FAUST

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Ein Werk des Sturm und Drang und der Klassik


Einige - erweiterbare - Hinweise zur literaturgeschichtlichen Einordnung

Was bedeutet "Sturm und Drang"?

"Sturm und Drang“ ist die Bezeichung für eine literarische Strömung innerhalb der Aufklärung, die gegenüber dem rein an der Vernunft orientierten Denken der Aufklärung auf das Recht zur Emotion und zum Außenseitertum pocht. Der "Sturm und Drang“ ist eine Bewegung von jungen intellektuellen Männern in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts. Die wichtigsten Repräsentanten sind der junge Goethe (*1749), J.M.R. Lenz (*1751), Maximilian Klinger (*1752), H.L. Wagner (*1747) und der junge Schiller (*1759)

  1. Die Figur des unzufriedenen, alle Grenzen überschreiten wollenden (Über-)Menschen, ist aus der Idee des Original-Genies entstanden: Das Genie akzeptiert die vorgegebenen gesellschaftlichen Normen nicht, sondern setzt seine eigenen Regeln aus eigener Kraft dagegen.
  2. Die Erfindung und Anlage der Gretchen-Figur erwuchs aus dem Bedürfnis, die öffentliche Meinung emotional und auch politisch zu beeinflussen bzw. zu beeindrucken. Das ästhetische Programm des Sturm und Drang ist auf unmittelbare Wirkung ausgerichtet, sie ist "Wirkungsästhetik“.
  3. Die Struktur des Dramas widersetzt sich den Normen der klassizistischen Poetik: Einheit von Ort, Zeit und Handlung, Ständeklausel und sprachliche Geschlossenheit. Die Parole lautet: Shakespeares Dramen statt Französisches Drama.
  4. Die Kennzeichen sind: Vielfalt der Handlungsorte, zeitliche Unbestimmtheit der Handlung, große gesellschaftliche Breite der Figuren, Vielfalt sprachlicher Erscheinungsformen, drastische z.T. skandalöse Sprache.
  5. Das im Faust vertretene Natur-Verständnis ist das des Pantheismus, es entspricht damit dem anti-kirchlichen Religionsverständnis des Sturm und Drang.
Was ist „klassisch” in Faust I?
  • Inhaltlich:
    Erst durch die spätere Hinzufügung von Szenen wie „Prolog im Himmel” oder „Wald und Höhle” bekommt die Faust-Thematik eine weitere, auf die Grundfrage des Mensch-Seins ausgerichtete Dimension.
  • Sprachlich:
    In der Szene Wald und Höhle’ ist Fausts Weltanschauungsmonolog im Blankvers gehalten
  • Strukturell:
    Die Hinzufügung dieser Szenen gibt dem Drama eine größere innere Geschlossenheit und Handlungslogik. Der „Urfaust” (1775) besteht demgegenüber noch aus einer lockeren Folge von Einzelszenen.
  • Rezeptionsgeschichtlich:
    Durch die große Nachwirkung des Faust-Themas in der deutschen Theatergeschichte erhielten das Faust-Drama und die Faust-Figur den Status des Vorbildhaften, Allgemeingültigen und Zeitlosen. In diesem Wortsinne kann der Faust als “ klassisches“ Werk verstanden werden. Er ist aber im strengen literaturgeschichtlichen Sinne kein Werk der “Weimarer Klassik“, die durch die Zusammenarbeit von J.W.Goethe und Friedrich Schiller bestimmt ist und sich die Wiederaufnahme klassischer Formen und Stoffe zum Ziel gesetzt hat.

(cc) Klaus Dautel


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