Barockresidenz Rastatt - Doppeljubiläum Türkenlouis 2005
"Zwischen Sonne und Halbmond"
Bilanz
2005 war ein Jahr der Jubiläen in Rastatt mit einem attraktiven
und umfangreichen Veranstaltungsangebot, das von den Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG), der Stadt Rastatt
und dem Wehrgeschichtlichen Museum unter dem Motto "Zwischen Sonne
und Halbmond" gefeiert wurde. Zahlreiche Gäste aus Fern und Nah
kamen zum Besuch in die barocke Schlossanlage. Knapp 31.000 Personen
haben die fachkundigen Schlossführungen durch die Prunkräume und
die fröhlich-bunten Jubiläumsveranstaltungen der SSG in der Schlossanlage
mit Begeisterung besucht. Dies bedeutet eine Steigerung von über
30% im Vergleich zu 2004. Davon haben knapp 7.000 Besucher die
spannenden und erlebnisreichen Sonderführungen hautnah genossen.
Zählt man die Teilnehmer der anderen Veranstaltungen von der Stadt
dazu, dann erhöht sich die Zahl auf 53.000. Mit den Besuchern
der zwei in der Barockresidenz Rastatt untergebrachten Museen,
der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen
Geschichte (45.353) und des Wehrgeschichtlichen Museums (17.500),
sind es insgesamt 116.205 Gäste. Eine stolze Zahl für dieses einzigartige
über die Jahrhunderte erhalten gebliebene barocke Residenzschloss,
das immer noch zu wenig bekannt ist.
Eine stolze Zahl, die auch die Herzen der Veranstalter höher schlagen
lässt, denn in zahlreichen unermüdlichen Arbeitsstunden im Fachreferat
SSG, unter der Leitung von RD Gerhard Wenz, wurden von Anneliese
Almasan und Sandra Eberle in Zusammenwirken mit der Stadt Rastatt,
Rolf Spiegelhalder und Dieter Eppele, die Konzepte der Veranstaltungen
bis ins feinste Detail ausgearbeitet und in einem 95 Seiten starken
Veranstaltungskalender gestaltet und herausgegeben. Ein Programm,
das allerorts sofort großen Anklang und Nachfrage erfahren hat.
Feierlichkeiten und Feste
Die feierliche Eröffnung des Jubiläumsjahrs fand am 8. April statt,
dem eigentlichen Geburtstag des Markgrafen Ludwig Wilhelm von
Baden-Baden, der sich 2005 zum 350. Mal jährte. Über 200 illustre
Gäste, darunter auch Prinz Bernhard von Baden, ein Nachfahre des
legendären "Türkenlouis", wurden vom Staatsminister Ulrich Müller
MdL im Namen der Landesregierung im Ahnensaal der Residenz herzlich
willkommen geheißen. Eine echte musikalische Rarität, die wiederentdeckte
Huldigungskantate an den Erbprinzen Ludwig Georg, komponiert vom
badischen Hofkapellmeister Johann Caspar Ferdinand Fischer für
den ältesten Sohn des Markgrafen, umrahmte den Festakt. Gleichzeitig
wurde im Wehrgeschichtlichen Museum die dem siegreichen Feldherrn
gewidmete Ausstellung "Zwischen Sonne und Halbmond", die auch
dem Jubiläumsjahr seinen treffenden Titel gab, vom Leiter des
Museums Dr. Kai Uwe Tapken eröffnet.
Eine wirkliche Herausforderung für das Fachreferat war aber die
Vorbereitung, Organisation und Durchführung des großen Sommer-Schlossfestes
"Barock pur" am 25. Juni. Die akribisch erarbeitete Konzeption
hatte den Schwerpunkt auf die Inszenierung des Einzugs des Markgrafenpaars
Ludwig Wilhelm und Sibylla Augusta von Baden-Baden mit dem badischen
Hofstaat vom Marktplatz ins Residenzschloss gesetzt, das 1705
in Rastatt stattgefunden hatte.
Eine ganze Menge war zu tun und zu zweit nicht zu bewältigen.
Im Zusammenwirken jedoch aller zuständigen Mitarbeiter, Martina
Kimmich, Abteilung SSG, Amt Pforzheim, Bernhard Haas, Schlossverwaltung
und der Schlossführerinnen Rastatt und Favorite, sowie der Konservatorin
Dr. Ulrike Grimm und dem Duo Thomas Angelou und Uwe Reich vom
Service Center, wurde dieser Festtag zum großen Erfolg.
Über 4.000 Gäste verfolgten begeistert und gespannt an diesem
von Sturm bedrohten Samstagnachmittag den barock inszenierten
Einzug des Markgrafenpaars in die Residenz in einer sechsspännigen
Kutsche - heute eine Seltenheit. Von Fanfarenbläsern, Soldaten,
Reitern, Lakaien und dem Hofstaat sowie zwei weiteren Kutschen
mit der markgräflichen Familie begleitet, defilierten die rund
150 kostümierten Akteure und verschmolzen zu einem farbenprächtigen
Bild, das den Ehrenhof in die Zeit des Barock zurück versetzte.
Musik, Tänze und Szenen des 18. Jahrhunderts auf der Gartenbühne
mit den Ensembles "Agua viva" unter der Leitung von Patricia Rojas
Schubert und "I Danzatori Palatini" unter der Leitung von Anna
Maria Avenius boten einen Genuss besonderer Art. Zwischendurch
flanierten die gutgelaunten Besucher im Schlossareal oder durch
die Prunkgemächer, bestaunten die barocken Reiter, die Kunst der
Handwerker im historischen Markt, aber vor allem die eleganten
Roben der "höfischen Gesellschaft", ihre prächtigen Stoffe und
eindrucksvollen Details. Die Lust an der Verkleidung hatten schon
die barocken Fürsten - und diese ausgiebig - zelebriert. Ein Maskenball
nach historischem Vorbild bot Interessierten am Abend die Gelegenheit,
in stilechten Kleidern des 18. Jahrhunderts einmal selbst Teil
einer prunkvollen Inszenierung zu sein. Ein wirkliches Spektakel
auch für die Medien, denn selbst so mancher Journalist erschien
für die Berichterstattung in der Mode der damaligen Zeit zum nächtlichen
Tanz. Glanz- und klangvoller Abschluss des Sommerfestes war ein
musikalisch untermaltes Bodenfeuerwerk, ganz in barocker Manier.
Einen weiteren Höhepunkt des Jubiläumsjahrs bildete die Orientalische
Nacht am 24. September. Auch hier war die Arbeit der Mitwirkenden
auf den Tag genau geplant. Neu in das Team kam Bettina Kohlstedt,
die mit dem Service Center die schwere Aufgabe der Koordination
und Organisation vor Ort übernommen hatte. Mehr als 180 Besucher
ließen sich bei der exklusiven Soiree durch das prächtig geschmückte
Vestibül mit orientalischem Bazar, Düften des Orients, kulinarischen
Köstlichkeiten des Balkans und arabischen Lautenklängen verzaubern.
Sinnlicher exotischer Bauchtanz und zentralasiatische Tänze, eine
bunte Modenschau, die Orient und Okzident verband, und die faszinierenden
Klänge Antonio de Cádiz` "flamenco oriental en concierto" schufen
eine unvergessliche Atmosphäre im Ahnensaal. Mit tobendem Applaus
verabschiedeten sich die Gäste tief in der Nacht von den glücklich
erschöpften Darstellern.
Veranstaltungen
Einer besonderen Popularität erfreut sich die Reihe der Sonderführungen
für Erwachsene und Kinder, die seit 1993 mit zunehmender Resonanz
in der Barockresidenz Rastatt angeboten wird. Eine Mischung von
kunstgeschichtlichen Fachkenntnissen mit einem Hauch sinnlicher
Wahrnehmung in historischen Interpretationen und Rollenspiel ist
wohl das Erfolgsrezept. Vor allem die Kleinen unter den Gästen
sind von dieser Art der Geschichtsvermittlung fasziniert. Hochwissenschaftliche
Vorträge der Stadt im Forum Geschichte, das baugeschichtliche
Kolloquium des Amtes Pforzheim mit neuen Erkenntnissen zum Baubestand,
zahlreiche Konzerte, Feste der Stadt, ein Open Air und vieles
mehr, über das ganze Jahr verteilt, haben das Jubiläumsjahr 2005
"Zwischen Sonne und Halbmond" zu einem Jahr voller Sinneseindrücke
werden lassen, das allen Besuchern das Leben und Wirken des Türkenlouis
und seine Epoche lebendig vorführte und sie begeisterte.