Cod. Pal. germ. 329
Hugo von Montfort: Reden, Briefe, Lieder
Beschreibstoff:
Pergament
Umfang: 55 Blätter
Maße: 31,3 x 22,5 cm
Entstanden 1414/1415
Entstehungsraum: Steiermark
Die Werke Hugos von Montfort sind außergewöhnlich spärlich
überliefert. Neben dieser Heidelberger Handschrift existieren
nur noch einzelne Lieder in fragmentarischen Manuskripten
in der Staatsbibliothek zu Berlin, der Stadtbibliothek Colmar
und der Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau.
Die Heidelberger Handschrift scheint Hugos gesamtes QEuvre
zu überliefern und stellt den bewussten Versuch des Dichters
dar, sein künstlerisches Werk der Nachwelt in einer prächtig
ausgestatteten Handschrift zu bewahren.
Graf Hugo V. von Montfort-Bregenz wurde 1357 geboren und
starb 1423 in Brück an der Mur. Er hatte es durch Erbschaft
und vor allem geschickte Heiraten geschafft, seinen Bregenzer
Besitz erheblich zu vergrößern. Da er sich über die Jahre
mit allen Habsburger Landesherren gut verstand, war Hugo
ihr geschätzter Berater und Diplomat und krönte seine politische
Karriere 1413 bis 1415 mit dem Posten als Landeshauptmann
der Steiermark. Zu dieser Zeit gab Hugo diese prachtvolle
Handschrift in Auftrag. Sie enthält alles, was an Werken
Hugos überliefert ist, neben den Texten auch die Melodien
zu den Liedern, die jedoch nicht der Dichter selbst, sondern
sein Knecht Bürk Mangolt komponierte. Die prachtvolle Ausstattung
der Handschrift mit Initialen und Rankenwerk stammt von
Heinrich Aurhaym, der für Erzherzog Ernst den Eisernen von
Habsburg arbeitete.
Hugo von Montfort hat uns in dieser Handschrift insgesamt
38 Werke hinterlassen, die verschiedenen Gattungsformen
zugeschrieben werden: Reden, Briefe und Lieder. Seine Minnelieder
gelten nicht, wie im klassischen Minnesang üblich, einer
unerreichbaren adeligen Dame, sondern Hugo verehrt darin
seine eigenen Ehefrauen Margaretha von Pfannberg (j- um
1388), Clementia von Toggenburg (f um 1400) und Anna von
Neuhaus, die ihn überlebte. Hugos Dichtung steht mitten
in den Strömungen der Zeit. So übermittelt sie eine bemerkenswert
kritische Stellung gegenüber der Institution Kirche. Hugos
ritterlicher Stand definierte auch das Publikum seiner Gedichte.
Sie waren an den Adel gerichtet und sind bevölkert von Figuren
wie Parzival, Artus oder Dietrich von Bern, die Hugo vergleichend
als leuchtende Vorbilder für einen niedergehenden Stand
heranzog. Zucht, Ehrgefühl und Mäßigung sollten oberste
Maximen adeligen Handelns sein. Damit steht Hugo als einer
der letzten Vertreter der Minnedichtung in einer langen
Tradition, formte diese jedoch um, indem er ein dichtendes
Ich in seiner Lyrik einführt, das sich eindeutig autobiographisch
auf seine eigene Person bezieht.
Bild: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod.
pal. germ. 329 f.01r
Text: Matthias Miller /
Karin Zimmermann
|