Deutsche Codices der Pfälzischen Bibliothek

 

Cod. Pal. germ. 423
Martin Luther: Schmalkaldische Artikel

Beschreibstoff: Papier
Umfang: 27 Blätter
Maße: 21,8 x 15,8 cm
Entstanden 1536
Entstehungsort: Wittenberg

Die Schmalkaldischen Artikel gehören zu den bedeutendsten Bekenntnisschriften, die Martin Luther verfasst hat. Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich hatte sie in Auftrag gegeben, um sie auf dem von Papst Paul III. einberufenen Konzil zu Mantua verlesen zu lassen. Allerdings hatten bereits die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes, des Verteidigungsbündnisses der protestantischen Fürsten und Städte gegen die katholische Religionspolitik unter Führung Kaiser Karls V., starke Vorbehalte gegen die Artikel. Sie hatten sie für das Konzil, das die Glaubens Spaltung beheben sollte, aber schlussendlich gar nicht stattfand, als nicht geeignet empfunden. Im Jahre 1544 wurden die Schmalkaldischen Artikel zur Bekenntnisschrift erhoben und 1580 in das Konkordienbuch als eine der Grundlagen des evangelischlutherischen Glaubens mit aufgenommen. Die Schmalkaldischen Artikel setzen sich hauptsächlich mit den Lehren und Praktiken der römisch-katholischen Kirche auseinander, die die Lutheraner ablehnen. Themen sind neben Erlösung, Messe und Papsttum beispielsweise auch die Heiligen- und Reliquienverehrung oder der Ablasshandel. Die Artikel wurden von insgesamt 43 führenden Gelehrten unterzeichnet, u.a. von Justus Jonas, Johannes Bugenhagen, Philipp Melanchthon, Andreas Osiander oder Veit Dietrich.

Cod. Pal. germ. 423 ist in großen Teilen Autograph Martin Luthers, d.h. das Manuskript wurde von ihm eigenhändig niedergeschrieben. Ab Bl. 17r hat er den Text zwei Schreibern weiterdiktiert, da er selbst anscheinend erkrankt war. Die Hs. entstand zwischen dem 11. Dezember und Weihnachten 1536. Sie diente, durch ein Vorwort und einige Zusätze Luthers ergänzt, als direkte Vorlage des 1538 bei Hans Lufft in Wittenberg erschienenen Urdruckes. Hierauf verweisen die zahlreichen, meist in Rötel geschriebenen Setzerzeichen in der Hs. (u.a. Angaben zu den Seitenumbrüchen, Bogensignaturen, Einfügungszeichen, Angaben zu den zu verwendenden Typen), die mit dem angeführten Druck übereinstimmen. Das Manuskript gelangte vermutlich über Luthers letzten Famulus Johann Aurifaber (1519-1575) in den Besitz Ulrich Fuggers (1526-1584), dessen Bibliothek nach seinem Tod in den Besitz der Heidelberger Kurfürsten kam und in die Bibliotheca Palatina integriert wurde.

Bild: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. pal. germ. 423 f. 02r

Text: Matthias Miller / Karin Zimmermann

   

im Detail:

Schriftprobe

weiter:

Hugo von Montfort: Reden, Briefe. Lieder
"Die Heidin"
Martin Luther: Die Schmalkaldischen Artikel
Historische Notizen aus Augsburg

siehe auch:

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