Romantik & Lyrik Überlegungen und Arbeitsvorschläge

Gedicht(s)interpretation - Die Herausforderung!

Tipp: Stelle an den Text so viel Fragen wie möglich
und bringe die Antworten in eine übersichtliche Struktur!

Was sind die richtigen FRAGEN und was ist eine STRUKTUR?

Zuerst FRAGEN stellen!

I. DURCHLESEN, Gesamteindruck festhalten (Thema, Sprache, Typ) und Interpretationshypothese erstellen
II. UNTERSUCHUNGSRASTER für die Analyse:
  1. Wer spricht und aus welcher Perspektive?
    Was genau ist die Situation des 'lyrischen Ich' (Vorsicht: nicht des Autors!)?
    Wendet es sich an ein Gegenüber, spricht es zu sich selbst?
    Verändert sich das lyrische Ich im Gedicht, durchläuft es in seinem Sprechen verschiedene Phasen?
  2. FORM:
    • Zahl der Abschnitte (Strophen), Zeilenzahl (Verse), regelmäßiger, symmetrischer Aufbau?
      Oder: Strophen von unregelmäßiger Länge, ohne festes Reimschema, wechselnde Metren, freie Verse...
    • Reim: Paar-, Kreuz- oder umschlingender Reim
    • Metrum: jambisch, trochäisch, daktylisch; Versschlüsse:
    • Kadenz: klingend/stumpf; Zeilensprünge (Enjambements): Nicht/Übereinstimmung von Zeilenlänge und Satzgrammatik ...
    Zusammenfassung: Wie wirkt die Form? Streng, offen, steif, gekünstelt..
    Welche inhaltlichen Schlüsse lassen sich aus der Form ziehen?

  3. SPRACHE:
    • Satzbau, Wortwahl (Welche Wortarten herrschen vor?),
    • Stilfiguren: Anapher, Evokation (Oh, Ach, Weh mir!), Invokation (Herr, lass' mich nicht ...), Fragen, Emphasen ...
    • Bilder: Vergleich (als ob, wie wenn), Metapher, Symbole, Chiffre
    • Klangfiguren: Alliteration, Assonanz, Vokalthemen
    Zusammenfassende Charakterisierung der Sprache: bilderreich, blumig, dunkel, vieldeutig, ohne/mit bewegungsreichen Verben, veranschaulichende Adjektive, Dominanz der Substantive, statisch/dynamisch, vokalreich, klangvoll, aufdringlich (kr/gr/schr/pf/tsch)

  4. MOTIVE:
    • Gibt es Hauptmotive, Schlüsselmotive, vorherrschende Bewegungsabläufe?
    • Aus welchen Erfahrungs/Wirklichkeitsbereichen sind sie gewählt?
    • Wie fügen sich die einzelnen Motivbereiche zusammen?
      Antithetisch, steigernd, Aneinanderreihung?
    Es empfiehlt sich, bei der endgültigen Abfassung der Interpretation das Augenmerk auf die Abfolge der Motive und die gedankliche Entwicklung im Gedicht zu richten und zwar anhand einer Betrachtung von Strophe zu Strophe.
    Formuilerungshilfen:
    "Das Gedicht beginnt mit einer Schilderung der ...."
    "In den ersten Zeilen bereits wendet sich das lyrische Ich ..."
    "Die ersten beiden/drei ... Strophen/Zeilen bilden eine gedankliche Einheit, in welcher die Situation des lyrischen Ich ... Dies drückt sich auch in der Sprache aus, z.B. ..."
    "In der dritten Strophe verändert sich dann die Sichtweise/Perspektive des ... ein neuer Ton/ ein neuer Gedanke/ eine höhere Abstraktionsstufe ... wird erkennbar ..."
    "Während zuvor anschauliche Bilder/Vergleiche vorlagen, so wird nun ..."
    "Die letzte Strophe /letzten Zeilen fassen noch einmal ... /drücken ... aus / gipfeln in ... "
    Demgegenüber sollten Aussagen zu Form und Sprache in wenigen Sätzen und zusammenfassend vorweggeschickt werden. So z.B.:
    "Das Gedicht besitzt keine regelmäßige Struktur, die Strophen sind von unterschiedlicher Länge und bestehen aus freien Versen. Die Form ordnet sich dem freien Sprachfluss unter, die Gefühlsbewegtheit des lyrischen Ich will sich in keine feste Ordnung fügen."
    Oder:
    "Auffällig ist der Gegensatz zwischen der strengen Form des Gedichtes und den vorherrschenden Motiven. Sie weisen auf Untergang und Zuammenbruch von Ordnung hin. Es entsteht der Eindruck, als wollte der Dichter durch Formstrenge sich der auseinanderbrechenden Welt entgegenstemmen."
III. SCHLUSS:

Kurz und bündig - zum Ausschneiden und als Lesezeichen verwendbar!

SECHS FRAGEN AN EIN GEDICHT
WAS'N DAS?
Autor, Überschrift, Gedichttyp, Zeit, erster Eindruck, Stimmung:

WER spricht?
Perspektive des lyrischen Ich: Aus welchem Anlass/in welcher Situation/zu wem?

WOVON?
Thema, Motive, Gedichttyp

WIE?
Aufbau, Metrum, Reim, sprachliche Besonderheiten (Wortwahl, Wortarten und Klangfarben), Bilder (Vergleiche, Metaphern, Chiffren)

WAS GEHT?
Was entwickelt sich (Strophe für Strophe)? Nachvollzug des Gedankenganges; Wiederkehr und Verwandlung von Motiven, Bildern usw.

WAS SOLL'S?
Einordnung und Wertung: historischer Zusammenhang, Intention des Autors, persönliche Meinung.

(cc) Klaus Dautel

Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.
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