Heinrich Heines „Wintermärchen“

CAPUT III: Die Pointe

Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Feld

Nicht übel gefiel mir das neue Kostüm
Der Reuter, das muß ich loben,
Besonders die Pickelhaube, den Helm,
Mit der stählernen Spitze nach oben. (...)

Das mahnt an das Mittelalter so schön,
An Edelknechte und Knappen,
Die in dem Herzen getragen die Treu,
Und auf dem Hintern ein Wappen.

Das mahnt an Kreuzzug und Turnei,
An Minne und frommes Dienen,
An die ungedruckte Glaubenszeit,
Wo noch keine Zeitung erschienen.

Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt
Vom allerhöchsten Witze!
Ein königlicher Einfall wars!
Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze.

Nur fürchte ich, wenn ein Gewitter entsteht,
Zieht leicht so eine Spitze
Herab auf Euer romantisches Haupt
Des Himmels modernste Blitze!

[Auch wenn es Krieg gibt müßt Ihr Euch
Viel leichteres Kopfzeug kaufen!
Des Mittealters schwerer Helm
Könnt Euch genieren im Laufen.]

[Nur in der französischen Fassung]


CAPUT IV: Der Dom von Cöllen

dombaufest 1848

Das Kölner Dombaufest am 18. August 1848

"...die Vollendung des Kölner Domes, als "Denkmal deutscher Einheit" 1842 in Angriff genommen, wird von allen Seiten begrüßt und aktiv unterstützt" (Aus: Fragen an die deutsche Geschichte, Historische Ausstellung im Reichstagsgebäude in Berlin, 1984, Katalog, II/50)

Doch siehe dort im Mondenschein
Den kolossalen Gesellen!
Er ragt verteufelt schwarz empor,
Das ist der Dom von Cöllen. (...)

Er ward nicht vollendet - und das ist gut.
Denn eben die Nichtvollendung
Macht ihn zum Denkmal von Deutschlands Kraft
Und protestantischer Sendung.

Ihr armen Schelmen vom Domverein,
Ihr wollt mit schwachen Händen
Fortsetzen das unterbrochene Werk
Und die alte Zwingburg vollenden!

O törichter Wahn! Vergebens wird
geschüttelt der Klingelbeutel,
Gbettelt bei Ketzern und Juden sogar;
Ist alles fruchtlos und eitel.

Vergebens wird der große Franz Liszt
Zum Besten des Doms musizieren,
Und eine talentvoller König wird
Vergebens deklamieren!

Er wird nicht vollendet, der Cölner Dom,
Obgleich die Narren in Schwaben
Zu seinem Fortbau ein ganzes Schiff
Voll Steine gesendet haben.


Caput IV: Die Heiligen Drei Könige

Die Heilige Allianz
Die drei Schwarzen Adler: Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. schließen 1815 ein innen- und außenpolitisches Bündnis, das ihre drei Staaten zu "Gliedern ein und derselben christlichen Nation" machen sollte. Während der Befreiungskriege versprachen Preußen und Österreich ihren Bürgern Verfassungen zu geben.
Folgt meinem Rat und steckt sie hinein
In jene drei Körbe von Eisen,
Die hoch zu Münster hängen am Turm,
Der Sankt Lamberti geheißen. (...)

Zur Rechten soll Herr Balthasar,
Zur Linken Herr Melchior schweben,
In der Mitte Herr Gaspar - Gott weiß wie einst
Die drei gehaust im Leben!

Die heilige Allianz des Morgendlands,
Die jetzt kanonisieret,
Sie hat vielleicht nicht immer schön
Und fromm sich aufgeführet.

Der Balthasar und der Melchior,
Das waren vielleicht zwei Gäuche,
Die in der Not eine Konstitution
Versprochen ihrem Reiche,

Und später nicht Wort gehalten - Es hat
Herr Gaspar, der König der Mohren,
Vielleicht mit schwarzem Undank sogar
Belohnt sein Volk, die Toren!


Klaus Dautel, 2001

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Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz Themen-gerecht sein sollte.
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