Goethe, Schiller und Zeitgenossen
K. Dautels Ideen, Materialien, Vorschläge für den Deutschunterricht
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Ein Schauspiel 1771
„Durch die fortdauernde Teilnahme an Shakespeare's Werken hatte ich mir den Geist so ausgeweitet, daß mir der enge Bühnenraum und die kurze, einer Vorstellung zugemessene Zeit keineswegs hinlänglich schienen, um etwas Bedeutendendes vorzutragen. Das Leben des biederen Götz von Berlichingen, von ihm selbst geschrieben, trieb mich in eine historische Behandlungsart, und meine Einbildungskraft dehnte sich dergestalt aus, daß auch meine dramatische Form alle Theatergrenzen überschritt und sich den lebendigen Ereignissen mehr und mehr zu nähern suchte.”Dies schreibt Goethe in seinen Jugenderinnerungen mit dem Titel "Dichtung und Wahrheit".
1. In einer HERBERGE IM FRANKENLAND erzählen sich Bauern die Geschichte von Götzens Streit mit dem Bischof von Bamberg. Er liegt mit diesem in Urfehde wegen eines gefangenen Buben. Man erfährt, dass Götz einenStreich plant, die Gefangennahme Weislingens, des "Bischofs rechte Hand". Zwei Reiter des Bischofs erscheinen, hören von ihrem Bischof despektierlich reden und es kommt fast zur Prügelei. Hinzu kommen zwei Berlichingische Reiter, die von den Bauern erfahren, dass Weislingen droben im Schloss weile.
2. In einer HERBERGE IM WALD wartet Götz ungeduldig auf seine Knechte. Seit fünf Tagen liegt er auf der Lauer, um Weislingen gefangenzunehmen. Georg, sein Bube erscheint in des Knechtes Panzer und möchte auch mit ins Gefecht, doch Götz vertröstet ihn auf spätere Gelegenheiten, wenn sie mal wieder Kaufleute überfallen.
Ein wandernder Mönch, Bruder Martin, kommt und lässt im Gespräch mit Götz erkennen, dass er seines Gelübdes überdrüssig ist und lieber einer jener tat kräftigen Männer wäre, die nach einem Gefecht glücklich zu ihren stattlichen Weibern heimkehren, so wie Götz. Vom Bruder Martin erfahren wir dann auch die Geschichte von Götzens eiserner Hand und wie großartig das Ansehen Götzens, den "die Fürsten hassen und zu dem die Bedrängten sich wenden", ist. Da kommen endlich die zwei Knechte, um Götz ins Gefecht zu holen.
3. JAGSTHAUSEN, Götzens Burg. Frau Elisabeth, Götzens Schwester Maria und Söhnchen Karl warten ungeduldig auf den Ausgang des STreiches. Aus dem Gespräch geht hervor, was für ein eigennütziger und rechtschaffener Mann der Götz ist, aber auch dass sein Sohn Karl wohl nicht so recht zum Ritter taugt.
Endlich kommt der Zug, der Knecht berichtet von der Gefangennahme Weislingens, dieser und Götz betreten die Stube und zwischen dem niedergeschlagenen W. und G. entspinnt sich ein Gespräch über die alten Zeiten, als beide noch unzertrennliche Jugendfreunde waren wie Kastor und Pollux, nur dem Kaiser untertan, bis dann Götz nach Brabant zog, Weislingen zurückblieb und vom Hoflebenund den Weibern verdorben wurde. W. rechtfertigt sich: Weil der Kaiser fern ist, haben die Fürsten das REcht, für Ruhe und Ordnung im Land zu sorgen, auch gegen die Ritter und ihre ständigen Raubzüge und Fehden.
Götz aber sieht bei Fürstern und Bischöfen nur Eigennutz und Machtstreben.
Zu BAMBERG im bischöflichen Pallast disputieren der Bischof, ein Abt und ein Frankfurter Intellektueller, Olearius, über das neue Recht und die juristische Gelehrsamkeit. Die Nachricht von G. kühnem Streich wird gebracht.
In JAGSTHAUSEN werden wir Zeuge von W.s wunderbarer Verwandlung: Er und G.s Schwester Maria sind verliebt und schwören einander ewige Treue. Dem gutgläubigen G. ist das Recht, er gibt seinen Segen dazu und W. frei. Darob ist dieser zutiefst gerührt.
W.s Knecht Franz kommt und überbringt Nachrichten vom Bamberger Hof: Der Bischof will auf alles eingehen, nur um ihn zurückzuhaben. W. aber will nicht mehr an den Hof zurückkehren. Franz berichtet von der neuesten Sensation am Hof: Die Ankunft der schönen Witwe Adelheid von Walldorf.
Fragestellungen zu AKT I:
In welchen Schritten wird Götz eingeführt?
Wie sieht es in Deutschland aus zu dieser Zeit?
Welche Vermutungen über den Fortgang der Handlung sind möglich?
Figurenkonstellation: |
Bruder Martin Bauern zweifelnder Mönch Georg rebellisch will G. nacheifern Elisabeth GÖTZ treu-sorgende Gattin v.BERLICHINGEN Karl, ein freier Ritter Muttersöhnchen Maria Beschützer der Machtlosen Schwester mit Feind der Fürsten und Kaufleute gewissen Zweifeln Bischof v.Bamberg Weislingen - ehemals G.s Jugendfreund jetzt Günstling des Bischofs und Politiker |
BAMBERG. Der listige und frivole Liebetraut, Unterhalter des Bischofs, erhält den Sonderauftrag, den unentbehrlichen Weislingen für den Hof zurückzugewinnen. Hierbei bedingt er sich aus, Adelheid als "Lockvogel" einsetzen zu dürfen.
JAGSTHAUSEN. Götz und v.Selbitz planen einen Überfall auf Nürnberger Kaufleute. Er liegt mit ihnen in Fehde, weil sie den Bambergern geholfen haben, seinen Buben festzusetzen.
BAMBERG. Adelheids Fräulein berichtet von der Ankunft Weislingens. Liebetraut schildert, wie er ihn gefesselt habe mit einem Strick aus Weiber- und Fürstengunst und Schmeichelei.
Im SPESSART erfährt Götz von Weislingens Rückkehr. Er schickt Georg zum Spionieren.
BAMBERG. Der Bischof versucht vergeblich, W. umzustimmen. Dies gelingt Adelheid viel besser. Mit ihrer berechnenden Art bringt sie den Wankelmütigen in Schwierigkeiten. Sie lässt ihn nicht mehr zu ihr kommen, wodurch dieser Grund hat, seine Abreise zu verschieben. Er will noch die Geschäfte für den Nachfolger ordnen.
Im SPESSART erfährt Götz von W.s Wende. Er hat sogar Georg gedroht.
In BAMBERG wirft Adelheid ihrem W. Untätigkeit und Missmut vor. Er langweilt sie. Sie stachelt ihn zu neuen Taten an, vor allem gegen Götz vorzugehen, was er ihr auch verspricht. Er ist in ihrem Bann: "Zauberin"(51)
In einer HERBERGE wohnt Götz einer Bauernhochzeit bei, mit der ein alter Streit zwischen den Brauteltern geschlichtet wird. Sie haben acht Jahre gegeneinander prozessiert und stellen nun fest, dass sie beide vom gleichen Advokaten, SAPUPI, geschröpft worden sind. Georg kommt und holt Götz, denn die Nürnberger sind endlich im Anzug.
Im MIttelpunkt dieses Aktes stehen WEISLINGEN und ADELHEID. Wir erkennen W.s Konflikt und seinen inneren Zwiespalt (44-48), aber auch Adelheids ehrgeizigen und berechnenden Charakter. Der KONFLIKT nimmt Gestalt an, der Bischof tritt in den Hintergrund, und Weislingen, von Adelheid angestachelt, wird zum eigentlichen Antagonisten.
AKT III
Beim REICHSTAG ZU AUGSBURG (1512) beschweren sich Nürnberger Kaufleute bei Kaiser Maximilian über Götz. Weislingen, nun des Kaisers Ratgeber, drängt den zögernden Kaiser, gegen die Ritter - vor allem Götz - streng vorzugehen, und erwirkt eine Achterklärung.
JAGSTHAUSEN. Sickingen wirbt um Mariens Hand.
Im Lager der Reichsexekution wird die Gefangennahme Götzens geplant
In Jagsthausen erfährt G., dass die Reichsacht über ihn erlassen wurde und er mit einem Angriff rechnen muss. Sickingen verspricht Hilfe zu schicken.
In BAMBERG erfährt Adelheid von Weislingens Knecht Franz, dass die Truppen zur Festnahme G. unterwegs sind. Franz ist heftig in A. verliebt.
In Jagsthausen taucht mitten in die Vorbereitung zum Kampf LERSE auf, ein Reitersknecht, welcher eins tapfer gegen G. gekämpft hat, nun aber ihm dienen will, weil er von dessen Tatkraft und Ritterlichkeit so angetan ist. Noch einmal wird die gute alte Zeit heraufbeschworen.
WALD UND LAGER. Götz und Selbitz schlagen die Soldatentruppe und nehmen Gefangene. - Die ganze Truppe marschiert nun auf Jagsthausen zu.
Mauerbericht vom Kampf: Der verwundete Selbitz berichtet von der Schlacht und dem Sieg, der trotz großer Verluste, dank der Tapferkeit von Georg und Lerse errungen wird.
Während Sickingen Maria ehelicht, wird Jagsthausen angegriffen. Götz schreit seine berühmtes Zitat zm Fenster hinaus. - Belagerung.
SAAL. Götz entwirft im Kreis der Seinigen seine Vision von der guten alten Zeit (73-5) und dem glücklichen Kaiserreich. Dies mutet umso trauriger an, als sie gerade im Namen des Kaisers belagert werden. Georg bemerkt diese bittere Ironie des Schicksals. Lerse kommt und berichtet, dass freies Geleit zum Abzug zugesichert sei. Doch dabei wird Götz dennoch gefangengenommen.
DIE LAGE IM DEUTSCHEN REICH |
REICHSTAG oberste Reichsgewalt seit 1512 KAISER Kurfürsten, Fürsten Maximilian ←-----------------------------------→ und Bischöfe | Vorschläge des Kaiser wurden Territorialstaate mit | beraten von Fürsten & erblichen Lehensrechten | freien Reichsstädten reichsunmittelbare Gebiete und Immunitäten innerhalb / der Territorien / | Fehden / KLÖSTER ←-----------→ REICHSRITTER ←-----------→ REICHSSTÄDTE- nieder Adel Zünfte und Kaufherren \ | / Steuern - Abgaben - Frondienste - Zehnt - Zins BAUERNSTAND (90% der Bevölkerung) |
HEILBRONN. Götz muss sich vor Gericht verantworten und soll Urfehde schwören. Er ist nicht bereit, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er als Rebell gegen den Kaiser bezeichnet wird. Es kommt zum Handgemenge, er wird von der Bürgerwehr hart bedrängt, da greift Sickingen mit 200 Mann die Stadt an und die Ratsherren lassen Götz frei.
Auf Anraten Sickingens zieht sich G. auf seine Burg zurück und verspricht, vorläufig stillzuhalten. Sickingen hat Pläne, Kurürst zu werden, und da kann er seinen Schwiegervater noch brauchen.
Auf Adelheids SCHLOss ärgert sich ihr Gatte Weislingen über Götzens Freilassung. Der alte Kaiser selbst hat ur Duldung geraten. Da kommt die Rede auf den möglichen Nachfolger, Karl, und W. wird klar, dass Adelheid ein besonderes Interesse an diesem jungen Mann hat. Tatsächlich plant sie, ihren Mann loszuwerden. Für diese Pläne hält sie sich den verliebten Franz als Mitwisser und Botengänger.
JAGSTHAUSEN. Götz,zum Müßiggang gezwungen, schreibt seine Memoiren, in denen es ihm besonders um die ritterlichen Tugenden geht: Nie hat er sein Wort gebrochen! (siehe Ende von Akt III).
ABER: eine düstere Stimmung lastet über allem: |
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