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Sprache im Fachunterricht

Eine Einführung in Deutsch als Zweitsprache und sprachbewussten Unterricht

Michalak / Lemke / Goeke, Narr (2015), 220 Seiten, ISBN: 978-3-8233-6843-4

Sprache im Fachunterricht - Cover
Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache, sprachsensibler Fachunterricht, Bildungssprache, Fachsprache, Vorbereitungskurse (VKL), Willkommensklassen, DaZ-Klassen, VABO usw. - die Situation ist recht plötzlich sehr komplex geworden und der Bedarf an Sprach- und Förderunterricht groß. Das erhöht auch den Stellenwert von Sprachwissen in der Lehrerausbildung. In einigen Bundesländern ist „Deutsch als Zweitsprache“ für Lehramtsstudent*innen schon als Pflichtveranstaltung eingeführt, in anderen Bundesländern ist dies (noch) den Lehrerausbildungsseminaren überlassen (BW, Bayern). Hier wie da herrscht Handlungs- und Nachholbedarf. Für die Lehrer-Anwärter im Studium oder im Referendariat, aber auch für „aktive Lehrkräfte aller Fachrichtungen“ haben die Autoren M. Michalak, V. Lemke und M. Goeke ein „Grundlagenwerk“ verfasst, das „in die Grundbegriffe, in aktuelle didaktische Ansätze und Methoden der sprachlichen Arbeit im Fachunterricht“ einführen möchte (S. 7). Es geht darin um mehr als DaF und DaZ, es geht vor allem um einen Fachunterricht, der sich seiner sprachlichen Anforderungen an die Schüler bewusst ist. Der dafür aktuelle Begriff lautet „sprachbewusster“ oder auch „sprachsensibler“ Fachunterricht.
Die Begriffe DaF, DaZ und „sprachsensibel“ sind klärungsbedürftig, auch wenn die Trennung nicht mehr ganz deutlich ist: Bislang galt DaF als Sprachunterricht, der im Ausland unter schulischen Lernbedingungen erteilt wird. Aktuell befinden sich viele Deutschlerner nicht im Ausland, sondern in Deutschland, aber nicht in einer deutsch-sprachigen Umgebung (Flüchtlingsheime, Aufnahmelager etc). Sie erhalten mehr oder weniger regulären Fremdsprachenunterricht (DaF).

Anders verhält es sich mit Menschen, meist Jugendlichen, die in Deutschland und in einer deutschsprachigen Umgebung groß geworden sind. Sie haben ihr Deutsch als zweite Sprache - meist nebenher - erworben, sie sind darin flüssig oder gar völlig unauffällig. Und oft ist ihr Deutsch nicht nur Zweitsprache, sondern die am besten beherrschte Sprache. Diese gerät aber dann an ihre Grenzen - und der Jugendliche in die Krise, wenn sie mit den sprachlichen Anforderungen der Schule konfrontiert sind: Mit Fachsprache und Fachvokabular, mit komplexeren Satzstrukturen, mit kompliziert formulierten Aufgaben oder mit der Verschriftlichung von Sachverhalten. Insbesondere die schriftlichen Anforderungen der Schule stellen eine große Hürde dar und können zum vorzeitigen Ende einer Schullaufbahn führen.

Die Autoren Michalak et.al. konzentrieren sich dementsprechend auf den Handlungsbedarf, der sich aus dieser Problematik für Lehrkräfte und Schulbuchautoren ergibt. Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert, welche jeweils mit einer Zusammenfassung und einigen Aufgaben abschließen.

Kapitel 1 „Deutsch lernt man im Deutschunterricht?“ beschäftigt sich mit den oben angesprochenen Begriffsklärungen und daraus resultierenden Lernsituationen. Das Fragezeichen weist auf den Sachverhalt hin, dass Deutsch in allen Unterrichtsprozessen und Fächern gefördert werden muss.

Kapitel 2 „Deutsche Sprache schwere Sprache?“ erläutert die Anforderungen und Stolpersteine der „Schulsprache“ im Vergleich zur Alltagssprache. Hier geht es um Bildungssprache, Fachsprachen, um BICS und CALP, um konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit.

Kapitel 3 „Schulbuchtext bedeutet guter Text?“ möchte für das Anforderungspotenzial fachspezifischer Lehrbuchtexte und Materialien sensibilisieren, so dass die Herausforderungen von Schulbuchtexten für eine heterogene Schülerschaft erkennbar werden (S.90 ff).

Beim letzten Kapitel „Fachunterricht gleich Sprachunterricht?“ muss man sich das Fragezeichen wegdenken: Das Kapitel vermittelt Prinzipien eines sprachbewussten Fachunterrichts und stellt didaktisch-methodische Ansätze dar. Hier geht es an praktischen Beispielen um „Scaffolding“, Conceptmapping usw.

Dem Anspruch als „Grundlagenwerk“ wird das Buch aus meiner Sicht gerecht. Der Fokus auf den schulischen Fachunterricht unterscheidet es von anderen DaZ-„Einführungbüchern“. Es zeichnet sich des Weiteren durch recht umfangreiches Anschauungsmaterial aus, durch viele kleine Beispiele von Schülertexten, die zur Illustration und Analyse eingebracht werden. Hinzu kommen reichlich Tabellen, Kästchen und die erwähnten Zusammenfassungen. Zu den Aufgaben gibt es auch Lösungen und am Schluss ein Glossar, in dem man noch einmal BICS und CALP und DaM und DaF, aber auch Grammatik-Termini nachschlagen kann.

Ein Bereich allerdings, der direkt oder indrekt hier auch von Belang ist, sollte nicht ganz unerwähnt bleiben: Das sind die Gegebenheiten oder auch Hindernisse, die mit dem Begriff „institutionelle Diskriminierung“ bezeichnet werden können! Dazu gehören das Rollenverständnis des Fachlehrers und des Faches („Ich als Mathematiker/Physiker/Historiker …“), die Überforderungssymptomatik („das auch noch?“), die selektiven Strukturen („der gehört nicht hierher“), das Image-Problem („Wir sind so und nicht anders“) und nicht zuletzt die Vorannahmen über „schwierige Klassen“ (weil hoher ‚Ausländeranteil‘).

Nicht unwichtig wären schließlich auch Aspekte der Schulentwicklung: Welche Maßnahmen kann eine Schule treffen, welche Vereinbarungen und Anreize kann sie schaffen, damit sprachbewusster Unterricht möglichst breit akzeptiert und praktiziert wird?

Das ist allerdings ein „weites Feld“ (siehe Fontane, Effi Briest, letzter Satz), das noch zu beackern wäre. Wir haben immerhin damit begonnen, es zu betreten.

verfasst von Klaus Dautel am 19.07.2016 | 4433-mal gelesen

Fachrichtungen: fächerübergreifend Deutsch


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