Das didaktisch-methodische Was, Warum und Wie?

Die Zielsetzungen des Projektes:
  • Es sollte ein sehr aktuelles literarisches Werk aus den Bestsellerlisten rezipiert werden (bevor wir uns in die klassischen Pflichtlektüren für das Abitur stürzen).
  • Die Arbeit sollte vor allen Dingen recherchierend (weniger interpretierend) angelegt sein: Wie funktioniert der literarische Markt, was gehört alles zum Umfeld eines literarischen Erfolges?
  • Des Weiteren sollte das literarische Genre Krimi genauer untersucht werden,
  • und über alledem sollte die Frage geklärt werden, was diesen Roman so erfolgreich werden ließ.
  • Hier die Vorgaben:

    I. Untersuchungen zu einer literarischen und kommerziellen Erfolgsgeschichte
    1. Die kurze Geschichte eines unerwarteten Erfolges: Pressestimmen und Preise. Lesen und untersuchen Sie die Rezensionen dieses Romanes und fassen Sie die Reaktionen zusammen. Welche Preise erhielt das Buch von wem und mit welcher Begründung. Suchen sie nach Gründen für diesen Bucherfolg.
    2. Die unbekannte Autorin A.M.Schenkel und der wagemutige Kleinverlag (Nautilus): Erstellen Sie ein Porträt von beiden.
    3. Alles nur geklaut? Ist der Bestseller »Tannöd« ein Plagiat? Der Journalist Peter Leuschner hat zwei Sachbücher über den Mordfall Hinterkaifeck verfasst und wirft der Autorin vor, von ihr abgeschrieben zu haben. Erklären Sie den Begriff Plagiat und verfolgen Sie diesen Fall.
    4. Regional-Krimis: Auf der Alm da gibt‘s doch Sünde? Erläutern Sie den Begriff Regio-Krimi, geben Sie Beispiele und wenden Sie den Begriff auf Tannöd“ an. Wo liegt und was ist die Oberpfalz‘, macht der Roman Gebrauch von sprachlichen und regionalen Eigenarten?
    5. Tannöd auf die Ohren: Beschreiben und bewerten Sie die Hörspiel-Fassung unter folgenden Gesichtspunkten: Beziehungen zur Textvorlage: Kürzungen, texttreue, Zusätze? Einsatz und Wirkung von akustischen Mitteln; Beschreibung Ihrerer Hörerfahrung; ausgewählte Hörszene mit Hörauftrag für alle; hat das Genre Hörspiel eine Zukunft? Wie und wann soll man Hörspiele rezipieren?
    6. Auf das Ende kommt es an: Der Schluss - befriedigend, erlösend oder enttäuschend? Sind alternative (Auf-)Lösungen denkbar? Hier dürfen Sie auch eigene Schreibversuche unternehmen oder eine Handlungsskizze entwerfen.
    7. »Kalteis», das Nachfolge-Projekt. Pressestimmen und persönliche Eindrücke. Gibt es erkennbare Marketing-Strategien? Auflage und Auflagehöhen.
    II. Einblicke in die Autorinnen-Werkstatt:
    1. Personen und ihre Verhältnisse: Wer kommt alles vor, wie sind die Personen sozial gestellt, welche Beziehungen unterhalten sie untereinander. (= Tableau)
    2. Arbeiten Sie den Bauplan oder die Struktur dieses Romans heraus und führen uns diese vor Augen. Wie ist die Positionierung, die Botschaft und die Wirkung der Litaneien darin zu interpretieren? Was ist eine Litanei? (= Übersichtsblatt)
    3. Sprachregister/Sprachvarietäten: Wer spricht wie? Suchen Sie die markantesten Sprachregister (Dialekt, Hochsprache, Umgangssprache, Sachsprache) heraus und stellen Sie deren sprachliche Merkmale dar. (= Übersichtsblatt)
    4. Das Genre: Krimi
      Lesen Sie die Genre-Beschreibung (Textarten - didaktisch 1998, S. 70/71) durch und fassen Sie das Wichtigste in einer Kurzdefinition zusammen (= 100 Wörter) Strukturelemente des Genres sind bzw. können sein: Tat – Opfer – Ermittler - Verdächtige(r) – Zeugen – Verhör – Befragung – Indizien – falsche Spur - Aufklärung – Festnahme – Strafe – Wiederherstellung von Ordnung und Gerechtigkeit. Erstellen Sie daraus ein Ablaufmuster für einen Musterkrimi und kontrastieren Sie diesen mit Tannöd. (= Diagramm/Grafik)
    5. Panorama einer dörflichen Nachkriegsgesellschaft:
      Verfolgen Sie drei der folgende Themen. Wo im Roman sind sie präsent, wie relevant sind sie für die Wirkung, die der Roman beim Leser hinterlässt.
      • Bäuerliches Leben in der Abgeschiedenheit
      • Inzest, Patriarchat, Macht
      • Formen von Religiosität und Aberglaube
      • Krieg und Nachkrieg (Fremdarbeiter, Mitläufertum, Vergangenheitsbewältigung)
      • Lebensumstände mittel- und heimatloser Männer und Frauen (Marie, Mich)
      • Eifersucht, Leidenschaft, Verlusterfahrung und Einsamkeit
    III. Vermutungen über den Erfolg dieses Romanes © Klaus Dautel, Okt./Nov. 2007