Hermann Hesse „Der Steppenwolf“

Der Steppenwolf (1927)

7- 26 Vorwort des Herausgebers: Bericht vom Auftauchen des Harry Haller, der sich bei der Tante des Hrsg. einmietet. Befremden und Annäherung des Erzählers an den widerspruchsvollen Charakter des 'Steppenwolfes': "ein fremdes, wildes, scheues Wesen aus einer anderen Welt"(7), ein "Genie des Leidens"(15), ein "Selbstmörder"(25).

26-28 Hallers Manuskripte als Dokumente der Zeitkrankheit: Das Individuum Haller als Vertreter einer zwischen die Zeiten geratenen Generation, ein Neurotiker (wie Nietzsche, unzeitgemäß, genial, pathogen/schizogen...)

    Leitfragen zur Textanalyse (Vorwort des Herausgebers, 12-28)
  1. a)Welcher Art sind die Umstände der Begegnung zwischen Haller und dem Herausgeber?
    b) aus welcher Perspektive (Einstellung) wird Haller dem Leser vorgestellt?
  2. Wie wird Haller charakterisiert? Welche Textstellen sind dafür besonders ergiebig? (12-14, 15, 19-20, 22, 25)
  3. Beschreiben Sie die Widersprüche (die Ambivalenzen) in der Person Hallers! Worauf wird diese innere Zerrissenheit zurückgeführt? (26-28)
TA: Harry Hallers Zerrissenheit
Trauer um den Verlust 
von Heimat und Geborgenheit          Leiden an der leeren Betrieb
die Unmöglichkeit von Norma-	     samkeit und Wichtigtuerei der
lität, von Bürgerlichkeit	          Gegenwartspolitik und -kultur (14)
(19), von Heimat, Geborgenheit	     Zivilisationsmüdigkeit und
Überschaubarkeit der Welt              Kulturpessimismus   
          \__________________  _____________________/
                             \/
             Woher kommt das? Er ist
                der Vertreter einer zwischen die Zeiten
                   geratenen Generation
                eine unzeitgemäße Existenz
                ein Neurotiker
              \______________  ______________/
                             \/
            Was ist der Ausweg? Die (Er-)Lösung?
                 - Selbstmord?
                 - Weltverachtung?
                 - Wahnsinn?
    Lesen wir jetzt die Selbstcharakterisierung Hallers (29-32):
  • Welche Beobachtungen des Herausgebers werden darin bestätigt?
  • Wodurch werden diese noch ergänzt bzw. vertieft?
  • Wie kann zusammenfassend die Befindlichkeit Hallers beschrieben werden?

29-32 Haller (HH) rekapituliert seine innere Zerrissenheit (siehe oben), diese treibt ihn eines Abends auf die Straße, wo er auf eine bisher nicht wahrgenommene Mauerinschrift stößt: 'Magisches Theater ...', sie erweckt in ihm eine "Sehnsucht nach einem Zaubertheater" nur für Verrückte.

38-41 'Zuflucht' findet er in einer Kneipe, wo er weitere Reflexionen über Kultur und Zivilisation anstellt.

42-43 Aus einem Tanzlokal dringt 'Negermusik' (Jazz), deren Unkultur ihn abstößt und doch fasziniert.

44-46 Ein schemenhaft bleibender Plakatträger (Aufschrift: Magisches Theater... gibt ihm den

Traktat vom Steppenwolf

75-79 HH erkennt sich darin wieder und beschreibt den Prozess seiner Vereinsamung und Entbürgerlichung (Beruf, Ansehen, Familie, Seelenruhe). Er denkt über den Selbstmord nach und kommt zum Entschluss, nicht bis zum 50. Geburtstag zu warten. Die Zeit ist reif! Bei nächster Gelegenheit also...

80 -83 "Eines Tages" meint HH bei einer Beerdigung den Plakatträger wiederzu erkennen, jedoch war es eine Täuschung.

83-87 HH begegnet auf dem Weiterweg einem ehemaligen Kollegen (Professor) und lässt sich zu einer Einladung hinreißen: Harry tritt neben Harry (84).

88-93 Der Abend beim Professor endet peinlich. HH nimmt hiernach endgültig Abschied von der Bürgerlichkeit, erneuert den Entschluss,

93-95 sich heute noch umzubringen, will aber nicht nach Hause zu seinem Rasiermesser gehen: Todesfurcht!

95 So landet er in einem Tanzlokal ('Schwarzer Adler'), wo er ein Mädchen trifft, die ihn unversehens wohltuend bemuttert: HERMINE. Noch im Lokal hat Harry einen merkwürdigen

104-9 TRAUM: Audienz bei Goethe, dem er Unaufrichtigkeit und Wichtigtuerei vorwirft: Klassizität und Zweckoptimismus trotz besserer Erkenntnis der Nichtigkeit menschlichen Daseins. Goethe jedoch treibt zauberhaften Schabernack mit Hallers Begierden. Das Mädchen kehrt zurück und lässt sich von HH auf Dienstag einladen. HH verbringt die Nacht im Hotel.

113 Er kehrt zur Tante zurück, trinkt mit ihr gemütlich, gutbürgerlich Tee und stellt Reflexion an über das Radio und die Omnipräsenz des Geistes: Indische Weisheiten.

114-17 Warten auf Dienstag: Geschärftes Bewusstsein der eigenen Lage und der Rolle des Mädchens:'Der Weg ins Freie', zur Entscheidung über Leben oder Sterben.

117-27 Dienstag Abend: Hermine, "eine Art Spiegel für dich", bezaubert ihn und wirft einen Blick in die Zukunft: Haller soll sie am Ende lieben, soll ihr gehorchen und schließlich töten (122). Sie gibt ihm dafür die Lebensfreude zurück. HH findet das gar nicht so überraschend.
Als erstes verlangt sie von ihm, sich ein Grammophon zu kaufen, damit sie ihm in seiner Stube den Foxtrott beibringen kann.

128-41 Am nächsten Nachmittag in einem Cafe: Gespräch über den (kommenden) Krieg (129/30), dann Einkaufsbummel und Tanzunterricht. Nach einigen Tagen klappt es und dann ab ins Tanzlokal. Beglückung durch Foxtrott und Begegnung mit dem Saxophonisten PABLO (136). Hermine kündigt weitere Lernschritte an: Liebe (MARIA) und Boston.

141 Fortschreitende Auflösung von HHs Selbstbild: Demontage des alten Ich.

144-47 Gespräch mit Pablo über Musik

147 Am Abend nach dem ersten Tanzabenteuer findet HH die schöne Maria in seinem Bette vor: Ein Geschenk Hermines. Er findet das unbeschwerte Liebesglück und lernt ihre Art (und Metier) als besondere Form der Lebenskunst, die ihm immer abging, schätzen (151/2).
Eine Bilderflut, vom "Eros zauberhaft erschlossen"(154), lässt ihn den Wert seines bisherigen Daseins, seines bisherigen Lebens erkennen. Das Verhältnis mit Maria wird dauerhaft und er überhäuft sie mit Geschenken

158 Freundschaft mit Pablo, Opium und Vielgestaltigkeit der Liebesbeziehungen.

161 Warten auf den großen Maskenball. Gespräch mit Hermine über das Glück: HH bekennt seine Sehnsucht nach Leiden, die zu seinem Glück noch fehlt. Hermines Reflexionen über den allgemeinen Weltzustand: Immer waren die Anspruchsvollen, die mit einer zusätzlichen Dimension ausgestatteten Menschen, allein, verkannt und heimatlos (167). Wo ist deren Zuhause? Jenseits des Todes, in der Ewigkeit der Heiligen, wo die Unsterblichen ihr Gelächter ausstoßen ... Darum auch Glück und Todessehnsucht verbunden.

171 Die Nacht vor dem Ball verbringt HH mit Maria in vollendetem Liebesglück und Todesahnungen von einem erlösenden Sterben.

173 Auf dem Weg zum Ball; in "bangfroher Stimmung von Schicksal und Abschied" besucht HH noch einmal seine alte Kneipe (174) und das Kino (176), bevor er sich sehr spät schließlich vom Getümmel des Maskenballs aufsaugen lässt.

177 Allein, enttäuscht und angewidert will er gegen eins verschwinden, als ihn die geheimnisvolle Einladung ins 'Magische Theater' erreicht (179). Er schlafwandelt durch das Getümmel, tanzt den Abschiedstanz mit Maria und stößt schließlich auf die als Jüngling verkleidete Hermine (181).
Mit ihr zusammen wird ihm der Ball zu einem "Erlebnis des Festes" im "Rausch der Festgemeinschaft"(183), Auflösung in der Menge, "unio mystica der Freude", Schwimmen in der Musik, "Rauschglück"(185).

186 HH vergisst Hermine völlig, bis sie schließlich in verführerischer Frauengestalt wieder auftaucht und HH sich sofort in sie verliebt. "Hochzeitstanz" (187) bis der Morgen graut.

190 Pablo führt die beiden in ein kleines Zimmer, wo er sie mit einem Anregungstrank bewirtet und dann ins "Magische Theater" einführt: HH wird aufgefordert, seine Persönlichkeit in der Garderobe abzugeben und lachen zu lernen wie die Unsterblichen: Es geht um den vorläufigen Selbstmord durch Ich-Auflösung und überhaupt Auflösung von Wirklichkeit in den Bilderwelten der eigenen Phantasie (194).

196 HH betritt das erste Zimmer: 'Auf zum fröhlichen Jagen'... und das psychedelische Spektakel nimmt seinen Lauf.

   

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