Die Möglichkeiten zum digitalen Arbeiten mit der ZUM sind sehr vielfältig. Bisher sind in dieser Reihe folgende Beiträge erschienen:

  1. einem Lernpfad folgen
  2. kollaborativ Texte erstellen
  3. den Boden erforschen
  4. Irland mit einer Webquest kennen lernen
  5. interaktive Übungen im Unterricht einsetzen
  6. interaktive Übungen erstellen
  7. eine Unterrichtsreihe mit einem Wiki begleiten
  8. mit einem WebQuest das Internet erkunden (Primarstufe)
  9. Mieze Mia (Primarstufe)
  10. einem Lesepfad folgen (Primarstufe)

 

Das Üben mit digitalen Medien wird immer wieder auch kritisch gesehen. Teilweise zu Recht, denn wie alles im Leben, ist es eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Deshalb vorweg: Übungen mit digitalen Medien im DaF/DaZ-Bereich können analoge Übungsformen nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. 

Aus der Lernpsychologie und aus eigenen Erfahrungen wissen wir, dass sprachliche Strukturen einer zu erlernenden Fremdsprache schnell vergessen werden und somit tägliches Wiederholen sinnvoll ist. Dies kann man durch mobile Endgeräte nun auch zu Zeiten und an Orten, die früher zum Lernen eher ungeeignet waren. Heute trägt man „das Wissen“ in seiner Tasche und kann immer dann, wenn man dazu bereit ist, den Lernstoff bearbeiten, wiederholen, festigen, zusätzliche Übungen oder Antworten auf Fragen finden.

Aber auch hier gilt, dass jeder Mensch anders ist. Es gibt Lerner, die durch digitale Medien motiviert werden und andere, die eher davon frustriert sind und bei denen dadurch der Lerneffekt gegen Null geht. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und wir als Lehrende haben die Aufgabe, ein breites Angebot an unterschiedlichen Übungsformen für unterschiedliche Lerntypen bereitzustellen. Das kann als Hausaufgabe, während eines Stationenlernens oder einer Lerntheke oder als Lernpfad erfolgen. Aber wo findet man eine breite Auswahl solcher Formate, die verschiedene Lernmethode möglich macht?

Eine Möglichkeit ist das Ordnungssystem des Willkommen-Wikis, eines Wikis auf ZUM.de. In den Wikis der ZUM können seit Jahren interaktive Übungen erstellt, verändert oder eingebettet werden, so dass aus einer Wiki-Seite ein digitales Arbeitsblatt entstehen kann. Aktuell sind dafür 3 Arten von interaktiven Übungen zu nennen:

  • R-Quizze
  • LearningApps
  • H5P

R-Quize

Die Software R-Quiz von Felix Riesterer ermöglicht es, direkt auf einer Wiki-Seite verschiedene interaktive Übungen (R-Quizze) zu erstellen. Dies erfolgt durch das Anpassen einer eigenen “Wiki-Sprache”. Das klingt vielleicht kompliziert, ist aber ganz simpel und von jedem schnell erlernbar. Aktuell gibt es folgende unterschiedliche Übungstypen: Zuordnungs-Quiz (Drag&Drop – entweder paarweise oder gruppenweise), Lückentext-Quiz (sowohl mit Drag&Drop als auch mit Eingabefeldern, Memo-Quiz, Multiple-Choice-Quiz, Schüttelrätsel-Quiz (mit Eingabefeldern), Kreuzworträtsel, Suchsel und Wörterraten (Hangman). Eine sehr gute Anleitung dazu findet man auf den Seiten des Projektwikis. Die R-Quizze haben sich mit der neuen Wiki-Software, mit der zum Beispiel ZUM-Unterrichten läuft, weiterentwickelt. Sie sehen dort nicht nur besser aus, sondern sind für mobile Endgeräte optimiert.

Learning Apps

Daneben gibt es seit Jahren die Möglichkeit, über einen Einbettungscode interaktive Übungen der nichtkommerziellen Plattform LearningApps einzubinden. Diese Übungen werden im Gegensatz zu den R-Quizzen auf der externen Plattform von LearningApps erstellt und können dort von jedem angemeldeten User erneut angepasst bzw. verbessert werden. Die Übung kann dann leicht über das Kopieren des hinter dem Stichwort „Einbetten“ stehenden Quellcodes an einer gewünschten Stelle eingefügt werden.

H5P

Auch die Einbindung von  H5P-Übungsformaten wurde vor wenigen Jahren ermöglicht. Hier geht die ZUM.de neue Wege, indem sie registrierten Usern ermöglicht, auf den Servern der ZUM H5P-Übungen zu erstellen. ZUM-Apps, wie das neue Angebot heißt, welches sich gerade in der Erprobungsphase befindet, wird auch direkt in den Wikis auf ZUM.de und darüber hinaus genutzt werden können. Interessant wird H5P besonders dadurch, dass die Übungsformate dort ständig weiterentwickelt werden, dass das Design moderner als bei den anderen Quiz-Formaten wirkt und für mobile Endgeräte optimiert ist und als wichtigster Punkt, dass die Rückmeldungen an die Lerner differenzierender möglich sind.

Beispiele

Zwei Beispiele, wie digitale Übungen das Lernen in Wikis das Lernen unterstützen können

1. Schüler erstellen selbst Übungen

Bereits im Zeitraum 2006-2010 nutzte ich im DSD-Wiki die R-Quizze für die Wortschatzarbeit. Mein Ziel war es, dass Schülerinnen und Schüler (SuS) gemeinsam Verantwortung für den Lernprozesse übernehmen sollten. Die teilnehmenden Klassen erhielten eigene Wiki-Seiten, auf denen die SuS, abwechselnd in Partnerarbeit, passend zu der aktuellen Lektion des Lehrwerkes, Quiz-Aufgaben erstellten. Dabei mussten sie selbst als Hausaufgabe mögliche Quiz-Aufgaben konzipieren und digital umsetzen. Die Ergebnisse konnten wir dann im Unterricht ausprobieren und besprechen.

Beispiel1  oder Beispiel 2 

Das Erstellen solcher Wiki-Aufgaben wurde durch die Schüler sehr schnell selbstständig umgesetzt. Dafür reichte eine Kurzanleitung „Erste Schritte“ 

und eine gemeinsame Stunde, in der die Arbeit mit diesen Quizzen gemeinsam geübt wurde. Durch den Transfer der zu lernenden Vokabeln in unterschiedliche Übungsformate und den sich anschließenden Übungen (damals ging das auch schon am Smartphone) setzten sich die SuS kreativ und intensiver mit dem zu erlernenden Wortschatz auseinander. Vor knapp 10 Jahren hatten digitale Medien auch noch die Aura des Neuen, so dass die SuS hochmotiviert bei der Sache waren. 

Und zwei Dinge haben sich auch noch geändert: Der zentrale Ort für DaF-Inhalte auf ZUM.de ist jetzt das DaF-Wiki und für unterrichtsbegleitende Schüleraktivitäten steht jetzt das Projektwiki zur Verfügung.

 

2. Hilfe für Lehrer und Lerner: Übungen finden, anpassen und nutzen

Ob Wortschatz- oder Grammatik-Übung, es gibt eine große Anzahl von fertigen Übungen in unterschiedlicher Qualität. Passende Übungen lassen sich über erweiterte Angebote der Lehrwerke, durch Suchmaschinen oder durch die Suchfunktionen auf Plattformen wie LearningApps (DaF) finden. Wenn das Lehrwerk keine zusätzlichen digitalen Angebote hat, ist die Suche mühselig und zeitaufwendig. Deshalb sind Ordnungssysteme wie zum Beispiel in ZUM-Willkommen sinnvoll. Dabei hat sich die Organisation der Links und Materialien nach den Anforderungen der sogenannten DaF/DaZ-Handlungsfelder bewährt.  Diese werden durch „Kann-Bestimmungen“ in Lehrplänen beschrieben, wie zum Beispiel dem Rahmencurriculum für Integrationskurse Deutsch als Zweitsprache (PDF) (Goethe-Institut, Stand 2017).

Das ZUM-Willkommen ordnet gefundene und überprüfte Inhalte über die wichtigsten Themengebiete dieser Rahmencurricula. Diese wiederum werden durch die Kann/Kennt-Beschreibungen der kommunikativen Kompetenzen auf dem A1/A2-Niveau wie zum Beispiel A1 “Kann sich allgemein bei Bekannten oder Nachbarn über gesuchte Produkte informieren; “Kennt die deutschen Begriffe für Produkte und Artikel des täglichen Bedarfs und kann Einkäufe erledigen.” dargestellt. Die Lehrkraft kann auf dieser Grundlage in ihrer Rückwärtsplanung für ihre Zielgruppe passende Materialien aussuchen bzw. diese an die Bedürfnisse der Lerngruppe anpassen. Daraus können personalisierte Übungsseiten für Lerngruppen oder einzelne Lerner entstehen. Dies kann auch für binnendifferenzierende Maßnahmen genutzt werden, indem zum Beispiel Lerner A auf Grund des ermittelten Lernstands noch gezielte Übungen erhält oder Lerner B weiterführende Übungen mit offenerem Charakter bearbeiten kann.

Ein gutes Beispiel, wie aus den vorhandenen Materialien in ZUM-Willkommen in einen neuen Lernkontext überführt werden kann, sind die Seiten von Karl Kirst, der digitale Übungsangebote für das FerienIntensivTraining – FIT in Deutsch (NRW) zusammengestellt hat.

Bei diesem Angebot des Landes NRW “erhalten neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler in sprachheterogenen Lerngruppen eine intensive Deutschförderung u.a. mit Hilfe unterstützender digitaler Lernmedien. Im Rahmen von alltagsbezogenen Aktivitäten und Ausflügen soll es den Schülerinnen und Schülern zudem ermöglicht werden, die vorab thematisierten Sprachmittel in authentischen Situationen anzuwenden und zu üben.” Quelle

Auf den “FIT in Deutsch”-Seiten im ZUM-Willkommen finden sich – thematisch geordnet – sowohl Hinweise für die Sprachlernbegleiter*innen, welche digitalen Medien (insbesondere Videos) sie zur Einführung in ein Thema nutzen können, als auch zahlreiche interaktive Übungen, die die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen weitestgehend intuitiv, also ohne große Einführung, eigenständig nutzen. So erweisen sich diese digitalen Übungsangebote gerade für zum Teil sehr heterogene Lerngruppen als sehr gut geeignet.

Und günstig sind diese Übungen auch insbesondere für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche, da das Potential dieser interaktiven Übungsformen bei einfachen Strukturen und Wortschatzübungen, wie sie im Niveau A1 und A2 eher gegeben sind, besonders zum Tragen kommt. 

Für die Sprachlernbegleitung ist es sehr erfreulich, dass sich R-Quizze, LearningApps und H5P-Übungen sehr leicht abwandeln und somit den eigenen Anforderungen und Bedingungen anpassen lassen. So können z.B. Fehler korrigiert, fehlende Artikel leicht ergänzt und der Wortschatz überarbeitet werden. – Mit anderen Worten: Jede und jeder kann das vorhandene Übungsmaterial nicht nur nutzen, sondern es auch für sich überarbeiten und ergänzen.

Ralf Klötzke und Karl-Otto Kirst fürs ZUMTeam

 

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