Geduldspiel: In jahrelanger Arbeit hat die Restauratorin
Ilka Weisser 3500 Jahre alte Wandmalereien aus dem syrischen
Königspalast von Qatna rekonstruiert.
Die Arbeit erschien wie ein unlösbares Rätsel.
Insgesamt drei Jahre lang rekonstruierte Weisser in mühevoller
Kleinarbeit die 3500 Jahre alte Wandmalereien aus dem Palast
der versunkenen syrischen Königsstadt Qatna. In detektivischer
Kleinarbeit fügte sie rund 400 wertvolle Fundstücke
zusammen. Die Überreste der Wandfresken wurden bei
den spektakulären Ausgrabungen im Brunnen des Königspalastes
entdeckt. Seit zehn Jahren sind Archäologen aus Deutschland,
Italien und Syrien den Geheimnissen des alten Herrschersitzes
auf der Spur. Für weltweites Aufsehen sorgte Qatna
2002, als den Wissenschaftlern mit der Entdeckung des ersten
ungeplünderten syrischen Königsgrabes aus der
Bronzezeit ein Jahrhundertfund gelang.
Die 400 Fresko-Bruchstücke vom winzigen Splitter
bis zur Größe eines Fußballs wurden seit
dem Jahr 2000 in Qatna entdeckt. Die Experten haben sie
zunächst gescannt, wobei Fehlstellen durch Handzeichnungen
nachträglich ergänzt wurden. So entstanden insgesamt
elf Motive, von denen das größte eine Länge
von vier Metern hat. Sie zeigen unter anderem Flusslandschaften
mit Delfinen und Schildkröten und dienten offenbar
als Darstellung von Herrschaftswissen und Reichtum. Denn
kaum ein Bewohner Qatnas dürfte je einen Delfin gesehen
haben.

Die Funde sind einzigartig und zeugen von einer hohen
Qualität. Besonders hervorzuheben sind die hochglänzenden
Oberflächen der Wandfresken.
Für Weisser, die auf archäologische Wandmalereien
spezialisiert ist, war die Arbeit in Syrien eine Herausforderung.
Ein großes Problem war die große Hitze bis
zu 45 Grad Celsius vor Ort und das wenige Arbeitsmaterial.
Aber Weisser bewies Forscherqualitäten und führte
Experimente am heimischen Backofen durch, um ein passendes
Kunstharz zu finden, denn ohne dies wäre eine Restauration
nicht möglich gewesen. Schließlich wurden die
wertvollen Scherben geklebt und auf Kunststoffplatten fixiert.
Im vergangenen Jahr hat Ilka Weisser ihre Arbeit in Qatna
beendet, alle elf Motive sind nun fertiggestellt.
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Museumsleiterin Dr. Cornelia
Ewigleben und Kunststaatsseekretär Birk vor einer
rekonstruierten
Wandmalerei
Oben: Rekonstrierte Wandmalerei eines Delphins |
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