Barockresidenz Rastatt - Doppeljubiläum Türkenlouis 2005
"Zwischen Sonne und Halbmond"
Ausblick
2006
Auch 2006
ist für Rastatt ein Jahr der Jubiläen: Der 300. Geburtstag des
zweiten Sohns des Türkenlouis, Markgraf August Georg von Baden-Baden,
und 200 Jahre Großherzogtum Baden. Diese Ereignisse finden eine
besondere Darstellung im Programm der Sonderführungen. Diesmal
keine großen Feierlichkeiten, sondern nur ein Akzent.
August Georg
ist das dritte von neun Kindern des Markgrafenpaars Ludwig Wilhelm
und Sibylla Augusta, der das Erwachsenenalter erreichte und als
einziger in Rastatt am 14. Januar 1706 geboren wurde. Unter der
strengen Aufsicht seiner Mutter genoss er eine umfangreiche Ausbildung
in Italien, um nach deren Wunsch ein geistliches Amt zu bekleiden.
Die gewandte, liebenswürdige Art August Georgs macht ihn überall
hoffähig und gern gesehen. Für das geistliche Leben fühlte er
sich nicht geeignet und unterlag der Spielsucht. Trotzdem wurde
er unter der Obhut und Förderung des Speyerer Fürstbischofs Damian
Hugo von Schönborn 1730 zum Domprobst in Augsburg. Frauengeschichten
und Hofaffären beenden 1733 dieses Amt. 1735 wurde die Heirat,
um die Erblinie zu erhalten, mit Prinzessin Maria Victoria von
Ahrenberg, einer gebildeten, aufgeklärten Jugendfreundin der Kaiserin
Maria Theresia, vollzogen.
Nach dem Tod
seines Bruders Ludwig Georg, der keinen männlichen Erben hinterließ,
erfolgte 1761 der Regierungsantritt. Als letzter des Hauses Baden-Baden
war August Georg ein volksnaher, beliebter Regent. Seine Regierungszeit
in Rastatt bis zu seinem Tod 1771 zeichnete sich, trotz der prunkvollen
Hofhaltung, durch sozial-karitative Maßnahmen aus, die auf das
Wohl der Untertanen ausgerichtet waren: Armenspital in Baden-Baden
1763, Armenspitäler in Rastatt, Waisenfürsorge, Armenapotheke,
Witwenkasse, allgemeine Landschulordnung 1770 mit Schulzwang von
7-13 Jahren, Instandsetzung des Wegesystems, etc. 1768 ließ August
Georg das Hoftheater im südlichen Gartenflügel bauen und vollendete
dadurch die Symmetrie der Schlossanlage.
Aufgrund seiner
Kinderlosigkeit hatte August Georg schon 1765 mit Markgraf Karl
Friedrich von Baden-Durlach ein Erbvertrag, der die Glaubensfreiheit
seiner Untertanen gewähren soll, abgeschlossen. Am 21.Oktober
1771 starb der letzte Markgraf von Baden-Baden. Noch am selben
Vormittag begab sich der Baden-Durlacher nach Rastatt, um das
Erbe in Anspruch zu nehmen.
Dies ist in
Kürze der Lebenslauf eines noch nicht so geschätzten Markgrafen,
der in diesem Jahr von der SSG mit einer besonderen Aufmerksamkeit
im Programm der
Sonderführungen behandelt wird. Margo Glaser hat in vielen Stunden
der unermüdlichen Recherche viel Neues über diese Persönlichkeit
erfahren, worüber sowohl in den Sonderführungen am 2. April und
am 6. August 2006, jeweils 14.30 Uhr, als auch in einem Artikel
in der zweiten Ausgabe des Schlösser Magazins berichtet wird.
200 Jahre
Großherzogtum Baden und Königreich Württemberg
Landesweit ist dieses Jubiläum Anlass, die Zeit um 1806 Revue
passieren zu lassen. Auch in Rastatt ist dieses Ereignis eng verknüpft
mit der Geschichte der Markgrafschaft von Baden und deren Erhebung
am 13. August 1806 zum Großherzogtum. Der Erbgroßherzog Karl,
der am 8. April 1806 die Adoptivtochter Napoleons Stephanie de
Beauharnais heiratete, empfing ein Jahr später Kaiser Napoleon
am 24. Oktober 1807 im Schloss Rastatt. Der Großherzog, der bei
seiner Erkrankung am Wiener Kongress 1815 eine Vergiftung vermutete,
zog im Jahr 1818 am 28. Oktober aus gesundheitlichen Gründen ins
Schloss nach Rastatt. Die Gemächer wurden damals für das Großherzogpaar
nach dem modernsten Geschmack neu eingerichtet. Der gesundheitliche
Zustand Karls verschlimmerte sich jedoch trotz zahlreicher Kuren
und Therapien. Stephanie pflegte ihren Gemahl aufopfernd. Eine
schlimme Zeit für die junge Französin. Ein Monat später, am 28.
November 1818, besuchten Zar Alexander und die großherzogliche
Familie aus Karlsruhe den Kranken in Rastatt.
Am 8. Dezember
1818 starb der erst 32-jährige Großherzog Karl an der "Wassersucht".
Schon ein paar Tage später, bereits am 16. Dezember, verließ die
Großherzogin-Witwe Stephanie in Trauer das Residenzschloss Rastatt
mit ihren Töchtern für immer.
Auch diesem
interessanten Thema widmet sich eine der neuen Sonderführungen
in der Barockresidenz Rastatt "Ganz apart - Bonaparte", am 25.
Mai und 1. November 2006, jeweils 14.30 Uhr.
[©
SSG]
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