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Die Unvollendete

Deutschland zwischen Einheit und Zweiheit

Lübbe Verlag (2010), 0 Seiten, ISBN: ISBN 978-3-7857

Die Unvollendete - Cover
Beatrice von Weizsäcker spricht mir in ihrem Buch über "Deutschland zwischen Einheit und Zweiheit" mit vielem aus dem Herzen. Dass die Bürgerrechtsbewegung so ganz ihren Einfluss auf die politische Entwicklung verlor, dass es ein Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes wurde und keine Einigung mit neuer Verfassung im Sinne des Artikels 146, beides steht der Vollendung der Einheit im Wege.
Beatrice von Weizsäcker spricht mir in ihrem Buch über "Deutschland zwischen Einheit und Zweiheit" mit vielem aus dem Herzen. Dass die Bürgerrechtsbewegung so ganz ihren Einfluss auf die politische Entwicklung verlor, dass es ein Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes wurde und keine Einigung mit neuer Verfassung im Sinne des Artikels 146, beides steht der Vollendung der Einheit im Wege.
Beachtenswert ist auch ihr Hinweis auf die fortbestehenden Unterschiede in Virginia (USA), wo die Trennung des Staates während des Amerikanischen Bürgerkrieges noch heute nach weit über 100 Jahren spürbar ist. Es muss mehr für die innere Einigung getan werden.
Dankbar bin ich auch für die Erinnerung an manche beschämende Vorgänge. Wie mit Bürgerrechtlern, mit Schriftstellern und Büchern aus der ehemaligen DDR umgegangen wurde, war ein Skandal. Dazu möchte ich kurz zitieren:
"Im Oktober 1990 folgte der Beitritt, und vorbei war es mit dem Interesse an östlichen Andersdenkenden. Das aufgestoßene Fenster war wieder zu, der aufrechte Gang gebrochen. [...] Schriftsteller hatten keine Lektoren mehr und schon gar keine Kritiker. Selbst Autoren wie Ulrich Plenzdorf, der zur Zeit der Teilung im Westen noch als Kronzeuge des östlichen Aufbegehrens gefeiert worden war, resig­nierten bald. Plenzdorfs westdeutscher Verlag verlor das Interesse an ihm, später lehnte auch das Femsehen seine Drehbücher immer wieder ab. »Ich habe die Auseinan­dersetzung über die Deutungshoheit östlicher Schicksale glatt verloren«, sagte er 2003, wenige Jahre vor seinem Tod, verbittert in einem Interview.
Der gesamten DDR-Kunst sei vorgeworfen worden, sie habe dem Staat gedient und das Unrechtsregime un­terstützt, resümiert die Publizistin Dahn in ihrem Buch »Wehe dem Sieger!« - »ob Malerei, Literatur, Film oder Theater«. Wie weit die Verachtung alles Östlichen ging, beschreibt sie an einem Beispiel, das im Westen kaum bekannt ist. Eine halbe Million druckfrischer Bücher wurden »an der Peripherie der Bücherstadt Leipzig auf Müllkippen entsorgt« - Klassiker, Werke antifaschis­tischer Exilanten, wissenschaftliche Literatur, Bildbände, sogar Noten von Bach. Sie alle wurden »zu Abfall degra­diert«, nur weil sie in der DDR gedruckt worden waren. Es war der westdeutsche Pfarrer Martin Weskott, der dies entdeckte und einen Großteil der Bücher rettete." (S.48-50)
Außerdem berichtet sie auch über viele Aktivitäten, die zur inneren Vereinigung beitragen sollen: Axel Schmidt-Gödelitz mit seinem Projekt der Ost-West-Biographien, zum Beispiel, der sich auch um deutsch-türkische Biographien kümmert. Jana Hensel mit ihrem Buch Zonenkinder von 2002, die Stiftung Demokratische Jugend mit ihren Projekten. Treffend ist in diesem Zusammenhang ihre These "Versöhnung braucht Wahrheit. Wahrheit ohne Chance auf Versöhnung führt zu nichts." (S.265)
Doch die tiefere Spaltung unserer Gesellschaft liegt meiner Meinung nach bei dem Umgang mit den Gefahren des Klimawandels, mit den daher sich abzeichnenden Kriegsgefahren, bei der tiefen sozialen Ungerechtigkeit auf der Welt (Jean Ziegler spricht von der "kannibalistischen Weltordnung") und den ebenfalls schmerzhaften sozialen Ungerechtigkeiten in Deutschland.
Dennoch könnte ich noch viel positiver über das Buch schreiben, gäbe es da nicht auch die Sätze "Darf es nur eine für alle gültige Geschichtsdeutung geben? Darf oder muss es nicht vielmehr verschiedene Auslegungen geben können. Ja, es darf und muss." und gleich darauf die ihnen völlig widersprechenden "Für die Zeit der Nazi-Diktatur ist die Frage der Geschichtsdeutung klar. Sie stellt sich erst gar nicht. Denn da gibt es nichts zu deuten." (S.266/67)
Sie ist keine Historikerin, deshalb bringt sie es fertig von dem "unsäglichen Historikerstreit" zu sprechen, "in dem es darum ging, Auschwitz zu relativieren" (S.25), als hätte nicht Jürgen Habermas den Streit mit genau der entgegengesetzten Absicht begonnen. Worum gingen denn die Diskussionen um die Thesen von Daniel Goldhagen und andererseits von Götz Aly wenn nicht um die Deutung dessen, was die NS-Diktatur möglich machte?
Die Unvollendete ist ein lesenswertes Buch. Das Wichtige ist, dass es Anstöße gibt, die einzelnen Schwächen sind demgegenüber unwichtig.

verfasst von Walter Böhme am 29.01.2011 | 1971-mal gelesen

Fachrichtungen: Gemeinschaftskunde Geschichte


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