Eine Möglichkeit zur Leseförderung sowohl in als auch außerhalb der Schule bieten Lesepfade. Werden diese bspw. als OER in einem Wiki umgesetzt, ergeben sich vielfältige Gestaltungs- und Anpassungsmöglichkeiten für die eigene Klasse. Ein großes Potenzial von Wikis stellt die Integration unterschiedlicher Erweiterungen (Extensions) dar. So können neben textbasierten Inhalten auch weitere mediale Produkte wie Audios, Videos und interaktive Übungen eingebettet werden.
In der Regel werden die Lesepfade prozessbegleitend zur Lektüre durchlaufen. Durch gezielte Aufgaben zu jedem Kapitel und/oder die Bereitstellung weiterführender Informationen kann das Textverstehen sowie die Lesemotivation gefördert werden. Ein Vorteil der interaktiven Übungen ist das direkte Feedback, das eine Selbstkontrolle und eigenverantwortliches Arbeiten der Lernenden ermöglicht.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Lesepfade vorgestellt werden, die von Studierenden der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Karlsruhe entwickelt wurden.
Der Lesepfad „Die kleine Raupe Nimmersatt” zum gleichnamigen Buch von Eric Carle zeichnet sich unter anderem durch fächerübergreifendes Lernen aus. Neben Aufgaben, die auf das sprachliche Lernen und Textverstehen abzielen, wird auch die Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling thematisiert. Der Lesepfad ist für Kinder in der zweiten Klasse geeignet.
Der Lesepfad zum Buch „Emil und die Detektive” von Erich Kästner richtet sich an Kinder der dritten und vierten Klasse. Er enthält neben Aufgaben zum Textverständnis auch Diskussionsfragen, die zum Austausch und literarischen Lernen anregen. Dabei werden die aus den medialen Möglichkeiten resultierenden Potenziale besonders vielfältig genutzt, indem beispielsweise ein Vergleich zwischen dem Medium des Buches und des Films initiiert wird. Auch eine Schreibaufgabe ist integriert, die – im Falle der digitalen Bearbeitung – im Lesepfad selbst veröffentlicht wird.
Ein Lesepfad, der für die Bearbeitung nach dem Lesen der gesamten Lektüre konzipiert ist, wurde zu dem Buch „Forschungsgruppe Erbsensuppe” von Rieke Patwardhan erstellt. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Lesepfaden wurden die Aufgaben nicht einzelnen Kapiteln, sondern thematischen Aspekten (Hauptfiguren, Schauplätze, Fremdwörter…) zugeordnet. Der Lesepfad schließt mit einer Aufgabe zur Textproduktion ab, indem ein authentischer Schreibanlass auf Basis des Buches gewählt wird. Die Kinder verfassen den Text in eigens für sie angelegte Seiten im ZUMPad, was Potenziale für das Planen, die Rückmeldung und Überarbeitung eröffnet.
Die Beispiele zeigen, wie die Potenziale von Wiki-basierten Lesepfaden für die Leseförderung genutzt werden können. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, bereits bestehende Lesepfade aus dem Grundschullernportal einzusetzen oder mit einem kostenlosen Benutzerkonto eigene Lesepfade auf der Plattform zu erstellen. Voraussetzung für deren Einsatz im schulischen oder außerschulischen Kontext ist lediglich ein internetfähiges Endgerät. Damit steht der sinnvollen Verbindung von fachlichem und medialem Lernen nichts mehr im Wege.