Städtische Museen Konstanz - Schloss Arenenberg, Schweiz
Napoleon III. - Der Kaiser vom Bodensee
Vom
Flüchtling zum Kaiser
Die in Konstanz und im schweizerischen Schloss Arenenberg
stattfindenden historischen Ausstellungen nehmen den 200.
Geburtstag von Louis Napoleon Bonaparte, dem späteren Kaiser
Napoleon III. (1852-1870), zum Anlass, um neben der historischen
Person auch die Zwischenzeit nach dem Wiener Kongress und
dem Wiederauferstehen des Bonapartismus in Frankreich zu
beleuchten. Die damals gerade erst badisch gewordene Bischofstadt
Konstanz bot der aus Frankreich vertriebenen Ex-Königin
Hortense und ihrem kleinen Hofstaat eine neue Heimat: Beschützt
von Großherzog Carl und seiner französischen Frau Stephanie,
Hortenses Cousine, wuchs der junge Prinz Louis Napoleon
in Konstanz und später auf dem Schloss Arenenberg im Thurgau
auf. Die Bodenseeregion spielt in der Persönlichkeitsbildung
des später betont europäisch gesonnenen Kaisers eine entscheidende
Rolle. Sie war der bedeutendste Rückzugsraum maßgeblicher
Mitglieder der einst kaiserlichen Familie. Hier, im schweizerisch-badisch-württembergisch-bayerischen
Grenzland wuchs der junge Louis Napoleon heran, angeleitet
von bedeutenden Reformern wie Bistumsverweser Ignaz Heinrich
von Wessenberg und stark verankert in der alemannischen
Mentalität seiner neuen Heimat. Von hier aus schmiedete
seine Mutter, die holländische Ex-Königin Hortense de Beauharnais,
über ihr europäisches Netzwerk Pläne, die ihren Sohn auf
den französischen Thron führen sollen. Aus Wien schickte
der Staatskanzler Fürst Metternich Spitzel und Spione, die
sich an die Fersen der Ex-Königin hefteten und regelmäßig
nach Wien und Paris berichteten. Auch später als Kaiser
blieb Napoleon III. seiner prägendsten Heimat verbunden
und die Heimat ihm: Im deutsch-französischen Krieg war die
Begeisterung über Napoleons Ende am Bodensee sehr geteilt. Die
Sonderausstellung widmet sich der Jugendzeit einer wichtigen
historischen Figur der europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts,
die von Forschung und Museen in den vergangenen Jahrzehnten
kaum beachtet wurde. Jüngste Forschungen in Archiven und
Privatsammlungen ermöglichen nun einen genaueren Blick auf
die liberale süddeutsch-eidgenössisch geprägte Sozialisierung
eines späteren Monarchen der letzten Glanzzeit der europäischen
Monarchien vor dem Ersten Weltkrieg.
Die beiden Ausstellungen basieren auf seriösen wissenschaftlichen
Forschungen und neuesten Exponatfunden. Doch in ihren Präsentationsformen
werden sie breite Bevölkerungskreise und vor allem auch
junge Museumsbesucher ansprechen. Interaktive Elemente,
moderne Medien-Stationen und sinnlich inszenierte Lebenswelten
von damals sollen den Besuch der Ausstellung zu einem spannenden,
aufregenden und nachhaltig positiven Erlebnis und zu einer
packenden Reise in die Vergangenheit werden lassen: Da wird
Napoleons Schlitten von wilden Fahrten erzählen, der Konstanzer
Wirtshausstuhl, auf dem er saß, berichtet von derben Festen
des Draufgänger-Prinzen. Und unterm riesigen Napoleonhut
erfahren Kinder, wie sich der Neffe des großen Napoleon
als vorherbestimmter Nachfolger gefühlt haben muss
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