Die Abenteuer der Sylvesternacht - Fantasiestücke 1815
Der Erzähler gibt sich als „Herausgeber” des Tagebuchs eines „reisenden Enthusiasten”. Damit täuscht er Authentizität vor und kann sich gleichzeitig vom Inhalt des Erzählten distanzieren, denn er gibt ja nur wieder. Allerdings erhält der Leser dieses Tagebuchs eine Lese-Anweisung: Der Autor desselben sei ein Mensch, der das innere und das äußere Erleben nicht auseinanderhalten könne, wodurch es wohl auch dem Leser schwer werde, dies zu tun. Aber er ist gewarnt! |
I. Die Geliebte
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Der Ich-Erzähler bzw. Tagebuchschreiber schildert seine melancholische Gemütsstimmung, die ihn nach der Euphorie der Weihnachtstage immer anfällt. Da kommt es ihm recht, dass er zur "großen Gesellschaft" eines ihm bekannten Justizrates geladen und mit dem Versprechen gelockt wird, dass dort "etwas Köstliches" (206) auf ihn warte. Tatsächlich entdeckt er dort seine ehemalige Liebe Julie, deren Verhalten ihn in große Gemütswallungen versetzt: Mal ignoriert sie ihn, mal zieht sie ihn an, und als ihm schließlich ein "Pokal" zum Austrinken angeboten wird, gerät er in einen Zustand außer sich und er stimmt eine "sehnsüchtige Liebesklage" an, die allerdings durch das Auftauchen einer "spinnenbeinichten Figur mit herausstehenden Froschauchen" (209) - ihrem Manne - beendet wird. Er flieht, ohne Hut und Mantel, diese Gesellschaft ...
II. Die Gesellschaft im Keller
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... und gerät im nächtlichen Berlin in eine verrauchte Kellerschenke, wo es ihn nach Dünnbier und einer Pfeife verlangt. Zwei seltsame Herren tauchen auf und leisten ihm Gesellschaft: Der eine, ein hochgewachsener Mann, ist der Mann ohne Schatten, Peter Schlemihl, der andere ein kleiner Mensch, er wird General Suwarow genannt und besteht darauf, dass alle Spiegel in seiner Anwesenheit verhängt werden. Auch hat der Mann zwei Gesichter, ein altes und ein junges, die sich ständig ablösen.
III. Erscheinungen
- Im "Goldenen Adler" wird der Tagebuchschreiber schließlich in einem Zimmer einlogiert, um sich auszuschlafen. Er muss jedoch entdecken, dass in diesem Zimmer schon jener General Suwarow genannte Herr ein Bett bewohnt. Dieser eröffnet ihm sein Geheimnis: Er hat sein Spiegelbild seiner Geliebten Guiletta gegeben. In derselben Nacht noch schreibt der Mann ohne Spiegelbild seine "wundersame Geschichte" (217) auf ein Blatt, das der reisende Enthusiast am Morgen vorfindet. Es ist dies
IV. Die Geschichte vom verlornen Spiegelbild
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Deren Protagonist, Erasmus Spikher, verlässt seine liebe "Hausfrau" und seinen kleinen Sohn, um sich einen lebenslangen Wunsch zu erfüllen, nämlich "nach dem schönen warmen Welschland" zu reisen. In Florenz findet er muntere "teutsche" Landsleute, die das Leben und die Liebe genießen und ihn eines Abends zu einem fröhlichen Gartenfest mitnehmen. Alle haben ihre Donna dabei, nur Erasmus ist ohne Begleitung, er ist ja Familienvater und hat ein treues Weib. Dann aber taucht die Frau aller Frauen auf, Guiletta, reicht ihm einen vollgeschenkten Pokal (220) und er ist völlig betört und liebestoll.
Der Freund Friedrich versucht ihn gelegentlich an sein Vaterland und seine wackere Hausfrau zu erinnern, aber die Anziehungskraft Guilettas macht alls zunichte. (222)
Eines Abends erschlägt der liebestolle Erasmus einen italienischen Rivalen. Wie aus einer tiefen Betäubung erwacht, findet er sich allein in der Gesellschaft seiner Geliebten, und da er nun ja fliehen muss, bittet sie ihn darum, ihr sein Spiegelbild zu schenken, damit er immer bei ihr sei und eine ewiges Band sie verbinde (224). Er willigt ein, aber als sich sein Bild aus dem Spiegel herausschält, hört er "allerlei häßliche Stimmen" meckern.
Bald muss er feststellen, dass er ohne Spiegelbild auffällt und immer weiter fliehen muss. Selbst zuhause reagiert seine Frau entsetzt: "Du bist es nicht, du bist nicht mein Mann" (227).
Erasmus stürzt aus dem Hause, da macht sich - wie schon mehrmals zuvor - der Rote (d.i. der Teufel) an ihn heran und schlägt ihm vor, sich seiner Familie durch ein wenig Blausäure in einer Phiole zu entledigen. Erasmus schleudert das Gift weg (229).
Es erscheint noch einmal und unerwartet Guiletta, sie und der Rote (Dapertutto) wollen ihn dazu bringen, eine Blanko-Vollmacht zu unterschreiben, die Dapertutto die Beseitigung von Frau und Sohn gestattet; doch eine "weiße Gestalt" (231) hält ihn davon ab. Stattdessen verjagt er das Höllenpack und findet seine Frau "milde und sanftmütig gestimmt" vor. Sie fordert ihn auf, sich auf die Suche nach seinem Spiegelbild zu machen, denn ohne selbiges könne er einfach "kein ordentlicher Familienvater" sein, der der Frau und den Kindern Respekt einflößt (232). Und so begibt sich Erasmus Spikher in die Welt hinaus.
Postscript des reisenden Enthusiasten
"Du siehst, mein lieber Theodor Amadäus Hoffmann, daß nur zu oft eine fremde dunkle Macht sichtbarlich in mein Leben tritt und, den Schlaf um die besten Träume betrügend, mir gar seltsame Gestalten in den Weg schiebt. [...]"
Zitiert nach E.T.A. Hoffmann Werke, Insel Verlag 1967 Bd. 1

Ohne etwas Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.


