Natürlich ist jedes EduCamp ein besonderes, egal ob im Norden, Osten, Westen oder wie hier: im Schwarzwald. Darum möchte ich erklären, was für mich das Besondere ausgemacht hat:

  • Ein Blick in die Teilnehmerliste zeigte eine erfreulich große und breitgestreute Beteiligung von Lehrerinnen und Lehrern aus allen Schularten – mehr Schule als Hochschule.
  • Als Location und Gastgeber diente schon zum zweiten Male die „Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen“ in Baden-Württemberg, eines der drei wichtigen Zentren der Lehrerausbildung im Ländle. Für mich ist das wie die offizielle Aufnahme von OER in den baden-württembergischen Bildungskanon – eine Initiation.
  • Zwar setzte sich der Hauptteil des Programms wieder aus einem bunt und spontan zusammengestellten Session-Plan zusammen, am Anfang (Slot A1 und B1) standen dieses Mal aber zuvor angekündigte Workshop-Angebote, für die man sich anmelden konnte. Das weicht zwar etwas von der BarCamp-Philosophie ab, lässt aber hoffen, dass Referenten und auch Teilnehmer gut vorbereitet sind.

Ich habe mich für den Workshop zum Thema Qualitätssicherung (QS) und OER entschieden, angeboten von Stefan Voß vom Landesbildungsserver BW (https://www.schule-bw.de). Die Kolleginnen und Kollegen dort machen einen richtig guten Job und stellen umfänglich ‚selbsterstelltes‘ Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Dieses wird unter der OER-konformen Lizenz CC-By zur Verfügung gestellt. Des Weiteren ist man „immer mal wieder auf der Suche nach engagierten Kolleginnen und Kollegen, die Spaß und Freude daran haben, bewährte (eigene oder gesammelte) Unterrichtsideen und -module hier zu veröffentlichen. Sie können sich gern an uns wenden!“

Kein Wunder, dass mich das als ZUM-ler und OER-Produzent interessiert. Dabei habe ich gelernt:

  • ca 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erstellen Inhalte und bekommen dafür Anrechnungsstunden,
  • dazu kommen ca. 20 externe Autoren und 3 Systemadministratoren.
  • Im umfangreichen Angebot sind die „Webtools“ besonders gut nachgefragt, dabei handelt es sich um die drei Plattformen Moodle, BSCW und LimeSurvey.

Die Qualitätssicherung basiert auf einem Kriterien-Katalog des Deutschen Bildungsservers und ist kompatibel zu den Vorgaben des Kultusministeriums für die Schulbuchverlage, der Schulbuchzulassungsverordnung (SBZVO).

In der QS-Praxis gilt das „Vier-Augen-Prinzip“, ähnlich wohl dem peer-review-Verfahren im Wissenschaftsbetrieb, nur eben nicht anonym, sondern kollegial.

Wie kommt das bei mir an?

 – Zuerst einmal bin ich neidisch ob dieser Personal- und Ressourcen-Lage.

 – Des Weiteren bin ich beeindruckt davon, wie offen und neugierig am Landes-bildungsserver mit dem Thema OER umgegangen wird.

 – Und schließlich ist das Angebot für die Kolleginnen und Kollegen respektabel und lohnt mehr als nur einen Blick.

Etwas traurig gestimmt hat es mich zu hören, dass der „immer-mal-wieder“-Aufruf an die Lehrerschaft, „bewährte … Unterrichtsideen und -module hier zu veröffentlichen“ (siehe oben), so gut wie keine Resonanz zu zeitigen scheint. Dies mag wohl daran liegen, dass niemand gerne umsonst arbeitet und schon gar nicht, wenn man sich dafür noch einem umfangreichen Kriterienkatalog auszusetzen hat.

Interessant war ebenfalls zu erfahren, dass im Landesbildungsserver das Zulassen von Kommentaren kontrovers diskutiert und eher abschlägig entschieden wird. Hier zeigt sich für mich das enge kultusbehördliche Korsett, in dem sich ein Landesbildungsserver eingeschnürt sehen muss. Hier stößt man – mit einer gewissen Logik – an die eigenen Grenzen, denn ohne flexible Feedback-Strukturen kann Qualitätsentwicklung nur bedingt gelingen! Ich behaupte, die Qualität eines ‚offenen‘ Unterrichtsmaterials ist – im Unterschied zum Schulbuch – nicht per se vorhanden, sondern stellt sich im praktischen Einsatz erst her. Die Erfahrungen sollten in irgendeiner Form kommunizierbar sein und in die Qualitätsbewertung eingehen. Das wäre dann auch hilfreich für die Ersteller und Abnehmer weiterer Materialien und/oder Ideen: In welchem Umfang hat sich das bewährt, welche Anpassungen sind sinnvoll, könnte ich das auch einmal als OER zur Verfügung stellen?

Mein Fazit: Ich bin dann doch wieder mit meinem Status als ehrenamtlich und unentgeltlich arbeitender OER-Produzent im „freien“ Bildungsserver ZUM versöhnt gewesen. Hier bin ich frei und vertraue auf die Kompetenz meiner Kolleginnen und Kollegen, dass sie einschätzen können, was gut und was brauchbar ist.

Zum Schluss: Mein Dank geht an den sehr offen und verständig agierenden Workshopleiter Stefan V. und großes Lob an die Organisatoren dieses EduCamps in Bad Wildbad.

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