Neuerwerbung 2012:
Frankenthaler Porzellanfiguren
„Antiker Priester“
Beschreibung: Über dem geschweiften und profilierten
Sockel steht ein Priester, der ein Rauchopfer darbringt.
Die bärtige und muskulöse Figur ist in ein weites
Manteltuch gehüllt, das den Oberkörper und das
vorgesetzte linke Bein freigibt. In seiner linken Hand
hält der Priester einen Pokal, während er sich
mit der rechten Hand auf einen antikisierenden Räucheraltar
stützt. Die Figur hat eine Höhe von 26 cm.
Der „Antike Priester“ entstand im Jahre 1775
in der Frankenthaler Manufaktur. Am Sockel ist er in unterglasurblau
mit dem Monogramm „CT“ und dem Kurhut bezeichnet
und mit der Jahresangabe „75“ datiert.

Kunsthistorische Bedeutung: Der durchbrochene Altaraufsatz
mit den lodernden Flammen dient als Deckel eines darunter
liegenden Gefäßes und verrät die Funktion
der Plastik als Potpourri. Es handelt sich dabei um ein
Gefäß, in dem wohlriechende Kräuter und
Blumen aufbewahrt wurden, die der Beduftung des Raumes
dienen sollten. Potpourris sind typische Bestandteile der
luxuriösen Wohnkultur des 18. Jahrhunderts. Die Plastik
des Priesters gehört zu einer Reihe von antikisierenden
Figuren an Potpourris und Vasen, die sich auch durch den
geschweiften und profilierten Ovalsockel als zusammengehörig
auszeichnen, der sonst in Frankenthal nicht auftaucht.
Von der Figur des „Antiken Priesters“ ist lediglich
eine einzige weitere Ausformung in einer Mannheimer Privatsammlung
bekannt. Bei jener fehlt jedoch der Deckel des Potpourris.
Nur die hier vorgestellte Ausführung hat sich vollständig
erhalten.
Der Künstler: Das Modell zum „Antiken Priester“ stammt
vermutlich von Peter Anton von Verschaffelt (1710-1793),
der als Hofkünstler für den Kurfürsten tätig
war. Verschaffelt hatte zwischen 1761 und 1779 zahlreiche
Figuren für den Park von Schloss Schwetzingen geschaffen
und für die Frankenthaler Porzellanmanufaktur gearbeitet.
„Schlittengruppe“
Beschreibung: Die Porzellangruppe zeigt ein elegantes
Paar bei einer Schlittenfahrt. Eine in ein reich mit Hermelin
besetztes Winterkostüm gekleidete Dame sitzt in einem
prunkvollen Pferdeschlitten. Getragen wird der Wagen von
vier Delphinen. Hinter der Dame steht, auf den Kufen des
Schlittens, ein Kavalier mit Dreispitz. Er hielt vermutlich
ursprünglich die aus organischem Material gefertigten
und heute verlorenen Zügel des Pferdes. Den Wagen
zieht ein prächtig aufgezäumter Schimmel. Sein
Geschirr ist mit Schellen und Zierquasten besetzt ist.
Der Pferdeleib wird von einem kräftigen Baumstumpf
gestützt. Unter dem Schlitten befindet sich die ab
1762 geführte Marke der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur
Frankenthal. Die Entstehungszeit der Porzellanplastik wird
auf die Zeit zwischen 1762 und 1763 festgesetzt und dem
Künstler Johann Friedrich Lück zugeschrieben.
Die Gruppe hat insgesamt eine Länge von etwa 51 cm
(Schlitten: Länge 33 cm, Höhe 17 cm; Pferd: Länge
19 cm, Höhe 17 cm).

Kunsthistorische Bedeutung: Bei der „Schlittenfahrt“ handelt
es sich um die einzige bekannte Ausformung dieser Gruppe.
Vermutlich wurde sie als ein exklusives Unikat für
den Kurfürsten geschaffen. Aus 33 verschiedenen Formstücken
gefertigt, ist sie eine der umfangreichsten und kompliziertesten
Gruppen der Manufaktur. Die „Schlittenfahrt“ diente
nachweislich als Zierde der kurfürstlichen Desserttafel
im Mannheimer Schloss. Vor Erfindung des Porzellans formten
die Hofkonditoren aufwendige Tafeldekorationen aus Zucker.
Später wurden auch die für die Desserttafel bestimmten
Porzellane in den Hofkonditoreien aufbewahrt, wie es für
die „Schlittenfahrt“ im Inventar der Hofkonditorei
des Mannheimer Schlosses von 1763 belegt ist. Hier findet
sich „Ein Schlitten mit 2 Personen, nebst einem Pferd
mit [Rollen] Schellen“ unter den Figuren der Winterausstellung.
Der Künstler: Johann Friedrich Lück (auch Lücke)
(1727-1797) war seit 1758 als Modellmeister in der Frankenthaler
Manufaktur tätig. Zunächst in Meißen ausgebildet,
kam er über eine kurze Anstellung in Höchst nach
Frankenthal. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges
wurde er 1764 wieder nach Meißen berufen, wo er 1797
verstarb.
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