Engelbarts Traum. Wie der Computer uns Lesen und Schreiben abnimmt

Henning Lobin, Campus (2014), 280 Seiten

Der Titel ist zunächst rätselhaft, der Untertitel dagegen verspricht Spannung und Aufklärung.

Henning Lobin ist Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Uni Gießen, wo er das Zentrum für Medien und Interaktivität leitet. Er ist also ‚vom Fach‘. Aber wer ist Engelbart?

Im Dezember 1968 in San Francisco führt Dr. Douglas Engelbart einer interessierten Zuhörer- und Zuschauerschaft ein Gerät vor, das aus einer Schachtel mit drei Knöpfen bestand und mit dem man auf einem Bildschirm Text eingeben, verschieben und löschen kann. Natürlich benötigte das auch eine Tastatur, aber die „Maus“ – wie er die Schachtel nannte – war die eigentliche Sensation: Diese Vorführung markiert, so Henning Lobin, den Beginn der Digitalkultur und das Ende der Schriftkultur, wie man sie bis dahin kannte. Es beginnt eine „neue kulturelle Dimension des Lesens und Schreibens, des Umgangs mit geschriebener Sprache und schriftlicher Information.“ (S. 17).

Das digitale Lesen und Schreiben charakterisiert Henning Lobin mit den drei Begriffen „hybrid, multimedial und sozial“:

  1. die Maschine schreibt und liest mit,
  2. die ‚Texte‘ bestehen auch aus Grafiken, Bildern, Videos etc. und
  3. sie werden gemeinsam mit anderen gelesen und geschrieben.

In den Kapiteln 2 bis 4 widmet sich Lobin der Entwicklungsgeschichte des bisherigen Lesens und Schreibens, also der Schriftkultur (Kap. 2-4). Diese ist gekennzeichnet durch Konzepte wie: Aura des Buches, Autorschaft, Urheberrecht, Briefgeheimnis, Hierarchie des Wissens, Pressefreiheit – um nur einige zu nennen (S. 70 – 75). All diese Werte und Konzepte sind durch die Digitalisierung in Frage gestellt: Das Buch verliert seine Aura, die Suchmaschine ersetzt die Bibliothek, die Rechte des Autors werden in Frage gestellt oder durch Copy’n’Paste unterlaufen, Texte sind Gemeinschaftsprodukte (vgl. Wikipedia-Artikel), ihre Bedeutung wird „kommunikativ konstruiert“ (S. 251ff), das „Briefgeheimnis“ ist auf digitale Texte nicht anwendbar.

Die für mich interessantesten Kapitel (5-7) beschäftigen sich dann mit den „neuen Technologien“ des Lesens und Schreibens. Im Fokus steht die Art und Weise, wie digitale Geräte das Lesen und Schreiben ‚stützen‘, lenken und schließlich übernehmen.

Die vollständige Rezension ist im ZUMBuch nachzulesen.

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