Sie wissen, was du tust
Marc Elsberg, blanvalet (2014), 480 Seiten, ISBN: 978-3-7645-0492-2
Cynthia Bonsant, eine britische Journalistin, gerät in einer rasanten und spannenden Handlung in den Sog neuer digitaler Entwicklungen, mit denen sie bis dahin eigentlich kaum etwas zu tun hatte. - Der Roman spinnt vieles, was heute schon vorhanden und möglich ist, weiter und stellt so eine Welt dar, die durchaus an Orwells "1984" erinnert, nur auf dem Hintergrund von Google, Facebook, NSA, Smartphones und Glasses.
Vom ersten Moment an befindet man sich als Leser in einer packenden Handlung. Diese spielt in einer nahen Zukunft, in der sich die Protagonisten vielfach auf unsere (digitale) Gegenwart beziehen. Auch wenn die Handlung selbst Fiktion ist, so bezieht sie sich eindeutig auf reale Begebenheiten unserer aktuellen Welt und nennt diese auch beim Namen, in Stichworten: Google, Facebook, NSA, Edward Snowden usw.
Neu in der Welt des Romans ist eigentlich nur die (aus unser Gegenwart weiter gedachte) zwischenzeitlich vielfache und schon selbstverständliche Präsenz von "Glasses", digitalen Datenbrillen, und ein erfolgreiches Start-Up-Unternehmen namens "Freemee" sowie "ZERO", eine Gruppe von Internetaktivisten im Geiste von "WikiLeaks", "Anonymus" und dergleichen.
Ich habe den Roman gerne gelesen, weil er spannend geschrieben ist. Die schnelle Handlung wird unterstrichen durch nahezu fehlende Überschriften. Der Handlungsverlauf ist streng chronologisch, abgesehen von gedanklichen Rückblenden einzelner Beteiligter. Spannung entsteht auch durch immer wieder erfolgende, umkommentierte Perspektivwechsel, die deutlich machen, wer am Geschehen interessiert und beteiligt ist.
Der Roman thematisiert nicht nur die Frage, was mit unseren Daten passiert und was möglich ist, sondern vor allen auch, wie wir selbst mit unseren Daten umgehen; in den Worten einer Romanfigur:
""Letztlich sind den meisten Menschen Bequemlichkeit und Sicherheit wichtiger als Freiheit und Unabhängigkeit. Damit wissen sie ohnehin nichts anzufangen."" (S. 456)
Dass eine Hauptfigur Asperger Autist ist, mag dramaturgisch passend sein. Aber ich frage mich gleichzeitig, ob es nicht ein unzulässiges Verschieben der eigentlich sehr überzeugend dargestellten gesellschaftlichen Problematik auf die Besonderheiten einer menschlichen Gruppe mit spezifischen Merkmalen ist, wenn ein Asperger Autist eine zentrale Rolle spielt. - Wäre der Roman nicht auch ohne dieses Merkmal gleichermaßen überzeugend gewesen?
Siehe auch meinen Beitrag zu "ZERO" in meinem Blog.
verfasst von Karl Kirst am 10.06.2014
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Fachrichtungen:
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