Arthur Schnitzler: Traumnovelle

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Literatur und Kultur der Jahrhundertwende - ein Überblick:

  1. Die literarischen und kulturellen Strömungen in der Zeit um die Jahrhundertwende haben viele Namen: Naturalismus, Impressionismus, Symbolismus, Expressionismus, Ästhetizismus (die "Ismen"), fin de siecle, l'art pour l'art, Jugendstil; es ist die Zeit der "Ismen", der sich schnell ablösenden, nebeneinander existierenden oder gegenseitig Überwindenden Denk- und Stilrichtungen ...
    Gemeinsam ist wohl eines: Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil, Expressionismus verstanden sich als Gegenströmung zum Naturalismus, dessen wissenschaftlich orientiertes Wirklichkeitsverständnis (->Positivismus) und die daraus abgeleitete Ästhetik abgelehnt wurde.
  2. Ein Begriff, der noch im ausgehenden Jahrhundert (Eugen Wolff 1888) hierfür geprägt wurde, ist "Die MODERNE", er bezeichnet den Wandel und die ständige Überwindung des Vergehenden durch Neues. Damit ist der Statik des Antiken und Klassischen die Dynamik der Veränderung und Ablösung programmatisch entgegensetzt.
  3. Die deutschsprachige Literatur und Kultur zur Zeit der Jahrhundertwende könnte folgendermaßen systematisiert und veranschaulicht werden:

Drei Städte - drei Zentren

BERLIN                          WIEN                           PRAG
----------------------|-------------------------------|----------------
Epochenbegriffe
NATURALISMUS      <=====>    IMPRESSIONISMUS
 G.Hauptmann                 H.v.Hoffmannsthal            F.Kafka (1883-19):
   Vor Sonnenaufgang (1889)  Arthur Schnitzler:          Der Prozeß (1911/12)
   Die Weber(1892)           Novellen (und Dramen)       Die Verwandlung (1915)
   Die Ratten (1911)         Leutnant Gustl (1900)       Das Schloß (1922)
   - Berliner Tragikomödie    Fräulein Else (1924)
                             Traumnovelle (1926)

Thematik:                                                 "Entfremdung":
Darstellung von sozialer Not     Verunsicherung            Fremdheit des
Determiniertheit des Menschen    des Menschen              Menschen in
durch Vererbung und Milieu       durch den Verlust         seiner eigenen
  /\                             gesicherter Wahrheiten    Lebenswelt  
  ||                             (Ernst Mach: 
  \/                              Dinge=Empfindungen)

Gegenströmungen:  
EXPRESSIONISMUS (1910-20)        Das Unbewusste:
Literatur als Bürgerschreck      Entdeckung der
                                 Triebe als 
DADA                             handlungsbestimmende
Radikale Abkehr von allem,         Kräfte
was bisher als schön, wahr
und sinnvoll galt: 
Anti-Kunst und Un-Sinn

Siehe auch die "Schnitzler-Links im Internet" auf der Startseite

Kapitel 1 als Exposition

Wann und Wo?
Im Wien der Jahrhundertwende
Wer?
Fridolin, 35, Arzt im Krankenhaus und mit Privatpraxis in seiner Wohnung, ein Mann mit Vorleben: "erfahren", auch in erotischen Affairen, (nicht allzu ambitioniert, was die wissenschaftliche Kariere (Professor) betrifft ->Kapitel II)
Albertine, um einiges jünger als ihr Mann, lernte diesen mit 16 kennen, Mutter und Hausfrau, aufrichtig, klug, selbstbewusst ...
Ausgangssituation:
gutsituierte VerhÄltnisse, grÖßerer Haushalt mit Personal, glückliches Ehe- und Liebesleben, harmonisches Familienleben mit Tochter
Konfliktpotenzial:
Gefährdung der Beziehung durch die -trotz alledem vorhandenen - geheimen Wünsche und Sehnsüchte, deren Einbruch in das Eheleben als schicksalshaft empfunden wird,
Paradoxie von Offenheit und Geheimnis: Die Offenlegung dieser Wünsche dem Partner gegenüber beruhigt diesen nicht, sondern weckt Misstrauen und Eifersucht
Erzählperspektive und Sprache:
auktoriale Perspektive, die aber umschlagen kann in personale Perspektive und die Wiedergabe innerer Vorgänge (was vor allem in den nachfolgenden Kapiteln stärker in den Vordergrund tritt)
Die Satzsyntax ist zuweilen recht kompliziert, vor allem die Satzlänge kann beträchtlich werden, auffällig ist der Gebrauch von Adjektiven,
dem Autor gelingt dadurch eine Balance von distanzierter Erzählhaltung einerseits und intensiver Teilhabe am inneren Erleben des Protagonisten andererseits.

Zur Struktur der "Traumnovelle"

siehe auch: Novelle als Gattung

Exposition:

1. Die gegenseitige Entdeckung geheimer Sehnsüchte bei Mann und Frau: Der Abgrund der Gefühle.



Verwicklungen

2. Der tote Hofrat, dessen Tochter Marianne und deren Verlobter
3. Das nächtliche Wien im Tauwetter, der pöbelnde Student, die Begegnung mit Mizzi
4. Im Nachtcafe: der Pianist Nachtigall, die Versuchung, der Kostümverleiher und seine liebestolle Tochter, die Fahrt zum Haus, die Geheimgesellschaft, die Warnung und die rätselhafte Rettung durch eine Unbekannte.

Krise

5. Albertines Traum

Nachforschungen

6. Suche nach Nachtigall,
- beim Kostümverleiher,
- Suche nach dem Haus und die Warnung
- Besuch bei Fräulein Marianne
- Besuch bei der abwesenden Mizzi
- im Nachtcafe: Nachricht vom Selbstmord der Baronin D.
- Suche im Hotel, im Krankenhaus und Begegnung in der Totenkammer



Lösung

7. Die Maske, die Beichte und die Erlösung

Klaus Dautel, 1999-2009

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Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz Themen-gerecht sein sollte.
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