Der Einfluss dualistischer
Vorstellungen: Die Katharer
Arno Borst gibt einen
kurzen Überblick über die dualistische Tradition (S.
56ff) Das Christentum ist im Laufe seiner Geschichte des
öfteren in der Gefahr gewesen, dualistische Vorstellungen zu
übernehmen. Dass die Kirche sich immer dagegen wehren musste,
lässt sich am Beispiel des Konzils von
Braga (Portugal) demonstrieren. Inwieweit dualistische
Vorstellungen auch den Waldensern unterstellt werden dürfen,
scheint nicht ganz klar. Das Glaubensbekenntnis
von Innozenz III legt zwar die Vermutung nahe, dass auch die
Waldenser manichäischen Ideen gefolgt wären, oft wird
aber angenommen, dass sie hier zu Unrecht mit den Katharern in der
Provence in einen Topf geworfen werden. Dass Innozenz III 1201 den
Humiliaten und 1207 einer Waldensergruppe unter Durandus von
Huesca die Predigterlaubnis erteilt, scheint eher dafür zu
sprechen, dass diese Gruppen sich dezidiert gegen dualistische
Vorstellungen gewandt haben. Audisio bezeichnet demnach die
Waldenser als nur "schismatisch", während er die
Katharer im Languedoc als "häretisch" bezeichnet.
Erst nachdem die kirchliche Hierarchie, die anfangs den Waldensern
ein begrenztes Predigtrecht einräumte (wenn der Ortsklerus
zustimmte) zu rigoroserem Vorgehen überging, scheint es auch
bei ihnen zum Eindringen dualistischer Vorstellungen gekommen zu
sein. Oskar Köhler vermutet,dass erst die Exkommunikation von
1183/84 "dogmatische Abweichungen auch der Waldenser
(Ablehnung des kirchlichen Amtes, Reduzierung der Sakramente)"
bewirkte. (Kleine Glaubensgeschichte, S. 225)
|
"Latenter Dualismus" der Bibel:
(Auszuge
aus dem Johannes-Evangelium und dem 1. Johannesbrief, die von
katharischen Predigern verwendet und zitiert wurden).
"Wenn
euch die Welt hasst, so wisst, das sie mich vor euch gehasst hat.
Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb.
Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der
Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt (Joh 15,
18-19)."
"Mein
Reich ist nicht von dieser Welt (Joh 18, 36)."
"Habt
nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt
lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was
in der Welt ist,..., ist nicht vom Vater, sondern von der Welt
(1Joh 2, 15-16)."
"Sie
sind von der Welt; darum reden sie, wie die Welt redet, und die
Welt hört sie. Wir sind von Gott...(1Joh 4, 5-6)"
|