Erich (Mittelbau II und III) gegründet. Diese Außenlager unterstanden schon damals dem KZ Dora. Nachdem es selbstständig wurde, unterstanden der Lagerleitung von Dora mehr als 30 Außenlager. Das Mittelwerk wurde als GmbH geführt, von der das KZ ein Teil war. Kampf der SS gegen den Widerstand der Häftlinge Im November 44 wurden einige V2 nach Dora zurückgeschickt, weil sie defekt und vermutlich vom Widerstand der Häftlinge sabotiert worden waren. Daraufhin wurden die Strafen bei Sabotage stark verschärft und auch die Maßnahmen zur Abschreckung. Es wurde allerdings beinahe jedes Vergehen als Sabotage angesehen. Die "Krankenstation" Boelcke-Kaserne, ein Vernichtungslager Später, am 9. Januar 45, wurde auch die Bölcke-Kaserne verwendet um dorthin kranke und verletzte Häftlinge zu bringen. Schwerkranke wurden allerdings von dort aus weiterhin zur Arbeit beim Tunnelausbau geschickt und so stark dezimiert. In Wirklichkeit war der "Häftlingskrankenbau" Boelcke-Kaserne (Lage siehe Bild 8) ein Vernichtungslager. US-Amerikanische Studien ergaben, daß die Verpflegung dort den halben Nährwert gegenüber den anderen Lagern zu dieser Zeit hatte. Nachts bekamen die Insassen eine Decke zum Schlafen, der Raum wurde zweimal täglich zehn Minuten beheizt. Zum Austreten standen lediglich einige Eimer zur Verfügung. Wegen hoffnungsloser Überbelegung und fehlender Nahrungsrationierung bekamen die Kranken oft bis zu drei Wochen keinerlei Nahrung und die Sterblichkeit nahm riesige Ausmaße an. Am 3. und 4. April 1945 wurde Nordhausen von den Alliierten bombardiert. Dabei wurde auch die Boelcke-Kaserne getroffen. 1276 Häftlinge, die sich im Freien befanden, starben.(siehe Bild 11) |
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