Transfer / Gestern-Heute

 

Transfer / Gestern-Heute
(Stand: Februar 1999)

 
 

Die FAG plant auch heute wieder, eine neue Start- und Landebahn zu bauen, um den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen zu Europas Luftmetropole Nr. 1 zu machen. Und wie damals zeigen sich auch jetzt schon Anzeichen des Protestes unter den Bürgern der lärmbetroffenen Orte und Gemeinden. Leute, die damals schon in der Anti-Startbahn-Bewegung mitgemacht haben, werden wieder aktiv. Andere, jüngere Leute schließen sich an. Neue Bürgerinitiativen werden gegründet, und auch die örtlichen Grünen, die zum Teil größten aus den damaligen Protesten entstanden sind, mischen sich mit ins Geschehen.

Doch ob die Protestierer von damals, die von ihrer "Niederlage" beim Protest gegen die Startbahn 18 West nicht ganz ungetrübt davon gekommen sind, noch einmal den Mut, die Standhaftigkeit und vor allem die Euphorie aufbringen können, sich gegen den Staat, die FAG und die ganze Industrie aufzulehnen, nachdem der Protest vor nunmehr fast zwanzig Jahren einfach unterdrückt wurde und zu kaum etwas geführt hat, bleibt unklar. Vielleicht bekommen sie genügend Unterstützung von ihren jüngeren Mitstreitern, vielleicht interessieren sich diese auch nicht für solch ein Thema.

Nach dem Ausbau in den 80'ern geht es jetzt wieder los, die FAG hat neue Pläne zur Flughafenerweiterung. Diesmal soll entweder eine neue Bahn im Schwanheimer Wald bei Kelsterbach oder im Kelsterbacher Wald gebaut werden oder aber der US- Militärflughafen Wiesbaden-Erbenheim wird vom "Monster" Flughafen-Frankfurt einverleibt werden. Die Pläne der FAG liegen bereits vor, aber wie schon vor 20 Jahren laufen die Protestaktionen wieder an. Die FAG hat eine ausführliche Erklärung von 142 Seiten, gespickt mit Tabellen und Grafiken, herausgebracht, in der erklärt wird, warum die Region aus ihrer Sicht an einem Scheideweg stehe: Ohne einen Ausbau werde der Flughafen seine Stellung als "führende kontinentale und wichtige interkontinentale Drehscheibe" nicht halten können. Dies sind wohl dieselben Argumente, die schon vor 20 Jahren gebracht worden sind und auch damals nicht für viel Überzeugung in der Bevölkerung gesorgt haben. Und wie man sieht, hatten die Menschen damals gar nicht so unrecht mit ihren Befürchtungen, denn wie die Anteilseigner des Flughafens sagen, muss "das Monster mehr Futter bekommen". Was im Dokument der FAG fehlt, ist die Tatsache, dass eine eventuelle Nordbahn im Schwanheimer Wald eine riesige Fläche Bannwald kosten würde. Außer der 2000 Meter langen Start- und Landebahn selber müssten noch ein neues Terminal, ein Rollfeld und ein Vorfeld gebaut werden.

Momentan starten und landen in Frankfurt durchschnittlich 76 Maschinen pro Stunde, 80 wären vielleicht mit dem jetzigen Potential noch zu bewältigen. 120 fordert die Lufthansa, der größte Kunde der FAG; deshalb müsse eine Ausweitung her. Dabei ist Frankfurt der alles beherrschende Knoten des deutschen Luftverkehrs. "Wer mit der Lufthansa von Hamburg oder Hannover, Berlin oder Stuttgart nach New York oder Chicago will, der muss erst nach Frankfurt. Rund 40 Millionen Gäste verfrachtete die Airline im vergangenen Jahr (1998). Etwa zwei Drittel der Lufthansa-Passagiere, die den Dreh- und Angelpunkt Frankfurt ansteuern, steigen dort nur um. Von allen Ballungsgebieten der Bundesrepublik wird die Masse Mensch ins Rhein-Main-Gebiet gekarrt. Die Lufthansa degradiert Deutschlands Metropolen zum Passagier-Pool für das schwarze Loch ihres Heimatflughafens.", so Thomas Tuma im Leitartikel des "Spiegels" vom 15. 2. 99. Obwohl die Lufthansa nicht um ihr Bestehen zu fürchten hat, ist sie es, die fordert, dass die Flugbewegungen auf das Anderthalbfache gesteigert werden.

Die neuen Bürgerinitiativen setzen sich gegen alle Konzepte ein, die die FAG geplant hat, sowohl gegen die Start- und Landebahn als auch gegen das andere vorgeschlagene Projekt, den Ausbau der Erbenheimer Air Base zu einem öffentlichen Flughafen.

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Sie behaupten sogar, dass die FAG vorhat, erst die Air Base auszubauen, um danach doch die Start- und Landebahn Nord in die Wirklichkeit umzusetzen. Das sieht auf den ersten Blick ganz plausibel aus, denn um eine Umsteigemöglichkeit zu schaffen, könnte man leicht eine Verbindung vom Frankfurter Flughafen zur nur 25 Kilometer entfernten Air Base herstellen. Allerdings würden wegen des komplizierten Gepäcktransportes das Umsteigen in 45 Minuten nicht möglich sein.

Trotzdem würde Erbenheim den Flughafen um 100.000 Flugbewegungen pro Jahr erleichtern. Wenn sie dann doch die Start- und Landebahn bauen würden, hätten sie sich ihre Stellung als Luftmetropole bis weit ins nächste Jahrtausend gesichert. Ob es allerdings noch einmal einen so gigantisch großen Protest wie vor zwanzig Jahren geben wird, ist zu bezweifeln. Zwar gibt es auch heute viele, die sagen, sie würden sich (wieder) gegen den Flughafenausbau einsetzen, aber sie haben auch mitbekommen, wie das Ganze damals abgelaufen ist und wie egal es den Politikern war, was die Demonstrierer gemacht haben. Damals hat die Polizei mit aller Brutalität und Rücksichtslosigkeit versucht, alles, was die Startbahngegner aufgebaut und überlegt haben, zu zerstören. Und in den Medien wurden dann auch noch die Demonstrierer als Chaoten usw. dargestellt. Viele wollen nicht noch einmal eine solche Enttäuschung erleben. Trotzdem wird es einige Leute geben, die sich von den damaligen Niederlagen nicht abhalten lassen und sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die erneute Erweiterung des Flughafens stellen werden. Und vielleicht schließen doch ihnen wieder noch mehr an und vielleicht schaffen sie es ja diesmal, etwas zu erreichen.

Um diesmal den Streit der Parteien, FAG und Startbahngegner zu vermindern, wurde ein Mediationsverfahren eingeleitet. Das ist eine Vermittlungsrunde, die die beiden Kontrahenten zu einer für beide Parteien annehmbare Lösung verhelfen soll. In der Vermittlungsrunde sitzen 21 Vertreter von Kommunen, Landes- und Bundesregierung, Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden. Umweltverbände und Bürgerinitiativen haben mit einer Ausnahme die Teilnahme verweigert, da es ihrer Meinung nach nur noch um das "Wie", nicht um das "Ob" eines Ausbaus geht. Sie erhoffen sich also keine Lösung in ihrem Sinne von der Mediationsgruppe. Wer sich dieses Mal durchsetzten wird, bleibt demnach abzuwarten.

 

 

 

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