Thomas Mann: Tod in Venedig (1911)
-
In seiner 1911 verfassten Novelle bedient sich Thomas Mann einer ausgefeilten Sprech- und Erzählweise, welche in langen, mehrfach untergliederten und streng kontrollierten Sätzen eine Fülle von äußeren und inneren Eindrücken wiedergibt und darin wiederum Gustav von Aschenbachs Wille zu disziplinierter Form und sprachlicher Zucht wiederspiegelt.
- Weniger knapp und nüchtern dürfte die "respektvoll erschütterte Welt" auf die Todesnachricht reagiert haben. Die Stunde der Nekrologen hat geschlagen, salbungsvolle Nachrufe werden verfasst, Aschenbach erhält in den monarchistischen Blättern seine letzten Weihen.
- Aber auch sozialdemokratische Zeitungen können nicht schweigen. Natürlich stellt sich Aschenbachs Haltung und Leistung aus ihrer Sicht etwas anders dar.
- Einer aber wird von diesem traurigen Tod nie etwas erfahren: Der schöne Tadzio. Nur eines Abends, im Kreise seiner Gouvernante und Geschwister, wird er sich daran erinnern, dass da letzten Sommer in Venedig dieser deutsche Herr war, dessen Wege sich so oft mit den ihrigen gekreuzt haben. Ein Gespräch entspinnt sich zwischen den Kindern, man versucht sich zu erinnern, wie der Herr aussah, was er den ganzen Tag machte, wo man ihm überall begegnet ist, was man über ihn in Erfahrung gebracht hat und was aus ihm wohl geworden sein mag.
Die letzten drei Sätze der Erzählung aber sind von erstaunlicher Kürze und Nüchternheit und berichten von Aschenbachs Ableben:
"Minuten vergingen, bis man dem seitlich im Stuhle Hingesunkenen zu Hilfe eilte. Man brachte ihn auf sein Zimmer. Und noch denselben Tages empfing eine respektvoll erschütterte Welt die Nachricht von seinem Tode."
- Arbeitsauftrag:
Mehr zu Thomas Manns Novelle: HIER
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.