"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
114. Brief
Jena, 24. Juni 1876.
Liebste Agnes! Eben erfuhr ich durch Deine geliebte
Mama indirekt, daß Du meine Brief von mir erwartest. Diese Erwartung
wäre meinerseits insofern mehr gerechtfertigt, als ich auf zwei
Briefe noch keine Antwort von Dir habe. Ich sehne mir sehr nach
Dir und hoffe, daß Du bald zurückkommst. Heute über 8 Tage ist
schon der 1. Juli (meiner Mutter Geburtstag). Du wirst dann 24 bis 26
Bäder genommen haben. Helfen die nicht, so werden 30-32 auch nicht
tun. Komme also nun recht bald und recht frisch
zurück! . . . Komme bald zu Deinem treuen Ernst.
Mein Prorektorat verläuft bis jetzt gut und ruhig. Die
Geschäfte mindern sich, und Besoderes kommt nicht vor. Heute (am
Johannistag, wo abends die Bergfeuer zur heidnischen Feier des
Sonnwendfestes glänzen) sollte ich eigentlich in Weimar sein, um dem
Großherzog zu seinem Geburtstag zu gratulieren. Die Cour ist aber - um
das Diner zu sparen - abgesagt. Dafür werde ich in 8 oder 14 Tagen bei
der Taufe des Erbprinzen als Statist figurieren. Morgen ist in Kösen die
jährliche Zusammenkunft der drei Schwester-Universitäten Jena, Halle
und Leipzig. Auch auf diese Freude werde ich Verzicht leisten.
Brief 113..........................................................................................Brief 115

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