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K. Dautels Zusammenfassungen - Unterrichtsprojekte - Vorschläge
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Traumnovelle
Albertine • Impulse
S. Freud und A. Schnitzler
Vier Novellen
Aus dem Bildarchiv der österreichischen Nationalbibliothek |
Arthur Schnitzler
Geboren 1862 in Wien als Sohn eines Professors der Medizin. Er studierte ebenfalls Medizin, wurde Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus und der Polyklinik in Wien, eröffnete schließlich eine Privatpraxis.
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Arbeitsauftrag für Gruppen:
- Sammeln Sie in den zur Verfügung stehenden Nachschlagewerken Informationen zu folgenden Stichworten,
- tragen Sie die Ergebnisse in maximal drei Minuten vor
- und verfassen sie maximal drei zusammenfassende Sätze zum Diktieren oder fürs Protokoll:
Drei STÄDTE - drei ZENTREN
BERLIN WIEN PRAG ----------------------|-------------------------------|---------------- Epochenbegriffe NATURALISMUS <=====> IMPRESSIONISMUS G.Hauptmann H.v.Hoffmannsthal F.Kafka (1883-19): Vor Sonnenaufgang (1889) Arthur Schnitzler: Der Prozeß (1911/12) Die Weber(1892) Novellen (und Dramen) Die Verwandlung (1915) Die Ratten (1911) Leutnant Gustl (1900) Das Schloß (1922) - Berliner Tragikomödie Fräulein Else (1924) Traumnovelle (1926) Thematik: "Entfremdung": Darstellung von sozialer Not Verunsicherung Fremdheit des Determiniertheit des Menschen des Menschen Menschen in durch Vererbung und Milieu durch den Verlust seiner eigenen /\ gesicherter Wahrheiten Lebenswelt || (Ernst Mach: \/ Dinge=Empfindungen) Gegenströmungen: EXPRESSIONISMUS (1910-20) Das Unbewusste: Literatur als Bürgerschreck Entdeckung der Triebe als DADA handlungsbestimmende Radikale Abkehr von allem, Kräfte was bisher als schön, wahr und sinnvoll galt: Anti-Kunst und Un-Sinn |
Nun sind auch Sie beim 60sten Jahrestag angekommen, während ich, um 6 Jahre älter, der Lebensgrenze nahegerückt bin und erwarten darf, bald das Ende vom fünften Akt dieser ziemlich unverständlichen und nicht immer amüsanten Komödie zu sehen....
Ich will Ihnen ... ein Geständnis ablegen, welches Sie gütigst aus Rücksicht für mich für sich behalten und mit keinem Freunde oder Fremden teilen wollen. Ich habe mich mit der Frage gequält, warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe, Ihren Verkehr aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu führen (wobei natürlich nicht in Betracht gezogen wird, ob Sie selbst eine solche Annäherung von mir gerne gesehen hätten).
Die Antwort auf diese Frage enthält das mir zu intim erscheinende Geständnis. Ich meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa, daß ich sonst leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen zu identifizieren oder daß ich mich über die Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte, die mich von Ihnen trennt, sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen Schöpfungen vertiefe, hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren. Ihr Determinismus wie Ihre Skepsis - was die Leute Pessimismus heißen -, Ihr Ergriffensein von den Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen Vertrautheit. (In einer kleinen Schrift vom J. 1920, "Jenseits des Lustprinzips", habe ich versucht, den Eros und den Todestrieb als die Urkräfte aufzuzeigen, deren Gegenspiel alle Rätsel des Lebens beherrscht.) So habe ich den Eindruck gewonnen, daß Sie durch Intuition - eigentlich aber in Folge feiner Selbstwahrnehmung - alles das wissen, was ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe. Ja ich glaube, im Grunde Ihres Wesens sind sie ein psychologischer Tiefenforscher, so ehrlich unparteiisch und unerschrocken wie nur je einer war, und wenn Sie das nicht wären, hätten Ihre künstlerischen Fähigkeiten, Ihre Sprachkunst und Gestaltungskraft, freies Spiel gehabt und Sie zu einem Dichter weit mehr nach dem Wunsch der Menge gemacht...
In herzlicher Ergebenheit
Ihr Freud"
(Sigmund Freud, "Briefe" 1873-1939, ed. Ernst L.Freud, Frankfurt 1960, S. 249f)
Sigmund Freud (1856-1939): Über den Traum (1901)
Ausgangspunkt: Im Gegensatz zu den antiken und religiösen Traumdeutungen, die im Traum die Erscheinung oder Stimme einer höheren Macht sahen (z.B. in der Bibel), geht die moderne Psychologie davon aus, dass der Traum "die eigene psychische Leistung des Träumers ist". (Kapitel I)
Am Beispiel eines eigenen aktuellen Traumes demonstriert Freud die Arbeit des Assoziierens und dadurch Zurückführens von Traumgeschichten auf die dahinter liegenden Anstöße und Erfahrungen.
Hierbei wird deutlich, dass ein Unterschied zu machen ist, zwischen dem erinnerten Traum und dem zugrundliegenden Traummaterial. Freud unterscheidet zwischen
"manifest" (erinnerte Trauminhalte) | und | "latent" (durch die Analyse zu Tage geförderte Trauminhalte) |
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Drei Arten von Träumen werden zunächst unterschieden:
Dann werden die psychischen Vorgänge der Veränderung von latent zu manifest ("Traumarbeit") beschrieben :
Warum nun diese Traumarbeit?
In einem 1911 hinzugefügten Kapitel XII erläutert Freud seine Ansicht, dass die meisten Erwachsenen-Träume latent erotischen Inhaltes seien und dass es im Traummaterial wiederkehrende Symbole gebe, die quasi katalogisiert werden und als Deutungshilfen eingesetzt werden könnten.
"Wer an dem Gesichtspunkte der Zensur als dem Hauptmotiv der Traumentstellung festhält, der wird nicht befremdet sein, aus den Ergebnissen der Traumdeutung zu erfahren, daß die meisten Träume der Erwachsenen durch die Analyse auf erotische Wünsche zurückgeführt werden. Diese Behauptung zielt nicht auf die Träume von unverhüllt sexuellem Inhalt, die wohl allen Träumern aus eigenem Erleben bekannt sind und gewöhnlich allein als "sexuelle Träume" beschrieben werden. Solche Träume bieten noch immer des Befremdenden genug durch die Auswahl der Personen, die sie zu Sexualobjekten machen, durch die Wegräumung aller Schranken, an denen der Träumer im wachen Leben seine geschlechtlichten Bedürfnisse haltmachen läßt, durch viele sonderbare an das sogenannte Perverse mahnende Einzelheiten. Die Analyse zeigt aber, daß sehr viele andere Träume , die in ihrem manifesten Inhalt nichts Erotisches erkennen lassen, durch die Deutungsarbeit als sexuelle Wunscherfüllungen entlarvt werden und daß andererseits sehr viele von der Denkarbeit des Wachens als "Tagesreste" erübrigte Gedanken zu ihrer Darstellung im Traum nur durch die Zuhilfenahme verdrängter erotischer Wünsche gelangen.Zur Aufklärung dieses theoretisch nicht postulierten Sachverhaltes sei darauf hingewiesen, daß keine andere Gruppe von Trieben eine so weitgehende Unterdrückung durch die Anforderung der Erziehung zur Kultur erfahren hat wie gerade die sexuellen, daß aber auch die sexuellen Triebe sich bei den meisten Menschen der Beherrschung durch die höchsten Seeleninstanzen am ehesten zu entziehen verstehen. Seitdem wir die in ihren Äußerungen oft so unscheinbare, regelmäßig übersehene und mißverstandene infantilen Sexualität kennengelernt haben, sind wir berechtigt zu sagen, daß fast jeder Kulturmensch die infantile Gestaltung des Sexuallebens in irgendeinem Punkte festgehalten hat, und begreifen so, daß die verdrängten infantilen Sexualwünsche die häufigsten und stärksten Triebkräfte für die Bildung der Träume ergeben.
Wenn es dem Traume, welcher erotische Wünsche zum Ausdrucke bringt, gelingen kann, in seinem manifesten Inhalt harmlos asexuell zu erscheinen, so kann dies nur auf eine Weise möglich sein. Das Material von sexuellen Vorstellungen darf nicht als solches dargestellt werden, sondern muß im Trauminhalt durch Andeutungen, Anspielungen und ähnliche Arten der indirekten Darstellung ersetzt werden, aber zum Unterschied von anderen Fällen indirekter Darstellung muß die im Traum verwendete der unmittelbaren Verständlichkeit entzogen sein. Man hat sich gewöhnt, die Darstellungsmittel, welche diesen Bedingungen entsprechen, als Symbol des durch sie Dargestellten zu bezeichnen. Ein besonderes Interesse hat sich ihnen zugewendet, seitdem man bemerkt hat, daß die Träumer derselben Sprache sich der nämlichen Symbole bedienen, ja, daß in einzelnen Fällen die Symbolgemeinschaft über die Sprachgemeinschaft hinausreicht. (...) Mit Hilfe einer Kenntnis der Traumsymbolik ist es möglich, den Sinn einzelner Elemente des Trauminhaltes, oder einzelner Stücke des Traumes, oder mitunter selbst ganzer Träume zu verstehen, ohne den Träumer nach seinen Einfällen befragen zu müssen. Wir nähern uns so dem populären Ideal einer Traumübersetzung und greifen andererseits auf die Deutungstechnik der alten Völker zurück, denen Traumdeutung mit Deutung durch Symbolik identisch war."