Vorgeschichte und Quellen
- 1725 wurde in London Jonathan Wild hingerichtet, der berüchtigte Chef einer ausgedehnten Gangster-Organisation: Er hatte nicht nur ein Großunternehmen von Raubzügen aufgebaut, sondern auch einen Wiederbeschaffungsdienst, der den Ausgeraubten das Gestohlene wieder zurückverkaufte. Des weiteren entwickelte er ein System der gegenseitigen Alibi-Beschaffung, und er lieferte seine Mitarbeiter skrupellos der Polizei aus, wenn sie ihm lästig wurden.
1728 wurde in London die "Beggar´s Opera" von John Gay erfolgreich aufgeführt (auch als Parodie auf die damals sehr erfolgreichen Händel-Opern zu verstehen)
1740-43 veröffentlicht Henry Fielding seinen satirischen Roman "Jonathan Wild".
- 1920 wird die "Beggar´s Opera" in London mit großem Erfolg gespielt, deren Text übersetzt Elisabeth Hauptmann für (ihren Freund) Brecht, aus welchem dann die "Dreigroschenoper" wird. Brecht selbst nennt "seinen" Text der Dreigroschenoper "kaum mehr als das Soufflierbuch eines den Theatern völlig überlieferten Stückes" (Anmerkungen zur "Dreigroschenoper"). Der Komponist war Kurt Weill.
Weitere Vorbilder und Quellen für die "Dreigroschenoper" waren Gedichte von Francois Villon (Szene 9: Abbitte), Rudyard Kipling (Kanonensong), vielleicht auch Kupferstiche von Gays Zeitgenossen Hogarth.
Die Oper wurde mit großem Erfolg als Eröffnungsstück am neugegründeten "Theater am Schiffbauerdamm" in Berlin aufgeführt, Brecht war an der Inszenierung stark beteiligt.
- 1930 entstand das Drehbuch zum "Dreigroschenfilm". Brecht schrieb das Drehbuch, veränderte dabei die Story deutlicher in Richtung Kapitalismuskritik (Macheath als Generaldirektor einer Bank). Die Filmgesellschaft akzeptierte dies nicht und drehte den Film ganz nah am Theaterstück. Brecht prozessierte, regte sich auf, verlor beinahe den Prozess, die Filmgesellschaft bot aber einen Vergleich an - und der Film wurde ein großer Erfolg. Durch den "Dreigroschenprozeß" frustriert schrieb Brecht in den folgenden Jahren den "Dreigroschenroman", in welchem dann seine antikapitalistischen Überzeugungen deutlicher Niederschlag finden.
- Noch in den Anfängen der Nazizeit wurde die "Dreigroschenoper" aufgeführt, allerdings anonym, so dass Brecht keine Tantiemen erhielt. Die konnte er auch schlecht einfordern, war doch das Stück eigentlich als Entlarvung der bürgerlichen Moral gedacht; jetzt ergötzte sich das Bürgertum daran.
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.