Freud

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Informationen zu Sigmund Freud

Bearbeitet von Frank Willenberg

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1. Allgemeine Informationen

Sigmund Freud, österreichischer Psychiater, Begründer der Psychoanalyse, * 6. 5. 1856 Freiberg, Mähren, † 23. 9. 1939 London; seit 1886 Nervenarzt und Hypnotherapeut in Wien, wo er zugleich als Dozent für Neuropathologie wirkte. 1895 veröffentlichte er mit J. Breuer "Studien über Hysterie", mit denen die suggestiv-hypnotische Behandlungsmethode der Psychokatharsis zur "Bewußtmachung" u. "Abreaktion" verdrängter und unbewußt gewordener seelischer Inhalte begründet wurde, die F. zur Psychoanalyse erweiterte durch Einführung der Freien Assoziation, der Traumdeutung u. der Analyse der Fehlhandlungen. Funktionelle seelische Erkrankungen erwiesen sich ihm als Resultate von Kompromißbildungen zwischen einem "Über-Ich" und verdrängten triebhaften Regungen, die er hauptsächlich auf die Libido zurückführte ("Das Ich und das Es" 1923). - Von 1902 bis zur Emigration nach London 1938 war Freud Professsor in Wien. Seine Lehre war besonders zu seinen Lebzeiten als "Pansexualismus" schweren Angriffen ausgesetzt. (Quelle: Bertelsmann Discovery)

2. Freuds Menschenbild

Freuds Menschenbild Freud gilt als der Entdecker des Unbewußten. Das Unbewußte ist das, was der Person des Menschen nicht (oder nicht mehr) bewußt ist , sie aber gleichwohl prägt und bestimmt. In das Kellergewölbe des Unbewußten werden vom "Wachbewußtsein" des Menschen Triebe und Seelenregungen verwiesen, die nicht stubenrein und nicht salonfähig sind. Dieser Vorgang wird als "Verdrängung" bezeichnet. Das "Ich" des Menschen kann diese im Unbewußten, im "Es" angesiedelten Kräfte aber nicht ausrotten oder auch nur besiegen. Sie drängen aus dem Keller zurück in die gute Stube des Ich. "Der nächtliche Vorstoß des Verpönten und Verdrängten im Traum", Neurosen, Psychosen und Fehlleistungen bezeugen zur Genüge, daß das Ich das Es nicht zügeln kann. Die verdrängte seelische "Unterwelt" sucht immer neue Durchschlüpfe, um das Wachbewußtsein des Menschen zu durchkreuzen. Wie sehr das Unbewußte dem Bewußtsein immer wieder das Konzept verdirbt, erweist nach Freud das Sichversprechen, etwa wenn bei einem Nachruf am Grab ein Intimfeind des Verstorbenen in der Grabrede feststellt: "Der erschütternde Verlust, den wir errungen haben...", statt "Der erschütternde Verlust, den wir erlitten haben."

Auch wenn der Mensch erwachsen und zivilisiert ist, bleibt er zeitlebens im Keller seines Unterbewußtseins ein Wilder. Warum "verdrängt" das Ich die Triebe, die ihm doch Lust bereiten würden? Weil es ihm eine Kontrollinstanz im Menschen, das sogenannte "Über-Ich", befiehlt. Dieses Uber-Ich oder Gewissen ist der "Nachfolger und Vertreter der EItern (und Erzieher)", die die Handlungen des Kindes in seiner ersten Lebensphase beaufsichtigt haben. "Es hält das Ich in dauernder Abhängigkeit, es übt einen ständigen Druck auf dasselbe aus. Das Ich ist ganz wie in der Kindheit besorgt, die Liebe des Oberherrn aufs Spiel zu setzen, empfindet seine Anerkennung als Befreiung und Befriedigung, seine Vorwürfe als Gewissensbisse. Wenn das Ich dem Über-Ich das Opfer eines Trieb-Verzichts gebracht hat, erwartet es als Belohnung dafür, von ihm geliebt zu werden." Der Triebverzicht macht das Ich stolz. Das Uber-Ich ist also bei Freud eine ähnlich doppelwertige Größe wie die brodelnden Leidenschaften im Keller des Unterbewußten. Es entmündigt einerseits den Menschen, kultiviert ihn aber andererseits, indem es ihm hilft, die Leidenschaften und Triebe zu zähmen. Das Über-Ich schafft die Kultur. (aus: H. G. Pöhlmann, Der Atheismus oder der Streit um Gott)


Sigmund Freud zur Religion

Diese (religiösen Vorstellungen), die sich als Lehrsätze ausgeben, sind nicht Niederschläge der Erfahrung oder Endresultate des Denkens, es sind Illusionen, Erfüllungen der ältesten, stärksten, dringendsten Wünsche der Menschheit; das Geheimnis ihrer Stärke ist die Stärke dieser Wünsche. Wir wissen schon, der schreckende Einfluß der kindlichen Hilflosigkeit hat das Bedürfnis nach Schutz, Schutz durch Liebe erweckt, dem der Vater abgeholfen hat, die Erkenntnis von der Fortdauer dieser Hilflosigkeit durchs ganze Leben hat das Festhalten an der Existenz eines aber nun mächtigeren Vaters (nämlich Gott) verursacht.

Durch das gütige Walten der göttlichen Vorsehung wird die Angst vor den Gefahren des Lebens beschwichtigt, die Einsetzung einer sittlichen Weltordnung versichert die Erfüllung der Gerechtigkeitsforderung, die innerhalb der menschlichen Kultur so oft unerfüllt geblieben ist, die Verlängerung der irdischen Existenz durch ein zukünftiges Leben stellt den örtlichen und zeitlichen Rahmen bei, in dem sich diese Wunscherfüllungen vollziehen sollen.

Antworten auf Rätselfragen der menschlichen Wißbegierde, wie nach der Entstehung der Welt und der Beziehung zwischen Körperlichem und Seelischem, werden unter den Voraussetzungen dieses Systems entwickelt; es bedeutet eine großartige Erleichterung der Einzelpsyche, wenn die nie ganz überwundenen Konflikte der Kinderzeit aus dem Vaterkomplex ihr abgenommen und einer von allen angenommenen Lösung zugeführt werden...

Eine Illusion ist nicht dasselbe wie ein Irrtum, ist auch nicht notwendig ein Irrtum... Für die Illusion bleibt charakteristisch die Ableitung aus menschlichen Wünschen, sie nähert sich in dieser Hinsicht der psychiatrischen Wahnidee...

An der Wahnidee heben wir als wesentlich den Widerspruch gegen die Wirklichkeit hervor, die Illusion muß nicht notwendig falsch, d. h. unrealisierbar oder im Widerspruch mit der Realität sein. Ein Bürgermädchen kann sich zum Beispiel die Illusion machen, daß ein Prinz kommen wird, um sie heimzuholen. Es ist möglich, einige Fälle dieser Art haben sich ereignet.

Daß der Messias kommen und ein goldenes Zeitalter begründen wird, ist weit weniger wahrscheinlich, je nach der persönlichen Einstellung des Urteilenden wird er diesen Glauben als Illusion oder als Analogie einer Wahnidee klassifizieren...

Wir heißen also einen Glauben eine Illusion, wenn sich in seiner Motivierung die Wunscherfüllung vordrängt, und sehen dabei von seinem Verhältnis zur Wirklichkeit ab, ebenso wie die Illusion selbst auf ihre Beglaubigung verzichtet. Wenden wir uns nach dieser Orientierung wieder zu den religiösen Lehren, so dürfen wir wiederholend sagen: Sie sind sämtlich Illusionen, unbeweisbar, niemand darf gezwungen werden, sie für wahr zu halten, an sie zu glauben. Einige von ihnen sind so unwahrscheinlich, so sehr im Widerspruch zu allem, was wir mühselig über die Realität der Welt erfahren haben, daß man sie mit entsprechender Berücksichtigung der Unterschiede den Wahnideen vergleichen kann.

Über den Realitätswert der meisten von ihnen kann man nicht urteilen. So wie sie unbeweisbar sind, sind sie auch unwiderlegbar. Man weiß noch zu wenig, um ihnen kritisch näher zu rücken...

Die wissenschaftliche Arbeit ist für uns der einzige Weg, der zur Kenntnis der Realität außer uns führen kann. Die Erkenntnis des historischen Werts gewisser religiöser Lehren steigert unseren Respekt vor ihnen, macht aber unseren Vorschlag, sie aus der Motivierung der kulturellen Vorschriften zurückzuziehen, nicht wertlos. Im Gegenteil! Mit Hilfe dieser historischen Reste hat sich uns die Auffassung der religiösen Lehrsätze als gleichsam neurotischer Relikte ergeben und nun dürfen wir sagen, es ist wahrscheinlich an der Zeit, wie in der analytischen Behandlung des Neurotikers, die Erfolge der Verdrängung durch die Ergebnisse der rationalen Geistesarbeit zu ersetzen. Daß es bei dieser Umarbeitung nicht beim Verzicht auf die feierliche Verklärung der kulturellen Vorschriften bleiben wird, daß eine all gemeine Revision derselben für viele die Aufhebung zur Folge haben muß, ist vorauszusehen, aber kaum zu bedauern. Die uns gestellte Aufgabe der Versöhnung der Menschen mit der Kultur wird auf diesem Wege weitgehend gelöst werden.

(aus: S. Freud, Gesammelte Werke in 18 Bänden, Bd. 14)

Aufgaben:

  1. Beschreibe die im Text erläuterte Entstehung religiöser Vorstellungen!
  2. Was versteht Freud unter einer Illusion?
  3. Welchen Wert besitzt für ihn die Religion?

S.Freud: Zwei Erklärungswege der Religion
Psychoanalytische Deutung

Sehnsucht des Kindes nach Geborgenheit

Wunschvorstellungen des Menschen

entstanden durch Hilflosigkeit

angesichts der Belastungen durch

Natur, Schicksal und Kultur

Zuflucht bei einem zum Gott erhöhten Vater

(Vater-Über-Ich)

ergo:

Gott ist eine Projektion

infantilen Wunschdenkens

Ethnologische Deutung

Schuldgefühle

angesichts der Ermordung des Ur-Vaters,

(eines unumschränkten Despoten, der alle Frauen des Stammes für sich in Anspruch genommen hat.

Die erwachsenen Söhne erschlagen ihn deswegen.)

(Urmenschenhorden-Theorie)

göttliche Verehrung

des ermordeten Vaters als "Totemtier"

ergo:

Gott ist eine Projektion

menschlichen Schuldgefühls

Somit ist Religion ein Rückfall des Menschen in ein kindliches/urmenschliches Entwicklungsstadium. Dieser Rückfall verzerrt die Wirklichkeitswahrnehmung. Religion ist daher eine Art psychische Krankheit.

 


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Letztes Update dieser Seite: Samstag, 14. Oktober 2000


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