Heute las ich in einem Aufruf von Avaaz die folgenden Sätze:
„Mein Leben als Sklavin begann, als ich fünf war. Tagsüber musste ich das Vieh hüten. Nachts wurde ich von meinem Herrn vergewaltigt. Und ich dachte, das sei normal. Ich wusste es nicht besser.“
Darauf erhielt ich einige so interessante Informationen über heutige Zwangsarbeit, die wegen des weltweiten Verbots nicht als legale Sklaverei definiert ist, dass ich die in den ZUM-Wiki-Artikel „Sklaverei“ einfügen wollte. Dabei stellte ich fest, dass dieser Artikel ohne Definition gleich mit einem Abschnitt „Geschichte“ begann. Nun ist eine Wiki dazu da, dass man seinen Inhalt ohne größeren Aufwand verbessern kann. Gesagt, getan.
Doch erst jetzt wird es interessant. Der Artikel war nämlich erst vor kurzem erstellt worden, und der aktuelle Artikel „Zwangsarbeit“ enthielt keinen Abschnitt über die Geschichte von Zwangsarbeit vor 1933. Das heißt: Offenbar empfinden wir Zwangsarbeit primär als modernes Symptom, dagegen Sklaverei wegen ihres allgemeinen Verbots als historisch. Ich konnte meine abweichende Auffassung ohne weiteres im ZUM-Wiki einspeisen. Wer dagegen in Mauretanien lebt, muss damit rechnen, dass er für die Behauptung, es gebe heute noch Sklaverei, ins Gefängnis kommt.
Dazu heißt es bei Avaaz weiter:
„In Mauretanien, wo ich herkomme, leben noch heute Hunderttausende unter solchen Bedingungen. Aber ich hatte Glück. Mein Bruder entkam seinen Herren und fand eine Organisation, die gegen Sklaverei vorgeht. Um mich zu befreien, bat er sie um Hilfe. Doch als sie mich holen wollten, weigerte ich mich anfangs, mit ihnen zu gehen. Ich konnte mir ein Leben fern von meinen Herren nicht vorstellen. Ein Leben, das aus pausenloser Arbeit bestand, selbst wenn schwanger, selbst unter der Geburt. Ein anderes Leben kannte ich nicht.
Der Mann, der mich befreite und dessen Leben es ist, versklavten Menschen wie mir zu helfen, sitzt jetzt hinter Gittern, weil er die Sklaverei öffentlich anprangert. Doch in fünf Tagen findet ein Berufungsverfahren statt, das seine Freiheit bedeuten könnte.“
Der globalslaveryindex schätzt die Zahl moderner Sklaven auf 35,8 Millionen, laut ZEIT vom 4.7.2013 gab es damals es mehr als 27 Millionen. Da will ich es diesmal nicht bei einer simplen Verbesserung des ZUM-Wiki-Artikels belassen, sondern hier – da es nur noch 5 Tage bis zum Berufungsverfahren dauert – auf den Aufruf von Avaaz aufmerksam machen. Dort wird man aufgefordert, folgende Mitteilung an „Mohamed Ould Abdel Aziz, Präsident von Mauretanien, die Europäische Union und Entscheidungsträger weltweit“ zu senden:
„Als Bewohner dieser Erde sind wir der Überzeugung, dass Sklaverei in all ihren Formen abgeschafft werden muss. Wir fordern Sie auf alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um Biram Dah Abeid, einen der Anführer der mauretanischen Anti-Sklaverei Bewegung, sowie seine Kollegen umgehend und bedingungslos freizulassen, die Anti-Sklaverei Organisationen rechtlich anzuerkennen und echte Fortschritte im Kampf gegen diese Gräueltaten in Mauretanien nachzuweisen. Wir fordern die EU auf, die Zahlungen aus dem Europäischen Entwicklungsfonds auszusetzen, sollten diese Schritte nicht unternommen werden. Ferner appellieren wir an alle Regierungen, dringend zu handeln, um der Schande der Sklaverei im 21. Jahrhundert ein Ende zu setzen.“
Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich diesen Hinweis nicht nur in meinem privaten Blog gebe, sondern auch hier. Der Link zum Aufruf:
https://secure.avaaz.org/de/mauritania_anti_slavery_biram_loc_dn/?tXzZCab