Im Jahr 1990 wurden vom Regierungspräsidium Stuttgart
14 neue Naturschutzgebiete ausgewiesen, allein fünf
davon im Ostalbkreis. Damit sollten die schönsten
Landschaftsteile des Regierungsbezirks sowie die Lebensräume
besonderer Eigenheit einen besonderen Schutz erhalten.
Auch das Naturschutzgebiet und beliebte Wandererziel Tal
der Blinden Rot gehörte dazu und feiert folglich dieses
Jahr sein 20. Jubiläum. Ein Grund, auf die Besonderheiten
des rund 60 Hektar großen Schutzgebiets näher
einzugehen. Regierungsvizepräsident Dr. Schneider: „Im
Tal der Blinden Rot finden wir noch eine der ursprünglichsten
Flusslandschaften in der Region. Die Blinde Rot, weist
in ihrem untersten, etwa fünf Kilometer langen Talabschnitt
eine weitgehend ungestörte Landschaft auf. Der Fluss
schlängelt sich mit vielen Windungen das Tal entlang.
Durch die natürlichen Veränderungen seines Laufs
sind Feuchtgebiete entstanden, die der Kern des Schutzgebietes
und der Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten
sind.“

Die Fließstrecke der Blinden Rot, die in den nördlichen
Ellwanger Bergen entspringt und unterhalb von Abtsgmünd
in den Kocher mündet, beträgt in der Tal-Aue
mehr als acht Kilometer. Entlang des Baches findet man
ein durchgehendes Ufergehölz. Die Altarme und Tümpel,
die durch Flussverlagerungen entstanden, sind von Feuchtwiesen
und feuchten Hochstaudenfluren umgeben. An verlandeten
Altwässern haben sich Auen-, Sumpf- und Bruchwälder
entwickelt. Unter anderem sind hier die reichen Vorkommen
der Sumpfdotterblume, die stark gefährdete Flache
Quellsimse und mehrere seltene Seggenarten hervorzuheben.
Bemerkenswert sind die vielen ansässigen Tierarten,
wie Eisvogel, Wasseramsel, Sumpfrohrsänger, Feuersalamander,
Gelbbauchunke, Bachforelle oder Bachneunauge.
Die Talwiesen prägen den Charakter des Tales. Vor
allem im nördlichen Teil des Schutzgebiets gibt es
extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesen mit floristischen
Besonderheiten wie Trollblume, Niedrige Schwarzwurzel und
Orchideen (Breitblättriges, Fleischrotes und Kleines
Knabenkraut). Der Artenreichtum der Feuchtwiesen kann aber
nur durch eine extensive Nutzung erhalten werden. „Aus
diesem Grund sind die Landwirte wichtige Partner des Naturschutzes,
die sich vor Ort zu einer extensiven, naturschonenden Bewirtschaftung
verpflichten“, so Regierungsvizepräsident Schneider. „Ertragsverluste
werden durch Ausgleichszahlungen wieder gutgemacht.“
Das Naturschutzgebiet kann von den Wanderparkplätzen „Burghardsmühle“ oder „Schäufele“ aus
durchwandert werden. Der Hauptweg durch das Tal („Rottalsträßchen“)
lässt sich auch bequem mit dem Fahrrad befahren. Untersagt
sind in diesem Naturschutzgebiet allerdings das Verlassen
der Wege, das Entnehmen von Pflanzen und Tieren, das Zelten
und Lagern, das Feuermachen außerhalb offizieller
Feuerstellen und das Bootfahren. |