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Der Griff nach der Krone |
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Die Pfalzgrafschaft bei Rhein im späten Mittelalter Eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Mittelalters im Schloss Heidelberg |
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Die Pfalzgrafschaft als Fürstentum entwickelte sich aus dem Amt
des lothringischen bzw. rheinischen Pfalzgrafen und setzte sich nach einer
allmählichen Verlagerung der Herrschaftsgrundlagen territorial im
nördlichen Oberrheinraum mit dem Schwerpunkt Heidelberg fest. Dynastisch
war sie seit 1214 bis an ihr Ende 1803 an das Haus Wittelsbach gebunden.
Dies stellt den ersten Bereich der Ausstellung und auch das erste Kapitel
des begleitenden Kataloges dar. Der Stellung der Pfalzgrafen als Kurfürsten
widmet sich der zweite Abschnitt: Sie waren Stellvertreter des Königs,
und ihrem Hofamt des Erztruchsessen des Reichs verdankten sie die endgültig
1356 erlangte Kurwürde. Ihr durch Eheschließungen vielfach
dokumentiertes enges Verhältnis zu den jeweiligen Königen stellt
einen - freilich bisweilen auch risikoreichen - Grundzug ihrer Politik dar.
Auch Ehen mit außerdeutschen Königs- und Fürstenhäusern
gab es.
Das dritte Kapitel versucht herauszuarbeiten, was die Staatlichkeit" der Pfalz" ausmachte; denn dieser abstrakte Begriff kam schon um 1350 zur Bezeichnung des Landes, über das die Pfalzgrafen geboten, auf. Thematisiert werden hier die Herrschaftssymbolik auf Siegeln, Wappen und Münzen, das Lehnswesen als politisches Gestaltungselement, das trotz vieler Zuwächse keineswegs geschlossene Territorium mit Burgen und Städten, die Verwaltung und die Kanzlei als ihr Kern sowie die Zugewinne durch zahlreiche Reichspfandschaften. |
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Auf das Kapitel zum Königtum Ruprechts von der Pfalz folgt die Darstellung kultureller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte, nämlich das vielschichtige Verhältnis zur Kirche, die Gründung der Universität Heidelberg, Hof und Residenz als kulturelles, am Ende des 15. Jahrhunderts europaweit ausstrahlendes Zentrum, das Verhältnis zum Niederadel, schließlich Handel, Bergbau und Gewerbe als Grundlagen von Reichtum und Macht. Das letzte Kapitel zeichnet die politische Entwicklung im 15. Jahrhundert nach. Die Aufspaltung in vier Linien nach dem Tod des Königs konnte machtmäßig bald wieder wettgemacht werden, zumal durch die Politik Friedrichs des Siegreichen, der - einmalig in der Geschichte der Pfalzgrafschaft - territorialen Zugewinn durch Eroberungen machte. Seine dem Kaiser erfolgreich trotzende Politik nahm Züge eines Vize- oder Gegenkönigtums am Rhein an; insoweit griff auch er nach der Krone. Unter seinem Neffen und Nachfolger büßte die Pfalz durch den Ausgang des leichtfertig angezettelten Landshuter Krieges 1505 ihre hegemoniale Stellung wieder ein. |
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Der Pfalzgraf bei Rhein vom Mainzer Kurfürstenzyklus, um 1330 |
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