Inhalt,
Kapitel
1,
2,
3,
4,
5,
6,
7,
8,
9,
10,
11,
12,
13,
14,
15,
16,
17,
18,
19,
20,
Schlußwort,
Anmerkungen,
Nachwort
Copyright 1997.
Kurt Stüber
Zweites Kapitel.
Unser Körperbau.
Monistische Studien über menschliche und vergleichende
Anatomie. Uebereinstimmung in der gröberen und feineren
Organisation des Menschen und der Säugethiere.
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Inhalt: Grundlegende Bedeutung der Anatomie. Menschliche
Anatomie. Hippokrates. Aristoteles. Galenus. Vesalius. Vergleichende
Anatomie. Schleiden und Schwann. Kölliker. Virchow. Wirbelthier-Natur des
Menschen. Tetrapoden-Natur des Menschen. Säugethier-Natur des Menschen.
Placentalien-Natur des Menschen. Primaten-Natur
des Menschen. Halbaffen und Affen. Katarrhinen. Papiomorphen und
Anthropomorphen. Wesentliche Gleichheit im Körperbau des
Menschen und der Menschenaffen.
Alle biologischen Untersuchungen, alle Forschungen über die
Gestaltung und Lebensthätigkeit der Organismen haben
zunächst den sichtbaren Körper in«s Auge zu fassen, an
welchem uns die betreffenden morphologischen und physiologischen
Erscheinungen entgegentreten. Dieser Grundsatz gild ebenso für
den Menschen wie für alle anderen belebten
Naturkörper. Dabei darf sich die Untersuchung nicht mit der
Betrachtung der äußeren Gestalt begnügen, sondern sie
muß in das Innere derselben eindringen und ihre feineren
Bestandtheilen erforschen. Die Wissenschaft, welche diese grundlegende
Untersuchung im weitesten Umfange auszuführen hat, ist die
Anatomie.
Menschliche Anatomie. Die erste Anregung zur
Erkenntniß des menschlichen Körperbaues ging
naturgemäß von der Heilkunde aus. Da diese bei den
ältesten Kulturvölkern gewöhnlich von den Priestern
ausgeübt wurde, dürfen wir annehmen, daß diese
höchsten Vertreter der damalien Bildung schon im zweiten
Jahrtausend vor Christo und früher über ein gewisses
Maaß von anatomischen Kenntnissen verfügten. Aber
genauere Erfahrungen, gewonnen durch die Zergliederung von
Säugethieren und von diesem übertragen auf den Menschen
finden wir erst bei den griechischen Natur-Philosophen des sechsten
und fünften Jahrhunderts v. Chr., bei Empedokles (von
Agrigent) und Demokritos (von Abdera), von Allen aber den dem
berühmtesten Arzte des klassischen Altertums, bei
Hippokrates (von Kos). aus ihren und anderen Schriften
schöpfte auch (im vierten Jahr. v. Chr.) der große Aristoteles,
der hochberühmte "Vater der Naturgeschichte", gleich umfassend
als Naturforscher wie als Philosoph. Nach ihm erscheint nur noch ein
bedeutender Anatom im Altertum, der griechische Arzt Claudius
Galenus (von Pergamus); er entfaltete im zweiten Jahrhundert n.
Chr. in Rom unter Kaiser Marcus Aurelius eine reiche Praxis. Alle diese
älteren Anatomen erwarben ihre Kenntnisse zum
größten Theil nicht durch die Untersuchung des
menschlichen Körpers selbst - die damals noch streng verboten
war! -, sondern durch diejenige der menschenähnlichen
Säugthiere, besonders der Affen; sie waren also eigentlich
schon "vergleichende Anatomen".
Das Emporblühen des Christentums und der damit
verknüpften mystischen Weltanschauung bereitete der Anatomie,
wie allen anderen Naturwissenschaften, den Niedergang. Die
römischen Päpste, die größten Gaukler der
Weltgeschichte, waren vor Allem bestrebt, die Menschheit in
Unwissenheit zu erhalten, und hielten die Kenntniß des
menschlichen Organismus mit Recht für ein gefährliches
Mittel der Aufklärung über unser wahres Wesen.
Während des langen Zeitraums von dreizehn Jahrhunderten
blieben die Schriften des Galenus fast die einzige Quelle für
die menschliche Anatomie, ebenso wie diejenigen des Aristoteles
für die gesammte Naturgeschichte. Erst als im sechzehnten
Jahrhundert n. Chr. durch die Reformation die geistige
Weltherrschaft des Papismus gebrochen und durch das neue
Weltsystem des Kopernikus die eng damit verknüpfte
geocentrischen Weltanschauung zerstört wurde, begann auch
für die Erkenntniß des menschlichen Körpers eine neue
Periode des Aufschwungs. Die großen Anatomen Vesalius
(aus Brüssel), Eustachius und Fallopius (aus Modena)
förderten durch eigene gründliche Untersuchungen die
genaue Kenntniß unseres Körperbaues so sehr, daß
ihren zahlreichen Nachfolgern bezüglich der gröberen
Verhältnisse hauptsächlich nur Einzelheiten festzustellen
übrig blieben. Der ebenso kühne als geistreiche und
unermüdliche Andreas Vesalius (dessen Familie, wie der
Name sagt, aus Wesel stammte) ging bahnbrechend Allen voran; er
vollendete schon in seinem 28. Lebensjahre das große, einheitlich
durchgeführte Werk "De humani corporis fabrica", 1543; er
gab der ganzen menschlichen Anatomie eine neue, selbstständige
Richtung und sichere Grundlage. Dafür wurde Vesalius
später in Madrid - wo er Leibarzt Karls V. und Philipps II. war -
von der Inquisition als Zauberer zum Tode verurtheilt. Er rettete sich
nur dadurch, daß er eine Reise nach Jerusalem antrat; auf der
Rückreise erlitt er bei der Insel Zante Schiffbruch und starb hier
im Elend, krank und aller Mittel beraubt.
Vergleichende Anatomie. Die Verdienste, welche unser
neunzehntes Jahrhundert sich um die Erkenntniß des menschlichen
Körperbaues erworben hat, bestehen vor Allem in dem Ausbau
von zwei neuen, überaus wichtigen Forschungsrichtungen, der
"vergleichenden Anatomie" und der "Gewebelehre" oder
der "mikroskopischen Anatomie". Was zunächst die erstere
betrifft, so war sie allerdings schon von Anfang an mit der menschlichen
Anatomie eng verknüpft gewesen; ja die letztere wurde sogar
solange durch die erstere ersetzt, als die Sektion menschlicher Leichen
für ein todeswürdiges Verbrechen galt - und das war sogar
noch im 15. Jahrhundert der Fall! Aber die zahlreichen Anatomen der
folgenden drei Jahrhunderte beschränkten sich
größtenteils auf die genaue Untersuchung des menschlichen
Organismus. Diejenige hochentwickelte Disciplin, die wir heute
vergleichende Anatomie nennen, wurde erst im Jahre 1803 geboren, als
der große französische Zoologe George Cuvier (aus
Mömpelgard im Elsaß stammend) seine grundlegenden
"Lecons sur l«Anatomie comparée" herausgab und darin zum ersten Male
bestimmte Gesetze über den Körperbau des Menschen und
der Thiere festzustellen suchte. Während seine Vorläufer -
unter ihnen auch Goethe 1790 - hauptsächlich nur
das Knochengerüst des Menschen mit demjenigen der
übrigen Säugethiere eingehend vergleichen hatten,
umfaßte Cuvier«s weiter Blick die Gesammtheit der
thierischen Organisation; er unterschied in derselben vier große,
von einander unabhängige Hauptformen oder Typen:
Wirbelthiere (Vertebrata), Gliederthiere (Articulata),
Weichthiere (Mollusca) und Strahlthiere (Radiata). Für
die "Frage der Fragen" war dieser Fortschritt insofern epochemachend,
als damit klar die Zugehörigkeit des Menschen zum Typus der
Wirbelthiere - sowie seine Grundverschiedenheit von allen
anderen Typen - ausgesprochen war. Allerdings hatte schon der
scharfblickende Linné in seinem ersten "Systema naturae" (1735)
einen bedeutungsvollen Fortschritt gethan, daß er dem Menschen
definitiv seinen Platz in der Klasse der Säugethiere
(Mammalia) anwies; ja er vereinigte sogar in der Ordnung der
Herrenthiere (Primates) die drei Gruppen der Halbaffen,
Affen und Menschen (Lemur, Simia, Homo). Aber es
fehlte diesem kühnen, systematischen Griffe noch jene tiefere
empirische Begründung durch die vergleichende Anatomie, die
erst Cuvier herbeiführte. Diese fand ihre weitere
Ausführung durch die großen vergleichenden Anatomen
unsers Jahrhunderts, durch Friedrich Meckel (in Halle),
Johannes Müller (in Berlin), Richard Owen und
Thomas Huxley (in England), Carl Gegenbaur (in Jena,
später in Heidelberg). Indem dieser Letztere in seinen
Grundzügen der vergleichenden Anatomie (1870) zum ersten Male
die durch Darwin neu begründete Abstammungslehre auf
jene Wissenschaft anwendete, erhob er sie zum ersten Range unter den
biologischen Disciplinen. Die zahlreichen vergleichend-anatomischen
Arbeiten von Gegenbaur sind, ebenso wie sein allgemein
verbreitetes "Lehrbuch der Anatomie des Menschen", gleich
ausgezeichnet durch die gründliche empirische Kenntniß
eines ungeheueren Thatsachen-Materials, wie durch die umfassende
Verwerthung im Sinne der Entwickelungslehre. Seine kürzlich
erschienene "Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere" (1898) legt den
unerschütterlichen Grund fest, auf welchem sich unsere
Ueberzeugung von der Wirbelthier-Natur des Menschen nach allen
Richtungen hin klar beweisen läßt.
Gewebelehre (Histologie) und Zellenlehre (Cytologie).
In ganz anderer Richtung als die vergleichende, entwickelte sich im
Laufe unseres Jahrhunderts die mikroskopische Anatomie. Schon
im Anfange desselben (1802) unternahm ein französicher Arzt,
Bichat, den Versuch, mittels des Mikroskopes die Organe des
menschlichen Körpers in ihre einzelnen feineren Bestandtheile zu
zerlegen und die Beziehungen dieser verschiedenen Gewebe
(Hista oder Tela) festzustellen. Aber dieser erste Versuch
führte nicht weit, da ihm das gemeinsame Element für die
zahlreichen, verschiedenen Gewebe unbekannt blieb. Dies wurde erst
1838 für die Pflanzen in der Zelle von Matthias
Schleiden (in Jena) entdeckt und gleich darauf auch für die
Thiere von Theodor Schwann nachgewiesen, dem Schüler
und Assistenten von Johannes Müller in Berlin. Zwei andere
berühmte Schüler dieses großen und bahnbrechenden
Meisters, Albert Kölliker und Rudolf Virchow,
führten dann im sechsten Decennium des 19. Jahrhunderts (in
Würzburg) die Zellentheorie und die darauf
gegründete Gewebelehre für den gesunden und kranken
Organismus des Menschen im Einzelnen durch; sie wiesen nach, daß
auch im Menschen, wie in allen anderen Thieren, alle Gewebe sich aus
den gleichen mikroskopischen Formbestandtheilen, den Zellen,
zusammensetzen, und daß diese "Elementar-Organismen" die
wahren, selbstthätigen Staatsbürger sind, die zu Milliarden
vereinigt, unsern Körper, den "Zellenstaat", aufbauen. Alle diese
Zellen entstehen durch oft wiederholte Theilung aus einer einzigen,
einfachen Zelle, aus der "Stammzelle" oder "befruchteten Eizelle"
(Cytula). Die allgemeine Struktur und Zusammensetzung der
Gewebe ist beim Menschen dieselbe wie bei den übrigen
Wirbelthieren. Unter diesen zeichnen sich die Säugethiere, die
jüngste und höchst entwickelte Klasse, durch gewisse
besondere, spät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So ist z.
B. die mikroskopische Bildung der Haare, der Hautdrüsen, der
Milchdrüsen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz
eigenthümlich und verschieden von derjenigen der übrigen
Vertebraten; der Mensch ist auch in allen diesen feinsten
histologischen Beziehungen ein echtes Säugethier.
Die mikroskopischen Forschungen von Albert Kölliker und
Franz Leydig (ebenfalls in Würzburg) erweiterten nicht nur
unsere Kenntniß vom feineren Körperbau des Menschen und
der Thiere nach allen Richtungen, sondern sie wurden auch besonders
wichtig durch die Verbindung mit der Entwickelungsgeschichte der
Zelle und der Gewebe; sie bestätigen namentlich die wichtige
Theorie von Carl Theodor Siebold (1845), daß die
niedrigsten Thiere, die Infusorien und Rhizopoden, einzellige
Organismen sind.
Wirbelthier-Natur des Menschen. Unser gesammter
Körperbau zeigt sowohl in der gröberen als in der feineren
Zusammensetzung den charakteristischen Typus der Wirbelthiere
(Vertebrata). Diese wichtigste und höchst entwickelte
Hauptgruppe des Thierreichs wurde in ihrer natürlichen Einheit
zuerst 1801 von dem großen Lamarck erkannt; er
faßte unter diesem Begriffe die vier höheren Thierklassen
von Linné zusammen: Säugethiere, Vögel, Amphibien
und Fische. Die beiden niederen Klassen: Insekten und Würmer,
stellte jenen als "Wirbellose" (Invertebrata)
gegenüber. Cuvier bestatigte (1812) die Einheit des
Vertebraten-Typus und begründete sie fester durch seine
vergleichende Anatomie. In der That stimmen alle Wirbelthiere, von
den Fischen aufwärts bis zum Menschen, in allen wesentlichen
Hauptmerkmalen überein; sie besitzen alle ein festes inneres
Skelett, Knorpel- und Knochengerüst, und dieses besteht
überall aus einer Wirbelsäule und einem Schädel; die
verwickelte Zusammensetzung des letzteren ist zwar im Einzelnen sehr
mannigfaltig, aber im Allgemeinen stets auf dieselbe Urform
zurückzuführen. Ferner liegt bei allen Vertebraten auf der
Rückenseite dieses Axenskeletts das "Seelenorgan", das centrale
Nervensystem, in Gestalt eines Rückenmarks und eines Gehirns;
und auch von diesem wichtigen Gehirn - dem Werkzeuge des
Bewußtsein und aller höheren Seelenthätigkeiten! - gilt
dasselbe wie von der es umschließenden Knochenkapsel, den
Schädel; im Einzelnen ist seine Ausbildung und
Größe höchst mannigfaltig abgestuft, im Großen
und Ganzen bleibt die charakteristische Zusammensetzung dieselbe.
Die gleiche Erscheinung zeigt sich nun auch, wenn wir die übrigen
Organe unseres Körpers mit denen der anderen Wirbelthiere
vergleichen: überall bleibt in Folge der Vererbung die
ursprüngliche Anlage und die relative Lagerung der Organe
dieselbe, obgleich die Größe und Ausbildung der einzelnen
Theile höchst mannigfaltig sich sondert, entsprechend der
Anpassung an sehr verschiedene Lebensbedingungen. So sehen
wir, daß überall das Blut in zwei Hauptröhren kreist,
von denen die eine (Aorta) über dem Darm, die andere
(Principalvene) unter dem Darm verläuft, und daß durch
Erweiterung der letzteren an einer ganz bestimmten Stelle das
Herz entsteht; dieses "Ventral-Herz" ist für alle
Wirbelthiere ebenso charakteristisch wie umgekehrt das
Rückengefäß oder "Dorsal-Herz" für die
Gliederthiere und Weichthiere. Nicht minder eigenthümlich ist bei
allen Vertebraten die frühzeitige Scheidung des Darmrohres in
einen zur Atmung dienenden Kopfdarm (oder "Kiemendarm") und
einen die Verdauung bewirkenden Rumpfdarm mit der Leber
(daher "Leberdarm"); ferner die Gliederung des Muskelsystems, die
besondere Bildung der Harn- und Geschlechtsorgane u. s. w. In allen
diesen anatomischen Beziehungen ist der Mensch ein echtes
Wirbelthier.
Tetrapoden-Natur des Menschen. Mit der Bezeichnung
Vierfüßer (Tetrapoda) hatte schon
Aristoteles alle jene höheren, blutführenden Thiere
belegt, welche sich durch den Besitz von zwei Beinpaaren auszeichnen.
Später wurde dieser Begriff erweitert und mit der lateinischen
Bezeichnung Quadrupeda vertauscht, nachdem Cuvier
gezeigt hatte, daß auch die "zweibeinigen" Vögel und
Menschen eigentlich Vierfüßer sind; er wies nach, daß
das innere Knochengerüst der vier Beine bei allen höheren
landbewohnenden Vertebraten, von den Amphibien aufwärts bis
zum Menschen, ursprünglich in gleicher Weise aus einer
bestimmten Zahl von Gliedern zusammengesetzt ist. Auch die "Arme"
des Menschen, die "Flügel" der Fledermäuse und Vögel
zeigen denselben typischen Skelettbau wie die "Vorderbeine" der
laufenden, eigentlich vierfüßigen Thiere.
Diese anatomische Einheit des verwickelten
Knochengerüstes in den vier Gliedmaßen allen Tetrapoden ist
sehr wichtig. Um sich wirklich davon zu überzeugen,
braucht man bloß das Skelett eines Salamanders oder Frosches mit
demjenigen eines Affen oder Menschen aufmerksam zu vergleichen. Da
sieht man sofort, daß vorn der Schultergürtel und hinten der
Beckengürtel aus denselben Hauptstücken zusammengesetzt
ist wie bei den übrigen "Vierfüßern". Ueberall sehen
wir, daß das erste Glied des eigentlichen Beines nur einen einzigen
starken Röhrenknochen enthält (vorn den Oberarm,
Humerus; hinten den Obeschenkel, Femur); dagegen wird
das zweite Glied ursprünglich stets durch zwei Knochen
gestützt (vorn Ellbogen, Ulna, und Speiche, Radius;
hinten Wadenbein, Fibula, und Schienbein, Tibia).
Vergleichen wir dann weiter den verwickelten Bau des eigentlichen
Fußes, so überrascht uns die Wahrnehmung, daß die
zahlreichen, denselben zusammensetzenden, kleinen Knochen ebenfalls
überall ähnlich angeordnet und gesondert sind; vorn
entsprechen sich in allen Klassen der Tetrapoden die drei
Knochengruppen des Vorderfußes (oder der "Hand"): I. Handwurzel
(Carpus), II. Mittelhand (Metacarpus) und III. fünf
Finger (Digiti anteriores); ebenso hinten die drei Knochengruppen
des Hinterfußes: I. Fußwurzel (Tarsus), II.
Mittelfuß (Metatarsus) und III. fünf Zehen (Digiti
posteriores). Sehr schwierig war die Aufgabe, alle diese zahlreichen
kleinen Knochen, die im Einzelnen höchst mannigfaltig gestaltet
und umgebildet, theilweise oft verschmolzen oder verschwunden sind,
auf eine und dieselbe Urform zurückzuführen, sowie die
Gleichwerthigkeit (oder Homologie) der einzelnen Theile überall
festzustellen. Diese wichtige Aufgabe wurde erst vollständig von
dem bedeutendsten vergleichenden Anatomen der Gegenwart
gelöst, von Carl Gegenbaur. Er zeigte in seinen
"Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere"
(1864), wie diese charakteristische "fünfzehige Beinform" der
landbewohnenden Tetrapoden ursprünglich (erst in der
Steinkohlenperiode) aus der vielstrahligen "Flosse" (Brustflosse oder
Bauchflosse) der älteren, wasserbewohnenden Fische entstanden
ist. In gleicher Weise hatte Derselbe in seinen berühmten
"Untersuchungen über das Kopfskelett der Wirbelthiere" (1872)
den jüngeren Schädel der Tetrapoden aus der älteren
Schädelform der Fische abgeleitet, derjenigen der Haifische
(Selachier).
Besonders bemerkenswert ist noch, daß die ursprüngliche,
zuerst bei den alten Amphibien der Steinkohlenzeit entstandene
Fünfzahl der Zehen an allen vier Füßen - die
Pentadactylie - sich in Folge strenger Vererbung noch beim
Menschen bis auf den heutigen Tag conservirt hat.
Selbstverständlich ist dem entsprechend auch die typische Bildung
der Gelenke und Bänder, der Muskeln und Nerven der zwei
Beinpaare, in der Hauptsache dieselbe geblieben wie bei den
übrigen "Vierfüßern"; auch in diesen wichtigen
Beziehungen ist der Mensch ein echter Tetrapode.
Säugethier-Natur des Menschen. Die Säugethiere
(Mammalia) bilden die jüngste und höchst entwickelte
Klasse der Wirbelthiere. Sie sind zwar ebenso wie die Vögel und
Reptilien aus der älteren Klasse der Amphibien abzuleiten;
sie unterscheiden sich aber von allen diesen anderen Tetrapoden durch
eine Anzahl von sehr auffallenden anatomischen Merkmalen.
Aeußerlich tritt vor Allem die Haarbedeckung der Haut
hervor, sowie der Besitz von zweierlei Hautdrüsen:
Schweißdrüsen und Talgdrüsen. Aus einer lokalen
Umbildung dieser Drüsen an der Bauchhaut entstand
(während der Trias-Periode?) dasjenige Organ, welches für
die Klasse besonders charakteristisch ist und ihr den Namen gegeben
hat, das "Gesäuge" (Mammarium). Dieses wichtige
Werkzeug der Brutpflege ist zusammengesetzt aus den
Milchdrüsen (Mammae) und den Mammar-Taschen
(Falten der Bauchhaut); durch ihre Fortbildung entstanden die Zitzen
oder "Milchwarzen" (Masta), aus denen das junge Mammale
die Milch seiner Mitter saugt. Im inneren Körperbau ist besonders
bemerkenswerth der Besitz eines vollständigen Zwerchfells
(Diaphragma), einer muskulösen Scheidewand, welche bei
allen Säugethieren - und nur bei diesen! - die
Brusthöhle von der Bauchhöhle gänglich
abschließt; bei allen übrigen Wirbelthieren fehlt diese
Trennung. Durch eine Anzahl von merkwürdigen Umbildungen
zeichnet sich der Schädel der Mammalien aus, besonders
der Bau des Kieder-Apparates (Oberkiefer, Unterkieter und
Gehörknochen). Aber auch das Gehirn, das Geruchsorgan, das Herz,
die Lungen, die inneren und äußeren Geschlechtsorgane, die
Nieren und anderen Körpertheile zeigen bei den
Säugethieren besondere Eigenthümlichkeit im
gröberen und feineren Bau; diese alle vereinigt weisen
unzweideutig auf eine frühzeitige Trennung derselben von den
älteren Stammgruppen der Reptilien und Amphibien hin, welche
spätestens in der Trias-Periode - vor mindestens
zwölf Millionen Jahren! - stattgefunden hat. In allen diesen
wichtigen Beziehungen ist der Mensch ein echtes
Säugethier.
Placentalien-Natur des Menschen. Die zahlreichen Ordnungen
(12-33), welche die moderne systematische Zoologie in der Klasse der
Säugethiere unterscheidet, werden schon seit 1816 (nach
Blainville) in drei natürliche Hauptgruppen geordnet,
welchen man den Werth von Unterklassen zuspricht: I
Gabelthiere (Monotrema), II. Beutelthere
(Marsupialia) und III. Zottenthiere (Placentalia).
Diese drei Subklassen unterscheiden sich nicht nur in wichtigen
Verhältnissen des Körperbaues und der Entwickelung,
sondern entsprechen auch drei verschiedenen historischen
Bildungsstufen der Klasse, wie wir später sehen werden. Auf
die älteste Gruppe, die Monotremen der Trias-Periode, sind
in der Jura-Zeit die Marsupialien gefolgt, und auf diese erst in der
Kreide-Periode die Placentalien. Zu dieser jüngsten
Subklasse gehört auch der Mensch; denn er zeigt in seiner
Organisation Eigenthümlichkeiten, durch welche sich
sämmtliche Zottenthiere von Beutelthieren und den noch
älteren Gabelthieren unterscheiden. In erster Linie gehört
dahin das eigenthümliche Organ, welches der Placentaliengruppe
ihren Namen gegeben hat, der Mutterkuchen (Placenta).
Dasselbe dient dem jungen, im Mutterleibe noch eingeschlossenen
Mammalien-Embryo längere Zeit zur Ernährung; es besteht
in blutführenden Zotten, welche von der Zottenhaut
(Chorion) der Keimhülle auswachsen und in entsprechende
Grübchen der Schleimhaut des des mütterlichen
Fruchtbehälters (Uterus) eindringen; hier wird die zarte
Haut zwischen beiden Gebilden so sehr verdünnt, daß
unmittelbar die ernährenden Stoffe aus dem mütterlichen
Blute durch dieselbe hindurch in das kindliche Blut übertreten
können. Diese vortreffliche, erst spät entstandene
Ernährungsart des Keimes ermöglicht demselben einen
längeren Aufenthalt und eine weitere Ausbildung in der
schützenden Gebärmutter; sie fehlt noch den
Implacentalien, den beiden älteren Subklassen der
Beutelthiere und Gabelthiere. Aber auch durch andere anatomische
Merkmale, insbesondere die höhere Ausbildung des Gehirns und
den Verlust des Beutelknochen, erheben sich die Zottenthiere über
ihre Implacentalien-Ahnen. In allen diesen wichtigen Beziehungen ist
der Mensch ein echtes Zottenthier.
Primaten-Natur des Menschen. Die formenreiche Subklasse
der Placental-Thiere wird neuerdings in eine große Zahl von
Ordnungen getheilt; gewöhnlich werden deren 10-16
angenommen; wenn man aber die wichtigsten, in neuester Zeit
entdeckten, ausgestorbenen Formen gehörig berücksichtigt,
steigt ihre Zahl auf mindestens 20-26. Zur besseren Uebersucht dieser
zahlreichen Ordnungen und zur tieferen Einsicht in ihren
verwandtschaftlichen Zusammenhang ist es sehr wichtig, sie in
natürliche größere Gruppen zusammenzustellen, denen
ich den Werth von Legionen gegeben habe. In meinem neuesten
Versucht, das verwickelte Placentalien-System phylogenetisch zu
ordnen, habe ich zur Aufnahme der 26 Ordnungen 8 solche Legionen
aufgestellt und gezeigt, daß diese sich auf 4 Stammgruppen
zurückführen lassen. Diese letzteren sind wiederum auf eine
gemeinsame älteste Stammgruppe aller Placentalien
zurückführbar, auf die fossilen Urzottenthiere, die
Prochoriaten der Kreideperiode. Diese schließen sich
unmittelbar an die Marsupialien-Ahnen der Juraperiode an. Als
wichtigste Vertreter führen wir hier nur die Nagethiere, Hufthiere,
Raubthiere und Herrenthiere an. Zur Legion der Herrenthiere
(Primates) gehören die drei Ordnungen der Halbaffen
(Prosimiae), der echten Affen (Simiae) und der Menschen
(Anthropi). Alle Angehörigen dieser drei Ordnungen
stimmen in vielen wichtigen Eigenthümlichkeiten überein
und unterscheiden sich dadurch von den 23 übrigen Ordnungen
der Zottenthiere. Besonders zeichnen sie sich durch lange Beine aus,
welche ursprünglich der kletternden Lebensweise auf
Bäumen angepaßt sind. Hände und Füße
sind fünfzehig und die langen Finger vortrefflich zum Greifen und
zum Umfassen der Baumzweite geeignet; sie tragen entweder theilweise
oder sämmtlich Nägel (keine Krallen). Das Gebiiß ist
vollständig, aus allen vier Zahlreihen zusammengesetzt
(Schneidezähne, Eckzähne, Lückenzähne,
Backenzähne). Auch durch wichtige Eigenthümlichkeiten im
besonderen Bau des Schädels und des Gehirns unterscheiden sich
die Herrenthiere von den übrigen Zottenthieren, und zwar umso
auffälliger, je höher sie ausgebildet, je später sie in der
Erdgeschichte aufgetreten sind. In allen diesen wichtigen anatomischen
Beziehungen stimmt unser menschlicher Organismus mit demjenigen
der übrigen Primaten überein: der Mensch ist ein
echtes Herrenthier.
Affen-Natur des Menschen. Eine unbefangene gründliche
Vergleichung des Körperbaues der Primaten läßt
zunächst in dieser höchst entwickelten Mammalien-Legion
zwei Ordnungen unterscheiden: Halbaffen (Prosimiae oder
Hemipitheci) und Affen (Simiae oder Pitheci).
Die ersteren erscheinen in jeder Beziehung als die niedere und
ältere, die letzteren als die höhere und jüngere
Ordnung. Die Gebärmutter der Halbaffen ist noch doppel- oder
zweihörnig, wie bei allen übrigen Säugethieren; bei
den Affen dagegen sind rechter und linker Fruchtbehälter
völlig verschmolzen; sie bilden einen birnförmigen
Uterus, wie ihn außerdem nur der Mensch besitzt. Wie bei
diesem, so ist auch bei den Affen am Schädel die
Augenhöhle von Schläfengrube durch eine knöcherne
Scheidewand vollständig getrennt; bei den Halbaffen ist diese noch
gar nicht oder nur unvollständig ausgebildet. Endlich ist bei den
Halbaffen das große Gehirn noch glatt oder nur schwach gefurcht,
verhältnißmäßig klein; bei den Affen ist es viel
größer, und besonders der graue Hirnmantel, das Organ der
höheren Seelenthätigkeiten, ist viel besser entwickelt; an
seiner Oberfläche sind die charakteristischen Windungen und
Furchen um so mehr ausgeprägt, je mehr er sich dem Menschen
nähert. In diesen und anderen wichtigen Beziehungen, besonders
in der Bildung des Gesichts und der Hände, zeigt der Mensch
alle anatomischen Merkmale der echten Affen.
Katarrhinen-Natur des Menschen. Die formenreiche Ordnung
der Affen wurde schon 1812 von Geoffroy in zwei
natürliche Unterordnungen getheilt, die noch heute allgemein in
der systematischen Zoologie angenommen sind: Westaffen
(Platyrrhinae) und Ostaffen (Catarrhinae); erstere
bewohnen ausschließlich die westliche, letztere die östliche
Erdhälfte. Die amerikanischen Westaffen heißen
"Plattnasen" (Platyrrhinae), weil ihre Nase
plattgedrückt, die Nasenlöcher seitlich gerichtet und deren
Scheidewand breit ist. Dagegen sind die Ostaffen, welche die Alte
Welt bewohnen, sämmtlich "Schmalnasen"
(Catarrhinae); ihre Nasenlöcher sind wie beim Menschen
nach unten gerichtet, da ihre Scheidewand schmal ist. Ein weiterer
Unterschied beider Gruppen besteht darin, daß das Trommelfell bei
den Westaffen oberflächlich, dagegen bei den Ostaffen tiefer, im
Innern des Felsenbeins liegt; hier hat sich ein langer und enger
knöcherner Gehörgang entwickelt, während dieser bei
den Westaffen noch kurz und weit ist oder selbst ganz fehlt. Endlich
zeigt sich ein sehr wichtiger und durchgreifender Gegensatz beider
Gruppen darin, daß alle Katarrhinen die Gebiß-Bildung des
Menschen besitzen, nämlich 20 Milchzähne und 32
bleibende Zähne (in jeder Kieferhälfte 2
Schneidezähne, 1 Eckzahn, 2 Lückenzähne und 2
Mahlzähne). Die Platyrrhinen dagegen zeigen in jeder
Kieferhälfte einen Lückenzahn mehr, also in Ganzen 36
Zähne. Da diese anatomischen Unterschiede beider Affengruppen
ganz allgemein und durchgreifend sind, und da sie mit der
geographischen Verbreitung in den beiden getrennten
Hemisphären der Erde zusammenstimmen, ergiebt sich daraus die
Berechtigung ihrer scharfen systematischen Trennung, und weiterhin
der daran geknüpften phylogenetischen Folgerung, daß sei
sehr langer Zeit (seit mehr als einer Million Jahre) sich beide
Unterordnungen in der westlichen und östlichen Hemisphäre
getrennt voneinander entwickelt haben. Das ist für die
Stammesgeschichte unseres Geschlechts überaus wichtig; denn der
Mensch theilt alle Merkmale der echten Katarrhinen; er hat sich
aus älteren ausgestorbenen Affen dieser Unterordnung in der
Alten Welt entwickelt.
Anthropomorphen-Gruppe. Die zahlreichen Formen der
Katarrhinen, welche noch heute in Asien und Afrika leben, werden
schon seit langer Zeit in zwei natürliche Sectionen getheilt: die
geschwänten Hundsaffen (Cynopitheca) und
schwanzlosen Menschenaffen (Anthropomorpha). Diese
letzteren stehen dem Menschen viel näher als die ersteren, nicht
nur in dem Mangel des Schwanzes und in der allgemeinen Gestaltung
des Körpers (besonders des Kopfes), sondern auch durch
besondere Merkmale, die an sich unbedeutend, aber wegen ihrer
Beständigkeit wichtig sind. Das Kreuzbein ist bei den
Menschenaffen, wie beim Menschen, aus fünf verschmolzenen
Wirbeln zusammengesetzt, dagegen bei den Hundsaffen nur aus drei
(seltener vier) Kreuzwirbeln. Im Gebiß der Cynopitheken
sind die Lückenzähne (Praemolares) länger als
breit, in demjenigen der Anthropomorphen breiter als lang; und
der erste Mahlzahl (Molaris) zeigt bei den ersteren vier, bei den
letzteren dagegen fünf Höcker. Ferner ist im Unterkiefer
jederseits bei den Menschenaffen, wie beim Menschen, der
äußere Schneidezahn breiter als der innere, bei den
Hundsaffen umgekehrt schmäler. Endlich ist von besonderer
Bedeutung die wichtigste, erst 1890 durch Selenka festgestellte
Thatsache, daß die Menschenaffen mit dem Menschen auch die
eigenthümlichen feineren Bildungsverhältnisse seiner
scheibenförmigen Placenta, der Decidua reflexa und
des Bauchstiels theilen (vergl. Kap. 4).
Uebrigens ergiebt schon die oberflächliche Vergleichung der
Körperform der heute noch lebenden Anthropomorphen, daß
sowohl die asiatischen Vertreter dieser Gruppe (Orang und Gibbon), als
die afrikanischen Vertreter (Gorilla und Schimpanse) dem Menschen im
gesammten Körperbau näher stehen als sämmtliche
Cynopitheken. Unter diesen letzteren stehen namentlich die
hundsköpfigen Papstaffen (Papiomorpha), die
Paviane und Meerkatzen, auf einer sehr tiefen Bildungsstufe. Der
anatomische Unterschied zwischen diesen rohen Papstaffen und den
höchst entwickelten Menschenaffen ist in jeder Beziehung -
welches Organ man auch vergleichen mag! - größer als
derjenige zwischen den letzteren und dem Menschen. Diese lehrreiche
Thatsache wurde besonders eingehend (1883) von dem Anatomen
Robert Hartmann begründet in seiner Schrift über
"Die menschenähnlichen Affen und ihre Organisation im
Vergleiche zur menschlichen;" er schlug daher vor, die Affen-Ordnung in
anderer Weise einzutheilen, in die beiden Hauptgruppen der
Primarier (Menschen und Menschenaffen) und der eigentlichen
Simien oder Pitheken (die übrigen Katarrhinen und alle
Platyrrhinen). Jedenfalls ergiebt sich daraus die engste
Verwandtschaft des Menschen mit den Menschenaffen.
Die vergleichende Anatomie ergiebt somit für den unbefangenen
und kritischen Forscher die bedeutungsvolle Thatsache, daß der
Körperbau des Menschen und der Menschenaffen nicht nur im
höchsten Grade ähnlich, sondern in allen wesentlichen
Beziehungen derselbe ist. Dieselben 200 Knochen, in der gleichen
Anordnung und Zusammensetzung, bilden unser inneres
Knochengerüst; dieselben 300 Muskeln bewirken unsere
Bewegungen; dieselben Haare bedecken unsere Haut; dieselben Gruppen
von Ganglienzellen setzen den kunstvollen Wunderbau unseres Gehirns
zusammen; dasselbe vierkammerige Herz ist das centrale Pumpwerk
unseres Blutkreislaufs; dieselben 32 Zähne setzen in der gleichen
Anordnung unser Gebiß zusammen; dieselben
Speicheldrüsen, Leber- und Darmdrüsen vermitteln unsere
Verdauung; dieselben Organe der Fortpflanzung ermöglichen die
Erhaltung unseres Geschlechts.
Allerdings finden wir bei genauer Vergleichung gewisse geringe
Unterschiede in der Größe und Gestalt der
meisten Organe zwischen dem Menschen und Menschenaffen; allein
dieselben oder ähnliche Unterschiede entdecken wir auch bei der
sorgfältigen Vergleichung der höheren und niederen
Menschenrassen, ja sogar bei der exakten Vergleichung aller einzelnen
Individuen unserer eigenen Rasse. Wir finden nicht zwei Personen in
derselben, welche ganz genau dieselbe Größe und Form der
Nase, der Ohren, der Augen u. s. w. haben. Man braucht bloß
aufmerksam in einer größeren Gesellschaft diese einzelnen
Theile der menschlichen Gesichtsbildung bei zahlreichen
Personen zu vergleichen, um sich von der erstaunlichen Mannigfaltigkeit
in deren specieller Gestaltung, von der weitgehenden Variabilität
der Species-Form zu überzeugen. Oft sind ja bekanntlich selbst
Geschwister von so verschiedener Körperbildung, daß ihre
Abstammung von einem und demselben Elternpaare kaum glaublich
erscheint. Alle diese individuellen Unterschiede
beeinträchtigen aber nicht das Gewicht der fundamentalen
Gleichheit im Körperbau; denn sie sind nur bedingt
durch geringe Verschiedenheiten in Wachsthum der einzelnen
Theile.
Inhalt,
Kapitel
1,
2,
3,
4,
5,
6,
7,
8,
9,
10,
11,
12,
13,
14,
15,
16,
17,
18,
19,
20,
Schlußwort,
Anmerkungen,
Nachwort
Copyright 1997.
Kurt Stüber
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