LPE 11.10

Zentrale für Unterrichtsmedien e.V. - Evangelische Religion (Baden-Württemberg)

RU-Material aus der ZUM: Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Bilder im RU, Kath.Religion

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Zu LPE 11.10: Projekt "Gott und die Welt im Internet"


Im RZ der Universität Freiburg: 13 Schüler des Wentzinger-Gymnasiums Freiburg 18. bis 23.07.96 im Rahmen der Projekttage "Miteinander leben"
© Rainer Vorrath, Pfr. - Freiburg, den 30. Juli 1996

Einführung - Planung - Durchführung - Auswertung - Tipp


Einführung

Kleines Plädoyer für einen ethisch verantworteten Umgang mit neuen Kommunikationsmedien in unseren Schulen.

Es tut sich was in deutschen Schulen - Gott sei Dank! Von der rasanten weltweiten Entwicklung der elektronischen Kommunikationsmedien kann und wird auch unser Bildungswesen in Deutschland nicht unberührt bleiben. "Schulen ans Netz e.V." ( Bundesbildungsministerium/Telekom) und andere Initiativen unterstützen die Anbindung unserer Schulen an das Internet in einem noch ausbaufähigen Umfang. Über 1000 Internet-Projekte sind bei "SaN e.V.", bei den Kultusministerien und Oberschulämtern beantragt. Mehrere hundert deutsche schulrelevante Seiten (z.B. die ZUM), Lehrer- und Schüler-Home Pages (sehr unterschiedlicher Qualität) schmücken inzwischen das Netz.

Für unser Wentzinger-Gymnasium sind vier Projektanträge gestellt - u.a. zum Weltethos der Religionen -, um die nötigen Mittel für den Anschluß ans Netz über die Universität Freiburg zu erhalten. Die Fragen bezüglich des Anschlusses (ISDN), der Hard- und Software, des Zugangs im Schulalltag müssen also noch beantwortet werden. Ein Internet-Raum im Schulgebäude ist bereits ausgeguckt.

Unser Projekt "Gott und die Welt im Internet" war eines von über 120 Projekten, die immer am Schuljahrsende - nach den Notenkonferenzen - von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern und von Eltern angeboten werden. Dieses Jahr lautete das Motto "Miteinander leben". Die Resonanz auf die diesjährigen Projekttage war insgesamt sehr positiv.

Trotz aller Sparzwänge muß in die Ausbildung und Bildung unserer Kinder investiert werden, damit sie Lebens- und berufliche Zukunftsperspektiven haben. Es geht dabei ja nicht in erster Linie um die Sicherung der Pensionen und Renten der Eltern- und Großelterngeneration. Es geht zunächst einmal nur um die Kinder und Jugendlichen selbst, um ihre Entfaltungsmöglichkeiten heute und in 5, 10, 20 oder 30 Jahren. Wer sich als Lehrer oder Lehrerin, als Vater oder Mutter dieser Aufgabe gegenüber gleichgültig verhält oder sich ihr gar bewußt verschließt, handelt m. E. grob fahrlässig.

Ein bekannter Finanzmakler wurden von amerikanischen Studenten im Rahmen eines Symposiums einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gefragt, welche Investition denn die erfolgversprechendste sei. Er gab zur Antwort: Die beste Investition in die Zukunft, die er kenne, sei die in die Ausbildung unserer Kinder.Die Studenten hatten sicher eine andere Antwort erwartet, etwa welche gewinnträchtige Aktie, welcher Fond, ob Immobilien, Edelmetalle, etc. zu bevorzugen seien.

Dem Makler kann ich nur zustimmen. Er hat recht, und zwar in vielfältiger Weise, denn die Sicherung der Zukunftsperspektiven unserer eigenen und der uns anvertrauten Kinder ist zunächst eine Aufgabe aller im Bereich Erziehung, Bildung und Ausbildung Tätigen. Darüber hinaus haben der Staat, die Wirtschaft, alle gesellschaftlich relevanten Institutionen und Gruppen- u.a. auch die Kirchen - die Herausforderung, die sich mit der Entwicklung neuer Kommunikationsmedien ergibt, aufmerksam zu beobachten, den sinnvollen und kompetenten Einsatz in unseren Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zu fördern, und nicht zuletzt den Gebrauch kritisch zu begleiten, damit ein ethisch verantworteter Umgang unserer Kinder und aller nachwachsenden Generationen mit den neuen Medien möglich wird.

Unsere Wachheit, unser Problembewußtsein in Fragen der Ökologie, der Menschenrechte, der sozialen und ökonomischen Fragen - innergesellschaftlich und interkulturell - ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Erfolge sind zwar bescheiden geblieben und es gibt immer wieder auch Rückschläge zu beklagen. Wir sollten aber diese Wachheit bei der Einführung innovativer Unterrichtsmedien in unseren Schulen neu erlernen und zwar mit den Schülerinnen und Schülern, mit den Eltern und mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen, da sonst die Qualität unseres Bildungswesens schweren Schaden nimmt, und sich unsere Kinder im späteren gesellschaftlichen und beruflichen Leben bei uns, im europäischen und internationalen Vergleich mit einem niedrigen Bildungsniveau abfinden müssen. Wer aber möchte das ?...

Mein Fazit

(richtet sich zuerst an unsere Politiker und Beamten im Bildungswesen):

  • Es führt kein Weg vorbei an einer innovativen und ethisch verantworteten Medienpädagogik.

  • Die Investitionen (Zeit, Arbeitskraft, Phantasie und Geld) darf unser Staat nicht allein den hoch motivierten Menschen in unseren Schulen überlassen. Bei der Deputatsgestaltung sollte das Engagement in diesem Bereich berücksichtigt werden.

  • Juristische Hürden müßten abgebaut und Regeln gefunden werden, damit Ressourcen erschlossen werden können - z.B. "educational sponsoring".


Planung

Von einem, der auszog, das Wandern auf neuen Pfaden zu lernen.

  • Ziele:

Interesse am und Erwartungen der Schüler an das Medium aufgreifen, die Netiquette (Verkehrsregeln der "Datenautobahn") kennenlernen, sie einüben.

Bedeutung des Mediums für die Zukunft in Studium und Beruf erkennen (Gegen verbreitete Auffassung des Netzes als Tummelplatz für Spielwut, Sexismus, Nazismus, etc.).

Kenntnisse über verbreitete Software (Netscape, Internet-Explorer, Web-Explorer, etc.) und Hardware (Prozessoren, Peripherien, etc.) vertiefen und erweitern.

Hintergründe der Entstehung des WWW und seine theoretischen und praktischen Grundlagen in Ansätzen kennenlernen und einordnen können.

Beachten, daß gezieltes Suchen eigene und fremde Ressourcen spart und andere Surfer nicht behindert.

Kompetenz fördern durch Hilfe beim Umgang mit Suchroutinen und Datenbanken.

Verschiedene Dienste im Netz (Usenet, Email, ftp, gopher) wahrnehmen.

Interessante Anbieter (URL) im Internet kennenlern (Kirchen, FBI, White House, Schulseiten und Schülerzeitungen, Talklines, etc.).

Freies Surfen einüben.

Einen eigenen Text für Homepage erstellen.

Vereinbarung treffen über Internet-HTML-AG nach den Sommerferien als Ünterstützungsgruppe bei der Erstellung einer eigenen Homepage des Wentzinger-Gymnasiums (Natürlich unter Mitwirkung des verantwortlichen Lehrers für EDV an unserer Schule.).

Soweit meine Zielvorstellungen in ihrer ganzen Tiefe und Weite. Ob sie schüler- und situationsgemäß sein würden, das war abzuwarten.


Methoden und Medien:

Die Inhalte sind bereits im vorhergehenden Abschnitt "Ziele" aufgeführt. Bei den Methoden waren wir an die Rahmenbedingungen des Rechenzentrums gebunden. Wir hatten einen etwa 40 qm großen Kellerraum (R108) mit 12 Rechnerplätzen (PC-Pentium 90 MHz, 17'' Monitore) an jedem Abend 3 Stunden für uns allein zur Verfügung. Am Dienstag nachmittag belegten wir zum Abschluß mit 2 Gästen den Raum für eine Stunde. Die Software: OS2 und Web-Explorer.

An 2 Tafeln konnte ich für alle Teilnehmer wichtige Hinweise und Begriffe anschreiben. Die Bewegungsfreiheit war relativ gut. Nur die Luft war schlecht. So mußten wir die Tür zum Flur ständig geöffnet halten, um nicht zu ersticken Deshalb mußte ich ab und zu Studenten auf später vertrösten, die an ihrem "Lieblingsrechner" arbeiten wollten.

Nach 1 ½ Stunden am Rechner war eine Pause angezeigt. Entweder konnten wir uns am Cola- oder Kaffeautomaten im großen Kellervorraum oder in der nahegelegenen Mensa versorgen oder bei einem kleinen Spaziergang das schöne Sommerwetter genießen.

Im gesamten Souterrain waren noch drei weitere Rechnerräume mit ähnlicher Größe, außerdem ein Druckerraum (Postscript- und Nadeldrucker) und der Raum für die Aufsicht (studentische Hilfskraft) vorhanden. Frau Patricia Jung stellte uns nicht nicht nur ein selbst angefertigtes New-User-Script in mehreren Exemplaren zur Verfügung, sie half uns auch bei allen Software-problemen.

Papier, Stifte und Disketten - vor allem das Letztere - mußten ausreichend vorhanden sein (Wichtig fürs Downloaden!).

Einzel-, Partnerarbeit, Einzelgespräche und Gespräche im Plenum sollten für Abwechslung und Kommunikation unter den Schülern sorgen.

Der Uni-Betrieb ging also um uns herum weiter. Trotz Semesterferien herrschte hier ein reges Kommen und Gehen.

Struktureller Ablauf:

  • Begrüßung, Eintrag in Teilnehmerliste und Kurzeinführung (Anknüpfen an Erfahrungen und Gelerntes von der vorherigen Sitzung) ca. 10 Min.

  • Geführtes Surfen zu 4-5 verschiedenen URLs ca. 30 Min.

  • Freies Surfen einzeln oder zu zweit mit individueller Hilfestellung durch den Lehrer ca. 20 Min.

  • Fragen erörtern und Erfahrungsaustausch im Rundgespräch ca. 10 Min.

  • Pause ca. 20 Min.

  • Aufgaben : Bestimmte Ziele (URLs oder Material zu einem Thema finden, Suchkriterien eingrenzen) Einzel- oder Partnerarbeit ca. 30. Min.

  • Freies Surfen ca. 30 Min.

  • Im Plenum Fragen und Erfahrungen besprechen, Aufgaben, Themen der nächsten Sitzung bekannt geben. ca. 15 Min.

  • Freies Surfen und Verabschiedung ca. 15 Min.


Durchführung

Zur Planungs- und Durchführungsphase gehörte die detaillierte organisatorische Vorbereitung:

Ende April wurde ich von einer erfahrenen Kollegin, die der Initiativgruppe für die Projekttage unserer Schule angehörte, darauf angesprochen, ob ich nicht auch ein eigenes Projekt anbieten wolle: "Taize´ oder so...", was sich ja bei einem jungen (46jährigen) Theologen, der zudem noch neu in der Schule sei, anböte.

Nun war ich, das muß ich zu meiner Schande gestehen, noch nie bei Bruder Roger, was ich in diesem Sommer sehr gern für mich allein nachholen möchte; aber es gab, wie ich dann feststellen konnte, bereits eine Gruppe, die im Rahmen der Projekttage nach Taize´ fahren wollte.

In jenen Tagen ging in Freiburg und in unserer Schule eine Art "Internet-Fieber" um, das sich in heißen Diskussionen über Sinn, Unsinn oder Gefahr dieses neuen, unbekannten, und vielleicht gerade deshalb so bedrohlich, zumindest verunsichernd wirkenden Mediums, entlud. Die Freiburger Schulen wurden vom Oberschulamt aufgefordert, Bedarf für einen Internet-Anschluß anzumelden, und zwar mit möglichst konkreten Projektvorschlägen aus verschiedenen Fachbereichen. Bis Anfang Mai sollten die Anträge fristgerecht eingereicht werden, um Berücksichtigung im Auswahlgremium zu finden.

Bis Mitte Mai hatte die Initiative "Schulen ans Netz e.V." bundesweit - unter Zusage umfangreicher Mittel - eine Ausschreibung für Schulprojekte im Internet terminiert. In wenigen Tagen mußten also die Schulen - gemeint sind vor allem die Lehrer und Lehrerinnen - , die "den Zug nicht verpassen wollten", Projektideen sammeln, bedenken, planen, sie auf ihren Realitätsbezug überprüfen und schließlich schriftlich fixieren.

Dieses Engagement wurde von einigen interessierten Kolleginnen und Kollegen in einer Zeit aufgebracht, da sich das Schuljahr dem Ende neigte und das Abitur im vollen Gang war. In dieser Situation dachte ich mir: "Wenn schon Internet, dann ganz Internet. Möglichst an der Uni Freiburg - u.U. ein zukünftiger Ausbildungsplatz unserer Schüler."

Die interessierten Schüler sollten in diesen Projekttagen also schon jetzt einen Vorgeschmack auf eine optionale Internet-Praxis in unserer Schule im neuen Schuljahr 1996/97 bekommen.

Dank der sehr informativen Hilfe meiner Kollegin vom Freiburger Theodor-Heuss-Gymnasium, Frau Margit Fischbach, und der ZUM, konnte ich mit den richtigen Stellen und Personen (Rektorat der Universität und seinem Rechenzentrum) Kontakt aufnehmen. Ich fand überall offene Türen, wobei mir die Tatsache, das Semesterferien waren, entgegenkam. Mit dem Leiter Herrn Dr.Degenhardt traf ich mich vor Ort, wo er mich in die Handhabung der Hard- und Software einführte, und auch sonst für allerlei Fragen meinerseits zur Verfügung stand.

Die Kosten blieben erfreulich gering: Die Uni-Verwaltung verlangte nur 50,- DM Raummiete für alle Projekttage zusammen (insgesamt 10 Stunden am Netz, mit zunächst 16, nach zwei Tagen noch mit 13 Teilnehmern). Es wurde von mir einiges Material besorgt: Disketten, Papier, Stifte, ein Polaroid-Film (für Aufnahmen unserer Schüler am PC) u.v.a.m. Als Teilnehmerbeitrag blieben dann nur noch 10,- DM - auch für finanzschwache Familien erschwinglich.

Zweimal war ich vor Projektbeginn im RZ, um mich selbst mit der ungewohnten Software vertraut zu machen, denn statt OS/2 und Web-Explorer benutze ich am heimischen PC Windows 95, Netscape 2.01, WfW 7.0 und den Internet Assistant 2.0z als Editor. Den Internet-Explorer 2.0 habe ich auf meiner Festplatte nur installiert, um eine zusätzliche Kontrolle über meine Web-Seiten zu haben, denn es ist immer gut zu wissen, wie die Seiten auf anderen Browsern aussehen. Das entspricht m.E. auch der Netiquette, wenn ich mir jeweils die Frage stelle: Welches Leid oder welche Freude füge ich dem geneigten Betrachter meiner Web-Seiten durch deren Aufmachung zu ?!

Nun zu den Schülern: Sie kamen etwas unsicher in das RZ und mußten behutsam mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht werden. Im Foyer stehen zwei Terminals: Einer mit direktem Netzanschluß und einer mit einer Einführungssoftware, die alle verfügbaren Dienste im Netz in deutscher Sprache erläutert. Hier machte ich eine praktische Einführung. Jeder Schüler durfte dann vor dem Eintritt in den Rechnerraum im Keller eine Frage zum Internet beantworten. Die richtige Antwort galt als Eintrittskarte. Bei einer falschen Antwort mußte der Schüler noch einmal an den Eingangsterminal, um die richtige Antwort zu finden. Letztendlich waren alle erfolgreich, wenn auch nicht gleich beim ersten Versuch.

Neben anfänglicher Unsicherheit machte sich auch eine gewisse Aufgeregtheit bemerkbar, so daß ich die 12 bis 16jährigen Teilnehmer (Zwei Mädchen hatten unser Projekt - allerdings nur als 2. oder 3. Priorität - gewählt, und sich schließlich doch für ein anderes Projekt entschlossen.) öfter darauf hinweisen mußte, den Lautstärkepegel zu senken.

Aus diesem Grund ging ich mit den Schülern zu den anderen Rechnerräumen, damit sie die ruhige und konzentrierte Athmosphäre dort wahrnehmen und für sich auch übernehmen sollten. Es sollte ja nicht so sein, daß die Studentinnen und Studenten an den anderen Arbeitsplätzen gestört würden. Mein Ziel habe ich, ehrlich gesagt, nicht ganz erreicht, aber von der zweiten Sitzung an wurde unsere Arbeitsathmosphäre entspannter, vertrauter und damit auch ruhiger.

Einige Teilnehmer hatten bereits URLs gesammelt, und versuchten nun beim freien Surfen diese anzuspringen. Eine Zensur übte ich nicht aus, da zuvor ausführlich über die Netiquette informiert wurde und bei einem zufällig entdeckten Verstoß der Aussschluß aus dem Projekt drohte.


Die beliebtesten Themenbereiche beim freien Surfen waren:

  1. Sport - Basketball (NBA), Talkline des SC Freiburg und des SV Werder Bremen, Motorsport und Tennis

  2. Musik - Pop-Gruppen und deren Home Pages

  3. Astronomie - NASA, einige deutsche Institute

  4. Kriminalistik - FBI, CIA

  5. Technik - Alles rund um Eisenbahnen

  6. Geographie und Reisen

  7. Kommerz

Spannend wurde es noch einmal als die Teilnehmer einzeln oder in Partnerarbeit ihre ersten Erfahrungen mit dem Netz in einem Textdokument umsetzen sollten. Sie taten es gern mit der Aussicht, daß ihr Text - um ein Foto von ihnen angereichert - von mir ins Netz gestellt werde. Alle bewältigten dies Aufgabe und das Ergebnis (Erste Schüler-Home-Pages) liegt nun vor. Meine ursprüngliche Absicht, von den Schülern entsprechende HTML-Seiten entwerfen zu lassen, scheiterte an den fehlenden Möglichkeiten und vor allem an der Zeit.

Zwei Mütter, ein Vater, ein Kollege und zwei Freunde zweier Teilnehmer besuchten uns auf meine allgemeine Einladung hin, daß jeder, bedingt durch die Raumsituation, am letzten Abend einen Besucher mitbringen könne. Die Konzentration war an diesem Abend besonders groß.

Die Geduld wurde natürlich auch auf die Probe gestellt, denn das WWW zeigte sich seiner angemessenen Übertragung in die neudeutsche Sprache wirklich als das "WeltWeiteWarten".

Die Schüler hatten Spaß beim Lernen, sie konnten Neues entdecken, vielleicht ist in ihrem Bewußtsein etwas von dem Mythos "Internet" und den damit verbundenen Phantasien geschwunden und eine realistischere Betrachtungsweise des Netzes als Kommunikations- und Informationswerkzeug für Schule, Beruf und Freizeit hat sich eingestellt.

Die Hälfte der Teilnehmer (6 Schüler) will im kommenden Schuljahr in einer AG: "Internet-HTML-Club" auf neue Spurensuche mit mir ins Netz gehen - evtl. bereits in unserer Schule ?!... Ich bin gespannt und freue mich darauf.


Auswertung

"Prüfet alles, das Gute aber behaltet."

  1. Thessalonicher 5,21

Das Projekt war spannend und hat viel Arbeit gemacht - in allen Phasen (oder Fasen?!). Von der Vorbereitung (Ende April) bis zum Abschluß der Aufbereitung (Anfang August) war es ein faszinierendes Erlebnis - für die Schüler und für mich (Mit Langzeitwirkung?!). Als Ergebnis können zunächst die neun Schüler-Home-Pages und die neue Internet-AG unserer Schule gelten (Innovativ ist auf alle Fälle die Anrechnung der Internet-AG auf das Deputat der Lehrkraft durch die Schulleitung!).

Die teilnehmenden Schüler sind aber nun auch ent - täuscht (im Sinne von: "Einen klaren Durchblick bekommen") , und zwar insofern, als sie ihr Bild vom Internet, das ihnen bisher durch die Werbung, die AV- und der Print-Medien vermittelt wurde, infrage stellen müssen. Und das aus mehreren Gründen:

1. Technische, ökonomische und gesellschaftliche Standards

  • Die Meinungsmacher und Geschmacksbildner (opinion leaders) rufen bei ihren Adressaten oft (Allmachts- ?) Phantasien hervor, die sie software- und hardwaremäßig nicht erfüllen können - Gott sei Dank! Noch nicht?...

  • An den Universitäten - und erst recht an unseren Schulen - liegen die Standards gegenüber denen der realen Kommunikationswelt unserer Gesellschaft um Längen zurück (Aus ethischen oder ökonomischen Gründen?...Ich vermute, aus finanziellen Gründen ist das so, wie es ist!).

  • Die Investitionen in die kommunikationstechnischen Entwicklungspotenzen unserer Bildungseinrichtungen sind enorm unterentwickelt. (Welche Auswirkungen hat hier eigentlich das aktuelle Sparprogramm unseres Staates?).

  • Die Wirtschaft hat ein zu sehr auf kurzfristige Markt- und Finanzerfolge gerichtetes Interesse (Wer beherzigt eigentlich noch die grundgesetzlich verankerte, gesellschaftliche Verpflichtung des Privateigentums? Sind die Schulen vom Wohlwollen unserer Wirtschaft abhängig? Oder: Ist die Potenz unserer Wirtschaft überhaupt noch in irgendeiner Weise von der Qualität unseres Ausbildungssystems geprägt?).

  • Je mehr der ungezügelte und doch unvermeidbare Kommerz Einzug ins Internet hält, desto mehr müssen ethisch begründete und inhaltlich kompetente Inhalte im Internet präsentiert werden, denn mit den wachsenden technischen Möglichkeiten wird auch die Beeinflußung unserer Schülerinnen und Schüler, und damit schließlich auch unseres Gemeinwesens durch die Dienste des Internets zunehmen (Ich schätze, daß in drei bis fünf Jahren die unsichtbare, aber sehr wirksame Grenzlinie unserer Gesellschaft zwischen den Informationszugängern/Kommunikationsanwendern und den davon Ausgeschlossenen markiert wird!).

  • Die Technikfolgeabschätzung kann und sollte unbedingt durch den gesellschaftlichen Diskurs und durch entsprechende bildungspolitische Entscheidungen wirksam werden.

2. Konkrete Erfahrungen

  1. Die Teilnehmer (Schüler zwischen 12 und 16 Jahren) haben nach unserem Projekt ein größeres Problembewußtsein (bezüglich technischer, ökonomischer, gesellschaftlicher und ethischer Probleme= Sensibilisierung) entwickelt.

  2. Sie sind kompetenter geworden im Umgang mit dem neuen Medium "Internet".

  3. Sie haben den Konflikt der "ethisch/religiös begründeten Bindungen des eigenen Verhaltens gegenüber einem bindungslosen Egoismus" im Bereich der neuem Medienkultur erlebt, und durch die Netiquette eine ethisch/religiös tief begründete Alternative erfahren.

  4. Die Entdeckungen, der Spaß, die Freude beim Surfen (schließlich gehört auch ein gewisses Entdecker-, Spieler- oder Abenteurernaturell dazu) werden nicht über die Geburtswehen des Internets hinwegtäuschen; sie werden jedoch eine ernsthafte Beschäftigung und Auseinandersetzung mit diesem Medium als Kommunikations- und Informations-, als Forschungs- und Studienmedium durch unsere Kinder und Jugendlichen in die Wege leiten (Die Projektteilnehmer kamen teilweise eine Stunde früher zum Surfen ins RZ!).

  5. Damit das gelingt ist es nötig, daß sich Lehrerinnen und Lehrer allerFachbereiche dieser Herausforderung stellen (klingt sehr pathetisch, ist jedoch m.E. wahr).

  6. Eine Frage bleibt: "Warum fühlen sich Mädchen nicht angesprochen, bzw. sich weitgehend ausgeschlossen aus der Internet-Gemeinde?" (Für eine AG besser bedenken!)

  7. Ich habe sicherlich noch einiges vergessen, aber eines bestimmt nicht:

Ich lebe inmitten von Leben, das leben will.

Ehrfurcht vor dem Leben - auch und gerade im Internet -
(frei nach Albert Schweitzer)


Tip

Wer selbst einmal ein vergleichbares Projekt durchführen möchte, wende sich bitte an das Rektorat und das Rechenzentrum der nächsten Universität. Nach meiner Erfahrung sind die Leute sehr kooperativ.

Bitte bei der Zeitplanung beachten:Die Semesterferien eignen sich für ein solches Internet-Projekt am besten!

 


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Letztes Update dieser Seite: Samstag, 14. Oktober 2000


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