Der oberschwäbische Klosterwinkel weist eine besondere
Dichte an Wallfahrtsstätten auf, an denen wundertätige
Gnadenbilder der Muttergottes verehrt werden. Zu allen
Zeiten ist sie die wichtigste Fürsprecherin und Schutzpatronin
aller Gläubigen. Wallfahrten, um die Hilfe Marias
zu erbitten oder für ihren gewährten Beistand
zu danken, sind daher ein wichtiger religiöser wie
auch sozialer Bestandteil im Leben von Klerus und Volk.
Die wohl beeindruckendste Marienwallfahrtskirche – gar »der
Welt schönste barocke Dorfkirche« – lässt
Abt Didakus Ströbele von Schussenried im nahe gelegenen
Steinhausen durch Dominikus Zimmermann zwischen 1728 und
1733 errichten. An Festtagen finden sich am Ort der Schussenrieder
Hauptwallfahrt große, teils von weit her angereiste
Pilgerscharen ein. Sie werden von den Chorherren aus Schussenried
betreut.
Die Prozessionsmadonna
Die Madonna mit dem Christuskind ist ein eindrucksvolles
Zeugnis der insbesondere im katholischen Oberland gelebten
Marienfrömmigkeit. Die Figurengruppe wurde bei Prozessionen
mitgeführt. Dies zeigen der eigentümliche Sockel,
der auf einem Tragegestell angebracht war, und vor allem
die Darstellung selbst: Die auf Wolken thronende Himmelskönigin
wendet sich leicht nach rechts zu den Gläubigen,
die der Prozession beiwohnen. Auf ihrem Schoß sitzt
der Jesusknabe, der sich segnend an die Pilger auf der
anderen Seite wendet. So bezieht diese Figurengruppe
alle Teilnehmer einer Prozession ein, die an besonderen
Festtagen der Muttergottes zu Ehren abgehalten wird.

Prozessionsmadonna
Oberschwaben, 1643 (renoviert 1733)
Foto: Landesmuseum Württemberg Der Marientod
Die anrührende Szene des Marientodes aus der Wallfahrtskapelle
in Hohentengen ist mit ihrer emotionalisierenden Theatralik
ein sprechendes Beispiel für die Volksfrömmigkeit
im Zeitalter des Barock. Die zwölf Apostel sind am
Sterbebett Mariens versammelt und betrauern – jeder
auf seine Weise – den Tod der Gottesmutter.

Marientod aus der Wallfahrtskapelle an der Staig in
Hohentengen, Oberschwaben, um 1780
Foto: Landesmuseum Württemberg
Die Hohentenger Wallfahrt ist erst um 1780 fassbar, als
nach Renovierung der Kapelle eine Bruderschaft eingerichtet
wird und bis ins frühe 19. Jahrhundert jeden Freitag
zwischen Kreuzfindung und Kreuzerhöhung eine Prozession
zur Kapelle stattfindet. Die Darstellung des Marientodes
zeugt von der intensiven Verehrung der Muttergottes zu jener Zeit.
|