Am 25.11. beginnt das Barockfestival WINTER IN SCHWETZINGEN
mit der Deutschen Erstaufführung „Marco Attilio Regolo“ von
Alessandro Scarlatti (1660 – 1725), einem der bedeutendsten
Vertreter der neapolitanischen Barockoper.
Auch unter der Intendanz von Holger Schultze wird das Barockfestival
fortgeführt, allerdings mit einer neuen programmatischen
Ausrichtung und unter einer neuen künstlerischen Leitung:
Operndirektor Heribert Germeshausen und der international tätige
Barockspezialist Rubén Dubrovsky verfolgen drei neue inhaltliche
Schienen:
1.) Im Musiktheater wird der Schwerpunkt auf Komponisten der
Neapolitanischen Schule liegen – der Begriff steht für
eine Komponistengruppe, die ab 1650 für etwa 100 Jahre die
Geschichte der Oper maßgeblich bestimmt hat und zu deren
herausragenden Vertretern Alessandro Scarlatti, Nicola Porpora,
Leonardo Vinci, Giovanni Battista Pergolesi und Niccolò Jommelli
zählen. Die „Scuola musicale napoletana“ ist
eine der innovativsten und zukunftsweisendsten Perioden der Barockoper,
deren Meisterwerke immer noch einer Wiederentdeckung für
die Operbühne harren.
Die sie prägenden Komponisten finden sich auch in dem dieses
Jahr besonders vielfältigen Konzertrepertoire wieder, etwa
im Eröffnungskonzert mit dem international renommierten
Counter- Tenor Franco Fagioli, dessen Programm auch die historisch
gesehen letzten bedeutenden Komponisten umfasst, die noch für
Kastraten komponiert haben – Wolfgang Amadeus Mozart und
Gioacchino Rossini – oder im Konzert der Grammy-Preisträgerin
Deborah York.
2.) Der gebürtige Argentinier Rubén Dubrovsky widmet
sich mit seinem Ensemble, dem Bach Consort Wien, den kaum erforschten,
hochinteressanten Bezügen zwischen südamerikanischer
Volksmusik und europäischer Barockmusik. „Die argentinische
Volksmusik wurzelt direkt in der Barockzeit und hat sich seit
Jahrhunderten, seit der Barockzeit nicht verändert. Sie
ist daher eine unschätzbare Quelle für die historische
Aufführungspraxis, für das Verständnis von Tänzen,
die prägend für die instrumentale höfische Barockmusik
wurden, wie Sarabande und Chaconne. Die Rhythmen dieser Tänze
sind in Südamerika entstanden, durch die Mischung der Musik,
der spanischen Eroberer, der Indios und der afrikanischen Sklaven,
die nach Südamerika gebracht wurden. Diese Musik kam dann
mit den Schiffen nach Europa zurück und hat von Spanien
aus auf ganz Europa gestrahlt, bis nach Sachsen zu Johann Sebastian
Bach.“ (Dubrovsky)
3.) Das kompositorische Schaffen Johann Sebastian Bachs bildet
einen weiteren Schwerpunkt im Konzertbereich: So besteht etwa
die höchst seltene Möglichkeit, alle Sonaten für
Violine Solo von Johann Sebastian Bach an einem Abend zu hören,
interpretiert von der Stargeigerin Isabelle Faust, die für
ihre Gesamteinspielung dieser Werke den höchst begehrten „Diapason
d’or de l’année 2010“ erhielt.
Bei den Interpreten zeigt sich die Handschrift in der Versammlung
hochkarätiger Künstler: Neben Franco Fagioli, Deborah
York und Isabelle Faust sind als Gäste Stella Doufexis,
Daniel Johannsen sowie die Countertenöre Terry Wey, der
aus dem Young Singers Project der Salzburger Festspiele hervorging
und Antonio Giovannini, der unter anderem mit Riccardo Muti in
Salzburg und Rom gearbeitet hat, zu erleben.
Im Internet:
www.winter-in-schwetzingen.de
www.theaterheidelberg.de |