Schlafes Bruder - als Beispiel postmoderner Literatur
Phase 1: Annäherung und Verhakung
- Gemeinsame Lektüre und Analyse des ersten und des dritten Kapitels unter dem Aspekt von Sprache und Erzählperspektive: Wer spricht aus welcher Perspektive in welchem Sprachstil? Wie gefällt Euch das? (siehe Analyse)
- Leserstimmen nach vollständiger Lektüre: Eine eingehende Umfrage zum Leseverständnis (siehe Bewertungsformular)
- Inhaltssicherung (siehe Tabelle)
Phase 2: Behandlungsschwerpunkt Genre-Vielfalt und Postmoderne
Bezugnehmend auf die Entscheidungsfrage im Bewertungsbogen:
Eine kurze Einführung in literarische Gattungen und Genres, erste Informationen über die Genre-Merkmale von Heimatroman, Liebesroman, Künstlerroman und Heiligenlegende:
Heimatroman - Landschaft, Natur, heile Welt, Zivilisationskritik, Schwarz-Weiß-Malerei, der Landmann als ehrliche Haut, das Glück der Scholle ...
Liebesroman - Zweierbeziehung, gefährdet durch einen Dritten, Bewährung für die Liebenden, Versöhnung und Belohnung
Künstlerroman - Der Weg des Genies (-> Geniebegriff/Sturm und Drang/Romantik) von der Entdeckung seiner Einzigartigkeit bis zum Ruhm zu Lebzeiten oder posthum. Der Künstlerroman kann als Spielart des Entwicklungsromanes verstanden werden. Heiligenlegende - Auserwähltheit, Gottesbegegnung, Wunder, Martyrium, Verkennung und Verklärung Recherchieren Sie jetzt in Fachbüchern oder im Internet und machen Sie sich weitere Notizen! (Siehe auch Materialien) |
Arbeitsauftrag für vier Arbeitsgruppen und drei Stunden:
In welchem Umfang ist der Roman "Schlafes Bruder" ein Heimatroman, ein Liebesroman, ein Künstlerroman oder eine Heiligenlegende?
- Arbeiten Sie die Grundstruktur oder die Bausteine eines dieser Genres heraus.
- Überprüfen Sie anhand des Romans, wo und wie Schneider diese Genremuster bzw. elemente in seinem Roman aufgreift, davon Gebrauch macht.
- Zeigen Sie, wo und wie Schneider diese Genremuster variiert oder sogar negiert.
Phase 3: Ergebnisse und Präsentationen
Als Präsentationsform werden vorgeschlagen:Vortrag mit Plakat, Vortrag mit Folien, Vortrag mit Handout.
Anschließende Zusammenschau und der Begriff "Postmoderne":
Man kann sagen, der Roman ist alles und nichts - ein postmoderner Genre-Mix!
- Der Autor gestaltet die ganz großen Themen der Literatur (Liebe, Tod, Genie, Natur, Religion) ohne Scheu, Respekt und Ehrfucht vor der großen Tradition dieser Themen (-> Unbekümmertheit, kein Rechtfertigungsbedarf)
- Der Autor spielt mit den Genretypen, ohne allerdings dem Leser eine bestimmte Lesart nahezulegen, im Gegenteil, er unterläuft deren Muster permanent (-> Alles geht, alles ist gleichermaßen zitierbar, keine Angst vor dem Trivialen und Verbrauchten)
- Der Autor verschränkt diese Genretypen und ihre Elemente geschickt und kunstvoll (-> "Kunsthandwerk"?)
- Der Autor bringt sich selbst hinter den Masken des Erzählers zum Verschwinden: auktorial, parteilich, ironisch, biografisch.
- Seine Sprache, die Sprache des Erzählers, ist eine gewollte Stilmischung aus altertümelndem Deutsch, Lokalsprache, Wortneuschöpfungen und Fachsprache der Musik: Eine Kunstsprache, deren hauptsächliches Wirklungsmittel die Häufung, die Steigerung und die Übertreibung ist.
Materialien zur Vertiefung:
- Informationen über die Begriffe Moderne und Postmoderne
- Kritiker-Rezensionen: Worin besteht nach Ansicht der Kritiker das Erfolgsgeheimnis dieses Romanes?
Quelle: "Über Schlafes Bruder" - Materialien zu Robert Schneiders Roman, Reclam Leipzig 1996, insbesondere Hubert Winkels (S.159-61) und Martin Doerry (S.162-166)
Phase 4: Medienwechsel: Filmanalyse und Schreibanlässe
- Die Verfilmung (Produktive Auseinandersetzung)
- Ungehaltene Reden, ungeschriebene Briefe, lose Gedanken (Schreibanlässe)
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.