"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
91. Brief
Heidelberg, 10. April 1874.
Mein liebes Röschen! Seit vorgestern abend weile ich
hier bei dem teuren Freunde und hole möglichst nach, was an
freundschaftlichem und besonders wissenschaftlichem Ideen-Austausch
während der langen Trennung eines halben Jahres versäumt worden ist.
Carlo ist äußerst liebenswürdig und tut alles, um mir den Aufenthalt so
angenehm als möglich zu machen. Anfangs wollte er mich
durchaus nicht unter 14 Tagen fortlassen. Jetzt habe ich als äußersten
Entlassungstermin nächsten Montag erwirkt. Ich werde also am
Dienstagnachmittag wieder bei Dir eintreffen, Du liebes Herzblatt!
Die wenigen Tage bei meiner guten Mutter verflossen
sehr rasch. Sonnabend nachmittag besuchte ich Reimers. Das Portrait
wurde akzeptiert, obwohl Reimers, wie ich höre, bei anderen es sehr
unpassend gefunden hätten, da nur ganz berühmte Leute (was ich
natürlich nicht bin!) ihr Porträt als Titelblatt in ihre Bücher
setzen ließen . . . Trotz alles Freundschaftsgenusses,
liebstes Röschen, sehr ich mir sehr, sehr in mein Haus zurück, zum
süßen Weibchen und zu den lieben, kleinen
Würmern . . .
Brief 90..........................................................................................Brief 92

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